Müsste man für Hin- und Hergerissenheit ein Fußballspiel erfinden, dann sähe es wohl genau so aus, wie das, das Schiri Hannes Muhme am Samstagnachmittag um kurz vor 16 Uhr in Hennigsdorf abpfeift. Nicht einmal die Trainer sind sich im Nachhinein so richtig sicher, ob das Unentschieden nun zwei verlorene oder ein gewonnener Punkt für das eigene Team ist. „Vor dem Spiel wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden gewesen“, versucht Gerd Pröger zusammenzufassen, wie die Lage für den FC 98 Hennigsdorf aussah, bevor das Spitzenteam aus Klosterfelde im Sportpark an der Fontanestraße anreiste. „Aber nach dem Spiel sage ich: Wir hätten hier auch drei Punkte holen können“. Das sagt der FC-98-Trainer deshalb, weil er zwar keine Hennigsdorfer Mannschaft sah, die den Gegner dominierte. „Aber die glasklaren Chancen hatten wir.“
Zum Beispiel diese eine in der 45. Minute: Peter Kimmel geht allein auf Klosterfeldes Keeper Dennis Tietz zu. Am Elfmeterpunkt schließt er ab. Genau in die Arme des Torwarts.
Oder diese von Steven Novark auf der anderen Seite in Halbzeit zwei: Auch er läuft mutterseelenallein auf das Tor von Tietz zu. „Er will den natürlich unbedingt machen“, ist sich Gerd Pröger sicher. Aber es bleibt beim Wollen. Tietz reagiert blitzschnell, als Novark versucht, das Leder an ihm vorbei zu schieben. Sichere Beute.
Bei jedem gehaltenen Ball wird der Klosterfelder Keeper gefühlt einen Zentimeter größer. „Er hat heute sehr gut gehalten“, bestätigt Danny Kukulies, Co-Trainer bei der Union.
Zum Spiel sagt Danny Kukulies so Dinge wie: „sowohl als auch“, „es hätte auch anders ausgehen können“ oder „einen verdienten Sieger habe ich nicht gesehen“.
Man merkt schnell, dass auch auf der Klosterfelder Bank die Hin- und Hergerissenheit überwiegt. Weil der Favorit hier nicht vollends überzeugen konnte zum Beispiel. Weil vor dem Tor zu selten der Abschluss gesucht wurde. „Obwohl wir das in der Halbzeit angesprochen haben“. Und weil „die zwingenderen Torchancen einfach Hennigsdorf hatte“, wie der Klosterfelder Co-Trainer offen zugibt.
Am Ende sagen beide, Pröger wie Kukulies, unisono: „Wir können mit dem Unentschieden leben“. Sie werden es müssen.