2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Der SSV Jahn Regensburg hat sich gegen Preußen Münster den Relegationsplatz gesichert und feierte nach dem Spiel mit seinen Fans. F: Siering
Der SSV Jahn Regensburg hat sich gegen Preußen Münster den Relegationsplatz gesichert und feierte nach dem Spiel mit seinen Fans. F: Siering

Jubel: Der SSV spielt in der Relegation

Andreas Geipls verwandelter Handelfmeter beschert dem SSV den 1:0-Sieg in Münster +++ Die Saison geht in die Verlängerung

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Für den SSV Jahn Regensburg geht die Saison in die Verlängerung! Am 38. und letzten Spieltag der 3. Fußball-Liga erreichten die Schützlinge von Trainer Heiko Herrlich mit einem verdienten 1:0 (0:0)-Sieg beim SC Preußen Münster die erträumte Aufstiegsrelegation. Dass sich der 1. FC Magdeburg zeitgleich gegen die Sportfreunde Lotte mit 2:0 durchsetzte, spielte keine Rolle mehr.

Der SSV Jahn hielt den Rivalen im Rennen um Platz drei mit 63 zu 61 Zählern auf Distanz. Vor 7008 Zuschauern im Preußenstadion gelang Andreas Geipl in der 83. Spielminute per Handelfmeter das goldene Tor für den SSV Jahn, das auf der Bank und beim Anhang Jubelstürme auslöste. Am kommenden Freitag und folgenden Dienstag messen sich die Regensburger mit dem Drittletzten der zweiten Liga, der am Sonntag ermittelt wird.

„Ich freue mich natürlich riesig, dass wir diese Hürde genommen haben. Das Spiel war ein Spiegelbild unserer Saison. Manchmal sind wir in den entscheidenden Situationen nicht effizient genug“, bilanzierte Herrlich und fügte hinzu: „Ein Eckenverhältnis von 13:2 für uns spricht einfach Bände.“ Wer nun der Gegner in der Relegation sein wird, das will Herrlich am Sonntag ganz entspannt verfolgen. Eine Präferenz gibt es offiziell nicht, aber ein Duell mit den Münchner Löwen wäre natürlich ein Highlight in der Jahn-Historie. Münsters Coach Benno Möhlmann sagte: „Glückwunsch! Heute hat man gesehen, dass Regensburg ein Stück weiter ist als wir.“

Finster entschlossen aus dem Bus

16 Grad, trocken, sonnig bis locker bewölkt: Die äußeren Bedingungen in Deutschlands fahrradfreundlichster Stadt stimmten, als sich der SSV Jahn in Westfalen im Fernduell um Rang drei mit Magdeburg abstrampelte. Die Spannung im Regensburger Lager war im Vorfeld fast mit Händen zu greifen. Erik Thommy & Co. trafen kurz vor zwölf mit dem Mannschaftsbus am Städtischen Stadion an der Hammer Straße ein, die Mienen finster entschlossen und jene Fokussierung ausstrahlend, die der Trainer gefordert hatte.

Heiko Herrlich schickte die erwartete Formation auf den Platz. Der gegen Chemnitz gelbgesperrte Sebastian Nachreiner ersetzte Markus Palionis und rückte in der Innenverteidigung an die Seite von Marvin Knoll. Ali Odabas, der an einer leichten Zerrung im Knie laboriert hatte, war rechtzeitig fit und nahm auf der Bank Platz.

Die zweitstärkste Heimmannschaft der dritten Liga gegen die drittstärkste Auswärtsmannschaft: In dieser Beziehung gab die Statistik wenig Vorzeichen her. Da Münster ebenso wie der Jahn eine starke Rückrunde hingelegt hatte, war zudem kein klarer Trend auszumachen. Münster begann tief stehend, war offensichtlich auf Konter aus. Ein solcher hätte leicht den frühen Rückstand für die Regensburger bedeuten können. Tobias Rühle entwischte Marcel Hofrath, war frei durch, hob den Ball aber übers Tor (5.).

Pentke kollidierte bei Rettungstat mit Nachreiner

Hofrath mit einem Weitschuss und zweimal Kolja Pusch mit einem gefährlichen Kullerball sowie aus der Distanz hatten die ersten Gelegenheiten für den Jahn, der mehr Spielanteile hatte, sich aber erst durchs Dickicht im Mittelfeld wühlen musste. In der 15. Minute war die Jahn-Führung zum Greifen nahe. Benedikt Sallers Schuss nach Vorarbeit von Jann George klatschte an den Pfosten, Marco Grüttner setzte den Nachschuss über den Kasten. Der SC Preußen blieb derweil seiner Kontertaktik treu. Keeper Philipp Pentke lenkte einen Kopfball von Rühle gerade noch so übers Tor. Bitter für den Jahn: In der 28. Minute musste der nach einem mit Gelb bestraften Foul von Jeron Al-Hazaimeh Stürmer George das Feld räumen, Uwe Hesse kam. Fast hätten die Regensburger eine weitere Schwächung erfahren. Pentke kollidierte bei einer Rettungstat mit Nachreiner, dieser blieb angeschlagen liegen, rappelte sich aber wieder auf.

Die linke Abwehrseite des SSV Jahn blieb die neuralgische, da Hofrath seinen quirligen Widerpart Rühle nicht in den Griff bekam. Und vorne summierte sich nun das Pech. Grüttner taf direkt und volley erneut den Pfosten des Münsteraner Tors. Marc Lais schlug das Leder wenig später unbedrängt in die Wolken statt ins Netz. Zur Halbzeit wäre die so dringend erwünschte Jahn-Führung absolut in Ordnung gegangen. Wenigstens war in Sachsen-Anhalt zeitgleich noch alles im Lot. 1. FC Magdeburg gegen die Sportfreunde Lotte: torlos nach 45 Minuten.

Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder, dessen Bruder Malte in Münster als sportlicher Leiter fungiert, diskutierte im VIP-Raum in der Pause angeregt - wohl unter anderem über die Tatsache, dass die Regensburger auswärts 7:1-Ecken in 45 Minuten erspielt hatten. Unverändert kamen beide Teams aus den Kabinen in der altehrwürdigen Preußen-Arena; mit der Betonung auf alt.

Nur sporadisch Zugriff

Es ging weiter wie gehabt: Grüttners Schuss aus der Drehung wurde zur leichten Beute von Torhüter Patrick Drewes, der zudem einen Ball von Marc Lais mit den Fingerspitzen neben das Tor ablenkte. Münster fand in dieser Phase nur mehr sporadisch Zugriff auf die Partie. Fast schien die Begegnung sanft zu entschlummern, da auch die Regensburger nicht die letzten Reserven herauskitzelten. Auch nach gut einer Stunde war in Mageburg noch kein Tor gefallen. Alles im grünen Bereich also!

Doch dann die Hiobsbotschaft aus der Ferne: Magdeburg führt durch Michel Niemeyers Tor. Der Jahn rutscht in der Blitztabelle auf den undankbaren vierten Platz, punktgleich zwar, aber mit dem schlechteren Torverhältnis. Kam das Signal bei der Mannschaft an? Heiko Herrlich nahm Kolja Pusch vom Platz und brachte Andre Luge für die Offensive (70.). Sechs Minuten später kam Haris Hyseni für Lais. Magdeburgs Floria Kath erhöhte derweil gegen Lotte auf 2:0.

Nun musste zwingend ein Regensburger Sieg her. Und dieser gelang - typisch Jahn! - mit einem Krafakt kurz vor Schluss. Nach Hofraths Schuss sah Schiedsrichter Sascha Stegemann Münsters Stephane Tritz mit der Hand am Ball und entschied auf Handelfmeter. Geipl verwandelte souverän und avancierte zum Helden des Tages. Und zum Schluss entschied Stegemann zurecht auf Abseits, als Al-Hazaimeh den vermeintlichen Preußen-Ausgleich erzielt hatte. Dramatik bis zum Schluss! Mit einem Happyend für den Jahn. Übrigens: Herrlich lenkte den Blick gleich wieder auf das Wesentliche. Ein Bierchen auf der Heimfahrt war seinen Spielern nicht gestattet.

Aufrufe: 020.5.2017, 17:00 Uhr
Heinz Gläser/mgAutor