2024-05-02T16:12:49.858Z

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Beim Haselünner SV hat es heute Durchsuchungen gegeben. Archivfoto: Leißing
Beim Haselünner SV hat es heute Durchsuchungen gegeben. Archivfoto: Leißing

Haselünner SV: Floss Geld auf schwarze Konten?

Durchsuchungen bei Vorstandsmitgliedern und Spielern

Ungebetenen Besuch haben am Dienstagvormittag Spieler und Verantwortliche des Haselünner SV bekommen. Der Zoll hat Durchsuchungen durchgeführt und Unterlagen beschlagnahmt.
„Die Durchsuchung hat heute stattgefunden“, bestätigt Volker Brandt, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück. Das sei durchaus üblich bei Sportvereinen. „Es besteht der Verdacht, dass neben den „Aufwandsentschädigungen“ Gelder an die Spieler geflossen sind, die eigentlich sozialversicherungs- und lohnsteuerpflichtig gewesen wären“, bestätigt Brandt. Nähere Informationen sind laut Staatsanwaltschaft zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht möglich. „Die Auswertung läuft. Das dauert alles seine Zeit“, beschreibt Brandt das Vorgehen. Das Ganze könne einige Monate dauern. Auch bei wievielen und welchen Spielern Durchsuchungen stattgefunden haben, konnte Brandt nicht sagen.

Fest steht, dass sowohl aktuelle als auch ehemalige Vorstandsmitgliedern von den Durchsuchungen betroffen waren. Wie Haselünnes stellvertretender Vorsitzender Günter Strotmann auf Anfrage erklärte, wurden seine gesamten HSV-Unterlagen beschlagnahmt – auch diejenigen, die er von seinem Vorgänger erhielt. Dazu zählen Aktenordner sowie Rechner und Festplatten. „Ich habe nichts mehr zuhause“, berichtet er. Strotmann ist seit einem halben Jahr im Amt. Klubchef Gerd Papenbrock war nach eigener Aussage nicht zuhause, als die Beamten klingelten. „Deshalb habe im momentan auch noch keine großen Details.“

Klar ist: Die Durchsuchungen stehen nicht in Zusammenhang mit der im März 2014 gestellten Selbstanzeige des HSV. „Sie rührt aus einer Geldwäscheverdachtsanzeige.“ Banken hätten den Verdacht geäußert, dass es Einzahlungen auf Konten gegeben hat. „Die werden dann routinemäßig von den Banken abgegeben“, erklärt Brandt das Vorgehen. Daraufhin habe man die Spur des Geldes verfolgt, so Brandt. „Deshalb besteht der Verdacht, dass dieses Geld letztendlich den Spielern des SV Haselünne zugutegekommen ist.“

Nähere Informationen kann die Staatsanwaltschaft zum derzeitigen Zeitpunkt nicht geben. „Die Auswertung läuft. Das dauert alles seine Zeit“, so Brandt. Das Ganze könne einige Monate dauern. Auch bei wievielen und welchen Spielern Durchsuchungen stattgefunden haben, konnte Brandt nicht sagen.

Brandt warnt davor, den Haselünner SV vorzuverurteilen. Vielmehr gelte die Unschuldsvermutung. „Das bedeutet nicht, dass das tatsächlich so ist, sondern es besteht nur der Anfangsverdacht.“ Die Staatsanwaltschaft habe sowohl zugunsten als auch zum Nachteil zu ermitteln. „Wenn solche Verdachtsmomente vorliegen, dann muss man denen nachgehen.“ Wer sich im Sportbereich auskenne, wisse, dass diese Dinge bei vielen Vereinen der Fall seien. Insbesondere bei Vereinen, die ein höher spielen. „Um den Spielern etwas zugutekommen zu lassen, wird die eine oder andere Zuwendung gegeben“, so Brandt. „Nur was dann immer außer acht gelassen wird, ist der Umstand, dass dafür eventuell auch Lohnsteuern und Sozialversicherungsabgaben abzuführen sind.“

Wie im März 2014 bekannt wurde, hatte der Haselünner SV wenige Wochen zuvor Selbstanzeige beim Finanzamt gestellt. Aufgrund der gestiegenen Aufwände im zweiten Halbjahr habe man Ende des Jahres 2013 die Hilfe eines Steuerberaters in Anspruch genommen, da das Steuerrecht für Vereine höchst kompliziert sei, ließ der HSV verlauten. Auf Empfehlung des Steuerberaters sei vorsorglich eine Selbstanzeige beim Finanzamt eingereicht worden, um genügend Zeit für die Aufbereitung der Daten zu haben. Die Berechnung des Steuerberaters ergab eine zu erwartende Zahlung an das Finanzamt und die Sozialkassen in Höhe eines mittleren vierstelligen Betrags, der nach Angaben des Vereins bereits vorsorglich abgeführt wurde.

Der Haselünner SV ist nicht der erste Verein im Emsland, der Besuch vom Zoll bekommen hat. 2011 gab es wegen des Anfangsverdachts des Vorenthaltens von Arbeitsentgelt Durchsuchungen beim SV Holthausen/Biene. Wie mehrfach berichtet, muss der Fußball-Landesligist rund 390000 Euro an das Finanzamt und die Sozialkasse nachzahlen, weil im Zeitraum zwischen 2007 und 2011 Lohnsteuer und Sozialabgaben für die Spielergehälter nicht ordnungsgemäß abgeführt worden sind.
Aufrufe: 027.1.2015, 16:47 Uhr
Dieter Kremer / Redaktion EmslandsportAutor