2024-06-14T14:12:32.331Z

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Gingen erst nach der Saison baden: die Spieler des TuS Bonndorf II | Foto: Wolfgang Scheu
Gingen erst nach der Saison baden: die Spieler des TuS Bonndorf II | Foto: Wolfgang Scheu

Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen

Rückblick auf die Fußball-Kreisliga A2: SV Hölzlebruck erfüllt die Erwartungen und Absteiger SV Saig freut sich auf den Kunstrasen

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Hoffnungen, Erwartungen, Enttäuschungen – die Runde in der Kreisliga A2 war voll davon. Der Ball ruht seit ein paar Tagen, Puls und Adrenalin sind im Normbereich, die Emotionen heruntergefahren. Das ist das Klima, das sich für einen Rückblick anbietet. Für eine Analyse. Ohne zu viel Pathos.
SV Hölzlebruck
Die Erwartungen waren groß, die Mannschaft hielt dem Druck stand und wurde Meister. Nicht nur für Außenstehende waren die Schwarz-Gelben der große Meisterschaftsfavorit, nach dem dritten Platz im Vorjahr und dem Aufstieg des Ersten und Zweiten sahen sich auch Spieler und Trainer in der Pole-Position. Nach schwachem Beginn mit einem 0:0 auf eigenem Platz gegen den SSC Donaueschingen fand das Team immer besser zueinander und führte die Tabelle vom elften Spieltag bis zum Schluss an. „Druck war schon da. Alle haben was erwartet“, sagt der scheidende Trainer Wolfgang Andris, „alle Hoffnungen und Erwartungen haben sich aber erfüllt“. Eine Säule des Erfolgs war der „überragende Teamgeist“, der dieser Mannschaft innewohnt. Besser gehe es einfach nicht, sagt der Coach. Andererseits haben die Hölzlebrucker auch Ausnahmespieler in ihren Reihen, wie den ehemaligen Toptorhüter Rick Kiefer, der einst für den SC Freiburg Bälle fing. Beim HSV ist er Feldspieler. Starallüren? „Nein, überhaupt nicht. Besser kann man sich nicht integrieren“, sagt Andris. Oder Patrick Koch, der früher beim FC Neustadt laufstärkster Spieler war und diesen Titel auch in der Kreisliga A2 verteidigte. Eine Fußballweisheit besagt: Ein guter Sturm gewinnt Spiele, eine gute Abwehr Titel. Hölzlebruck hatte beides, den besten Sturm und die beste Abwehr. Besser kann ein geplanter Abgang für einen Trainer nicht sein: Andris geht als Meistermacher.


FC Neustadt
Die Landesligareserve, aufgestiegen in diese Klasse, hat eine famose Saison gespielt. Lediglich das letzte Spiel war „blamabel“, findet Trainer Oliver Mahler. Personell „auf dem Zahnfleisch“ sind die Neustädter in Immendingen angetreten, mit einem Sieg hätten sie noch am Gegner vorbeiziehen und Rang drei belegen können – und dann bekommen sie neun Dinger. Ein Ausrutscher. Ein kleiner Sportunfall. „Nach dem schnellen Rückstand hat sich die Mannschaft hängen lassen. Man kann verlieren, aber so kann man sich nicht präsentieren“, klagt Mahler. Er hat es verstanden, aus einem neu zusammengewürfelten Kader eine Einheit zu basteln. „Wir haben gesehen, was man als Aufsteiger leisten kann, wenn die mannschaftliche Geschlossenheit stimmt“, sagt Mahler, der auch kommende Saison das Team coachen wird. Beeindruckend ist die Heimbilanz: Der FC Neustadt II hat kein Heimspiel verloren und eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage hingelegt. Eugen Baibarak und Jörg Mahler verlassen das Team, Luca Eiche wird in der kommenden Hinrunde nicht zur Verfügung stehen. „Die ganze Saison ging es bei uns Schritt für Schritt vorwärts. Es ging stetig bergauf“, sagt Mahler, die Mannschaft scheint den Gipfel noch nicht erreicht zu haben.


SV St. Märgen
„Eine interessante Runde“ hat Wilfried Karle mit dem SV St. Märgen hinter sich. „Es macht mir Spaß, diese Mannschaft weiterzuentwickeln“, sagt der St. Märgener Trainer. Mit einem 3:2-Sieg beim Vizemeister SV Möhringen verabschiedete sich die Mannschaft aus der Runde und belegt im Schlussklassement den fünften Platz. Beim Spiel in Möhringen gerieten die St. Märgener durch ein Tor von Maximilian Bell in Rückstand. Karle stellte um, traf Maßnahmen, um den schnellen Möhringer Torjäger in den Griff zu bekommen. Sie fruchteten, Bell machte kein Tor mehr, St. Märgen drei. „Die Tore waren schön herausgespielt. Das waren konzentrierte Konter“, sagt Karle. Tief beeindruckt sei er vom Kampfgeist seiner Mannschaft, sie gebe nie auf, auch wenn es mal nicht so läuft. Gleiches lässt sich auch vom Trainer sagen: Karle macht einen unerschütterlichen Eindruck, der 40-Jährige ruht in sich. „Auch ich lerne in jedem Spiel dazu“, sagt er. Sein Ziel ist, die Leerphasen, die das Team immer wieder einstreut, zu reduzieren. Gelingt das, ist mehr möglich.


TuS Bonndorf
„Es war eine lehrreiche Zeit“, sagt Christian Kirchsteiger über die zurückliegende Saison, „wir mussten einige Herausforderungen stemmen“. Fürwahr. In der Hinrunde hatte die zweite Bonndorfer Mannschaft einen großen Kader, „wir waren fast überbesetzt“, sagt der Trainer des TuS II. In der Rückrunde herrschte jedoch Personalnot aus den verschiedensten Gründen, einige Spieler mussten in der ersten Mannschaft aushelfen. 35 Spieler kamen zum Einsatz, darunter auch AH-Spieler. Konstanz ist so nur schwer zu erreichen, Zusammenhalt schon: „Das Highlight war für mich die mannschaftliche Geschlossenheit in den Spielen und im Training“, sagt Kirchsteiger, „in unserer Zweiten spielen 25 Freunde“. Zu welchen Leistungen die Mannschaft fähig ist, zeigte sie in den Spielen gegen die Spitzenteams: Sieg gegen Bräunlingen, Sieg in Möhringen und Remis gegen den Meister SV Hölzlebruck. Kirchsteiger ist sehr vereinsverbunden, er wird seine Mission fortsetzen und die zweite Bonndorfer Mannschaft als Sprungbrett für junge Spieler weiterentwickeln. „Es ist eine reizvolle Arbeit, die mir viel Spaß macht“, sagt der Coach.


SV Gündelwangen
Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins musste die Mannschaft nach einem Aufstieg in die Kreisliga A nicht gleich wieder in die Kreisliga B absteigen. Ein Novum für den SV Gündelwangen, möglich gemacht hat den Klassenerhalt Nurhan Ardiclik, der die Mannschaft als Trainer zuvor auch schon zum Titel und Aufstieg geführt hatte. Ardiclik ist ein Beispiel dafür, dass die alte Rivalität in den jungen Köpfen nicht mehr drinsteckt. Denn der Trainer, der in Bonndorf wohnt, ist ein glühender Fan von Gündelwangen. Er schwärmt vom Ort („Superdorf“), vom Verein („Superverein“), von den Leuten. Das Derby zum Rundenende im Bonndorfer Waldstadion sei ein Fußballfest gewesen mit 250 bis 300 Zuschauern (das Spiel endete 2:0 für den TuS BonndorfII). Anschließend haben die Mannschaften zusammen gefeiert, der Bonndorfer Bürgermeister hatte 100 Liter Bier gestiftet. Berührungsängste sind überholt, „ich freue mich auf jedes Training in Gündelwangen“, sagt der Bonndorfer Nurhan Ardiclik. Auf dem engen Kunstrasen in Gündelwangen sei seine Mannschaft „eine Macht“ gewesen, da habe sie richtig gute Spiele gezeigt, „jedes Heimspiel war ein Highlight.“ 26 Punkte in 15 Spielen dokumentieren das. Auswärts hat sich das Team jedoch schwergetan und nur sieben Punkte in 15 Spielen errungen. Nur der SV Saig war mit vier Punkten schlechter. An der Auswärtsschwäche will der Coach feilen, ebenso an der Konstanz. „Das Feuer brennt nach wie vor“, versichert der Trainer.


FC Lenzkirch
Für den FC Lenzkirch ist die Saison noch nicht vorbei. Die Mannschaft muss, da sie Drittletzter geworden ist, gegen den FC Furtwangen II noch zwei Relegationsspiele bestreiten. Am Sonntag um 15 Uhr treffen die Lenzkircher im Schliechtstadion auf die Landesligareserve aus Furtwangen, das Rückspiel ist am darauffolgenden Samstag um 15.30 Uhr. Wenn der FC Schonach als Bezirksliga-Vizemeister nicht in die Landesliga aufsteigt – die Mannschaft hat das erste Relegationsspiel gegen Salem mit 0:1 verloren – steigt der Verlierer der Kreisliga-A-Relegation in die Kreisliga B ab. Den Kopf hat Trainer Tino Wehrle während der Saison als größten Gegner seiner Spieler ausgemacht, zu viele Gedanken sind auch in den beiden Abstiegsspielen nicht hilfreich. Alles geben und als Einheit auftreten, lautet das Motto. In den vergangenen Jahren hat sich der FC Lenzkirch immer entlang des Abgrunds bewegt, abgestürzt ist er nie. Das soll auch so bleiben.

SV Saig
„Oje“, sagt Ignazio Curia, als die Sprache noch einmal auf die vergangene Saison kommt. Am 17. Spieltag rutschte der SV Saig auf den letzten Platz zurück und gab ihn nicht mehr her. „Ein Abstieg tut immer weh“, sagt Curia, aber es ist nicht mehr dieser starke, akute Schmerz, denn die sportliche Degradierung in die Kreisliga B hat sich lange angekündigt. Die dünne Personaldecke war ein Manko, das die Saiger mit durch die Runde schleppten. Hinzu kamen die schweren Knieverletzungen von Nico Binder, Dominik Meise und Tobias Sigwarth. „Bei Mittwoch-Spieltagen mussten wir manchmal Spieler einsetzen, die noch nie in der ersten Mannschaft gespielt haben“, sagt Curia. 30 Spieler kamen zum Zug, einige wurden eigens reaktiviert. „Der Knackpunkt kam schleichend“, findet Curia. Die hohen Niederlagen zu Beginn der Frühjahrsrunde zogen dem SV Saig den Zahn. In einer Sitzung haben sie sich ausgesprochen und „einiges vorgenommen“ für die kommende Saison. Zumal sie im Zeichen des neuen Kunstrasenplatzes stehen wird. „Darauf freuen sich nicht nur die Gegner“, versichert Curia.
Aufrufe: 09.6.2015, 22:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor