2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Heiko Herrlich stellte sich am Dienstag offiziell beim SSV Jahn Regensburg vor. Foto: Nickl
Heiko Herrlich stellte sich am Dienstag offiziell beim SSV Jahn Regensburg vor. Foto: Nickl

Heiko Herrlich mag Klartext und Lebkuchen

Der neue Jahn-Coach erzählt bei seiner Vorstellung einiges über sich, seinen Stil und die Ziele in Regensburg

Wie kam Heiko Herrlich an seinen neuen Job beim Jahn?

Der neue Coach des SSV Jahn berichtete bei seiner ersten Pressekonferenz, dass er vor mehreren Wochen mit seinem Berater Michael Meier, dem Ex-Manager von Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln, über die damals seit kurzem offene Trainerstelle in Regensburg gesprochen habe. Meier habe dann Kontakt zum SSV Jahn aufgenommen. Sportchef Christian Keller erzählte, dass Herrlich aber bereits vorher auf einer Liste von zehn Kandidaten stand, die der Verein für sich selbst erstellt hatte.

Mit diesen Trainern habe es jeweils ein persönliches Gespräch gegeben. Im zweiten Schritt habe Keller mit einem verkleinerten Kreis von Kandidaten auf der Basis von Videos über Spiele des Jahn gesprochen. Auch hier habe Herrlich dem Sportchef zufolge „einen hervorragenden Eindruck“ gemacht. Nach seiner persönlichen Vorstellung in einer größeren Runde mit Klubboss Hans Rothammer und weiteren Mitgliedern der Vereinsgremien habe Herrlich sofort den Zuschlag für die Stelle erhalten. „Ich habe ein ganz ausgezeichnetes Gefühl mit dieser Verpflichtung, sowohl von seiner fachlichen Ausrichtung wie auch von seiner Persönlichkeit her“, sagte Rothammer bei der Vorstellung des Trainers.

Wie ist Heiko Herrlich als Privatmensch?

In Regensburg stellte sich der gebürtige Schwarzwälder mit einem herzlichen „Servus“ vor. Der neue Coach wirkt top-fit. Er erzählt, dass er immer noch gerne und viel Sport treibt, nicht zuletzt ist eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen das Mountain-Biken in der freien Natur. Außerdem treffe er sich regelmäßig mit Freunden und schaue gerne mal einen Film an. Auf ein bestimmtes Genre sei er da nicht festgelegt, unter anderem faszinieren ihn aber gut gemachte Sportfilme. Der 44-Jährige ist geschieden. Aus dieser Beziehung stammen zwei Kinder. Mit seiner neuen Partnerin hat er zudem eine Tochter. Er zieht zunächst alleine nach Regensburg: „Ich werde mich hier voll und ganz auf diese neue Aufgabe konzentrieren“, sagt Herrlich, der bereits ein Appartement in der Domstadt hat: Er bezieht die Wohnung, die zuletzt sein Vorgänger Christian Brand benutzte. Lebkuchen wird man in dieser ab Januar aber nicht mehr finden. Die sind die große Schwäche Herrlichs („Könnte ich dauernd essen“), nach der Weihnachtszeit sei diese Gefahr aber wieder gebannt, meint er mit einem Schmunzeln.

Welche sportlichen Ziele hat der Jahn mit dem neuen Coach?

Der Coach redete bei seiner Vorstellung nicht um den heißen Brei herum. Der SSV Jahn habe große Ziele, und rund um den Verein gebe es eine genauso große Erwartungshaltung – das sei ihm bewusst: „Das Ziel ist natürlich, dass man in die 3. Liga aufsteigen will. Das ist, wenn man so ein wunderschönes Stadion und eine solche Fan-Szene hat, auch völlig normal und das nehme ich so an.“ Sportchef Keller untermauerte diese Einschätzung. Der Jahn wolle zurück in die 3. Liga, er müsse an diese Aufgabe allerdings auch mit Demut, gerade nach dem Abstieg, herangehen. „Und es ist noch keiner aufgestiegen, nur weil er immer davon gesprochen hat.“ Klubchef Hans Rothammer mahnte einen Neuanfang unter Herrlich an. Die negativen Erlebnisse der letzten Spiele vor der Winterpause seien aufgearbeitet, nun gelte es die „Reset-Taste“ zu drücken und mit einem neuen Cheftrainer durchzustarten.

Welchen Fußball will Herrlich in Regensburg spielen lassen?

Er habe bereits etliche Spiele des SSV Jahn aus dieser Saison auf Video studiert, erzählte Herrlich. Die Mannschaft habe großes Potenzial, sei zuletzt aber in einer „Abwärtsspirale“ gewesen. Als Erstes gelte es, diese zu stoppen. Dabei werde er zunächst in der Defensive ansetzen. Der Jahn habe für eine Spitzenmannschaft viel zu viele Gegentore bekommen. Um am Ende ganz oben zu stehen, müsse sich das ändern. Zudem werde er viele Einzelgespräche führen und den Spielern sagen, dass er eine klare Haltung von ihnen erwarte. Wer in der Regionalliga zu einem Auswärtsspiel fahre und nur daran denke, ein paar schöne Pässe zu machen, kriege ein Problem. Es gehe darum, für den Nebenmann zu laufen, Einsatz zu zeigen, auch wenn der nicht sofort allen auffalle – dies sei der Schlüssel zum Erfolg. Er selbst sei als Profi-Fußballer zumeist kein Häuptling im Team, sondern ein Indianer gewesen: „Dafür aber ein sehr guter.“ Die Bereitschaft, sich unterordnen und für das Team zu arbeiten, fordere er unbedingt ein. Und um auf diesen Weg zu kommen, werde er auch Klartext reden. Manchmal müsse man die Spieler aus der Komfortzone holen, erklärte Herrlich. Er scheue sich nicht davor, hier, wenn nötig, klar und direkt zu sein.

Welche Vorbilder als Trainer hat Heiko Herrlich?

Aus einer Reihe vieler sehr guter Trainer, die er erlebt habe, steche Ottmar Hitzfeld noch ein Stück heraus, erzählte Herrlich. Dieser habe ihn mit seiner Haltung, nie in Extreme zu verfallen, imponiert: „Er ist bei Erfolgen nicht abgehoben und hat sich bei Niederlagen nicht aus der Verantwortung gezogen.“ Zudem sei er immer, auch in schwierigen Situationen respektvoll mit den Spielern umgegangen. Dies habe ihn beeindruckt und geprägt.

Werden in der Winterpause noch neue Spieler kommen?

Herrlich betonte, dass er die Aufgabe beim Jahn auf der Basis des aktuellen Mannschaftskaders angenommen habe. Dieser sei auch sehr gut und wenn einige verletzte Spieler zurückkommen, auch in der Breite gut besetzt. „Wenn sich etwas ergeben sollte und ein guter Spieler, der uns weiter hilft, auf dem Markt ist, dann sind wir aber natürlich offen für Gespräche.“ Sportchef Keller wurde noch präziser. An der grundsätzlichen Planung, dass der Klub in der Winterpause noch zwei, drei Verstärkungen verpflichten will, habe sich nichts geändert. Schon in den kommenden Tagen werde hier vielleicht etwas bekannt gegeben.

Aufrufe: 023.12.2015, 02:43 Uhr
Jürgen ScharfAutor