2024-05-08T14:46:11.570Z

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Haal trifft von der Mittellinie aus ins Tor

In der Landesliga besiegte der 1. FC Kleve den PSV Wesel-Lackhausen mit 7:2 (1:1). Nach einem so hohen Sieg der Heimmannschaft sah es eine Stunde lang nicht aus.

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Wer am Sonntagnachmittag keinen Platz unter dem schützenden Tribünendach fand, der konnte sich bei dem lang anhaltenden Regen gar nicht dagegen wehren, dass er nach kurzer Zeit aussah wie der sprichwörtlich begossene Pudel.
Dem Klever Trainer Thomas von Kuczkowski ging es da nicht anders als seinem Weseler Kollegen Björn Assfelder, der sich mit Beginn dieser Saison an eine neue Rolle zu gewöhnen hat. Der ehemalige Spieler des PSV Wesel-Lackhausen, der den Staffelstab seines Vorgängers Roger Rütter übernommen hat, gibt von nun an die Kommandos vom Spielfeldrand aus.

Von dort durchlebte der 32-Jährige gewissermaßen ein Wechselbad der Gefühle. Nach dem Abpfiff stand er tropfnass auf dem Rasen und ließ im Gespräch die vorangegangenen ereignisreichen 90 Minuten Revue passieren. Wenn er in diesem Moment den Kopf gedreht hätte, dann wäre ihm die Anzeigetafel ins Auge gefallen. Lange nach Spielschluss stand dort noch das Ergebnis zu sehen.

Die Gäste aus der Hansestadt hatten den Saisonauftakt mit 2:7 verloren. "Die Niederlage geht in Ordnung, die Höhe ist etwas kurios. Denn eine Stunde lang haben wir vieles gut gemacht", stellte Assfelder fest, dem aber auch die Fehler seiner Mannschaft nicht verborgen geblieben waren. Beispielsweise der verschossene Strafstoß in der fünften Spielminute nach einem angeblichen Foulspiel des Klevers Tim Haal im eigenen Strafraum. FC-Keeper Sascha Horsmann bekam gerade noch die Fäuste an den halbhoch geschossenen Strafstoßes des Weselers Necati Güclü und lenkte den Ball gegen den Außenpfosten.

Der Gastgeber kam auf dem schwer bespielbaren nassen Untergrund zwar auch zu einigen Tormöglichkeiten, hatte aber weit mehr damit zu tun, bei dem aggressiven Gegenpressing des PSV den eigenen Spielryhthmus zu finden. Als nach einer guten halben Stunde eine Ecke des Weseler Kapitäns Dario Floris in den FC-Strafraum segelte und im Zentrum keiner der Rot-Blauen den Ball verteidigen konnte, war als Letzter der stämmige Viktor Klejonkin zur Stelle und erzielte die Weseler Führung. Es dauerte danach etwas, ehe sich die Klever ihrer spielerischen Mittel besannen. Unnötig oft rieben sie sich in den Zweikämpfen auf oder ließen sich von der übertriebenen Theatralik Weseler Spieler und einiger fragwürduiger Entscheidungen des Schiedsrichters aus dem Konzept bringen.

Aus Sicht des 1. FC Kleve fiel dann zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt der 1:1-Ausgleichstreffer. Als Pascal Hühner, der etatmäßige Eckenspezialist von der linken Seite, an der Seitenauslinie behandelt wurde, übernahm Mike Terfloth die Aufgabe. In seine scharfe Hereingabe preschte am verlängerten Pfosten der nach vorne gestartete Tim Haal und rammte die Kugel mit dem Kopf aus kurzer Distanz zum 1:1 (45.) in die Maschen des Tores.

Beide Mannschaften standen nach der Pause vielleicht 60 Sekunden wieder auf dem Platz, da legte sich der Klever Levon Kurikciyan in Höhe der linken Strafraumecke einen direkten Freistoß zurecht und zwirbelte ihn anschließend bildschön über die Abwehrmauer hinweg ins Tor. In diesem Moment schien der gebürtige Armenier mit sich und der Fußballwelt wieder im Reinen zu sein. Als zwei Minuten später Wesels Torwart Sebastian Kaiser nach einer Rückgabe über den Ball schlug, war Kurikciyan wieder zur Stelle. Jetzt hieß es 3:1.

Mit der Einwechslung des Weselers Christopher Abel versuchte der Gast die sich abzeichnende Niederlage noch einmal abzuwenden. Durch einen abermals zweifelhaften Foulelfmeter verkürzte Oliver Vos auf 2:3 (66.). Wenig später musste FC-Keeper Horsmann nach einem Schuss von Güclü eine weitere Kostprobe seines Könnens aufbieten, um den Ball aus halblinker Position über die Querlatte zu lenken. "Wir müssen das Heft wieder in die Hand bekommen", forderte FC-Coach von Kuczkowski Mike Terfloth auf. Kleve wankte, fiel jedoch nicht. Auch ein Verdienst des Kapitäns Fabio Forster, der eine Viertelstunde vor Schluss mit einem herrlichen Pass aus dem eigenen Halbfeld in die Schnittstelle der PSV-Abwehr Pascal Hühner auf die Reise schickte, der mit dem Spielgerät noch ein, zwei Meter lief und anschließend zum 4:2 (74.) einnetzte.

Was kaum einer im Stadion für möglich gehalten, die Begegnung wurde für die Heimmannschaft jetzt noch zu einem fröhlichen Scheibenschießen. In der 79. Minute flankte Kurikciyan von der rechten Seite an den hinteren Pfosten des PSV-Tores, wo Kopfball-Spezialist Haal ein weiteres Mal goldrichtig stand und zum 5:2 vollendete. Vier Minuten später legte sich Haal den Ball zu einem Freistoß ziemlich genau an der Stelle zurecht, von der kurz nach der Pause Kurikciyan direkt getroffen hatte. Haal legte quer auf Terfloth und von dessem rechten Fuß landete der Ball zum 6:2 im PSV-Tor, nachdem er zuvor noch den Innenpfosten berührt hatte.

Sollte bei immerhin sechs Klever Treffern denn tatsächlich noch das Sahnestück des Spiels gefehlt habne? Und wie es das tat. Tim Haal bekam zwei Minuten vor dem Abpfiff ein paar Meter vor der Mittellinie den Ball auf den Fuß, sah den PSV-Keeper etwas zu weit vor dem Tor stehen und öffnete kurzerhand die Kiste mit der Aufschrift "Kunstschuss". Sein Schuss aus 55 Metern Entfernung fiel zielgenau ins linke obere Tordreieck. 7:1 für den 1. FC Kleve - und das nach einem Spiel, in dem die Rot-Blauen Mitte der zweiten Halbzeit um den Sieg bangen mussten.

Aufrufe: 017.8.2015, 11:11 Uhr
RP / Reinard PöselAutor