2024-05-02T16:12:49.858Z

Der Spieltag
Im Winter ist alles doof: BFC-Coach Rene Rydlewicz geht hoffnungsvoll in die Pause. Archiv-Foto: Sven Leifer
Im Winter ist alles doof: BFC-Coach Rene Rydlewicz geht hoffnungsvoll in die Pause. Archiv-Foto: Sven Leifer

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Was am Wochenende geschah: Wer überraschte? Wer enttäuschte? Ein Blick auf den 18. Spieltag.

Es ist so weit. Die Spiele in diesem Jahr sind gespielt. Traurig aber wahr. Ein letzter Rückblick für 2016 steht an. Stargäste am vergangenen Spieltag waren Vater Frost, ein Ex-Profi und der Grinch. Für die einen geht es mit Glücksgefühlen, für die anderen mit gesenktem Haupt, in die Winterpause.

Die Begegnungen des 18. Spieltages

FSV Budissa Bautzen - VfB Auerbach 1:1

FSV Luckenwalde - FC Oberlausitz Neugersdorf 0:1

Hertha BSC II - RB Leipzig II 1:1

FSV Union Fürstenwalde - BFC Dynamo 4:1

FC Energie Cottbus - 1.FC Lok Leipzig 2:1

TSG Neustrelitz - FC Viktoria Berlin abs.

FSV Wacker Nordhausen - SV Babelsberg 03 abs.

FC CZ Jena - ZFC Meuselwitz abs.

Berliner AK 07 - FC Schönberg abs.

Das Spiel des Spieltages – Des Aufsteigers Aufbegehren

FC Energie Cottbus gegen 1.FC Lok Leipzig. Kennt man. Eine Begegnung, die es schon einige Male gab. Doch lang, lang ist´s her. Am vergangenen Spieltag gab es ein Wiedersehen. Cottbus empfing den 1.FC Lok im Stadion der Freundschaft. Auch Ex-Cottbusser und derzeitiger Leipzig-Kapitän Robert Zickert kehrte zurück. Irgendwie scheint man jedes Wochenende aufs Neue alte Bekannte in Cottbus begrüßen zu dürfen. Alltag beim FCE. Doch womit die Wollitz-Elf nicht gerechnet hat, war die robuste Arbeitsweise ihrer Leipziger Gäste. Und, dass es ein hartes, letztes Stück Arbeit vor der Pause wird.

Der Boden im Energie-Kessel war Mist. Kälte und Dauerregen stressten das Grün und die Gemüter der Filigrantechniker. In Minute elf, 19 und 21 sensten die Gäste erst mal ein paar Cottbusser um. Klare Verhältnisse sollten hergestellt werden. Hier gibt es heute kein Durchkommen, wohl die Marschroute des ersten Klubs aus Leipzig. Die Folge: dreimal Gelb. Auch Zickert holt sich einen Karton. Warum auch nicht. Geht hier immerhin um wichtige Punkte.

Dann endete das Stolpern. Der Platz wurde langsam zum Energie-Freund. Der FCE gewöhnte sich an den Untergrund und Gegner. Der Ball rollte und der Aufsteiger zog die Mauer hoch. In Lauerstellung warteten die bissigen Lokser auf Kontermöglichkeiten. Doch Benjamin Förster mimt den Spielverderber und butzt nach 32. Minuten nach Viteritti-Vorlage zum 1:0. Die beiden funktionieren einfach zusammen.

Bis zur Pause befinden sich die Gastgeber in einer Sturm- und Drangphase. Leipzig wehrt sich vehement. Der Pausenpfiff kommt genau im richtigen Moment für Lok. Nach 45 Minuten. Spannung lag in der eisigen Luft.

Der 1.FC ist zuerst wieder draußen. Hungrig. Gierig auf Zählbares. Und sie reißen das Spiel plötzlich an sich. Lok hat mehr vom Spiel und erarbeitet sich Großchancen. Der Aufsteiger muckt beim Absteiger auf. Verkehrte Welt im Stadion der Freundschaft. Nebelschwaden ziehen über den Platz und verdüstern die Stimmung der Cottbus-Fans. Ihr Team taumelt. Und in der 66. Minute geschah es. Nein, es fängt nicht an zu schneien. Lok gleicht aus. Der eingewechselte Paul Maurer überrascht die mitgereisten Lok-Anhänger vorweihnachtlich mit einem Sahne-Schlenzer. 1:1 flimmert es auf der Anzeigetafel.

P.s.: Maurer ist ebenfalls Ex-Cottbusser, ein alter Bekannter.

P.p.s.: Sechs Ex-Cottbusser hat 1.FC Lok insgesamt auf dem Feld. Ein Ehemaligentreffen.

Mit freundlichen Grüßen, Marc Stein.

Stein ist kein „Ex“. Der spielt noch für Energie. Und wie. In der 85. Minute egalisiert er den frechen Schlenzer von Maurer und nutzt ebenfalls eine Viteritti-Flanke. Mit dem Kopf. 2:1 für die Hausherren.

Wollitz behilft sich in den kriminellen Schlussminuten mit taktischen Wechseln. Denn Lok will wieder ausgleichen. Es ist umkämpft. Spannend. Einfach ein schönes Spiel. Ein schöner Abschluss. Zumindest für Cottbus, denn die halten die Führung fest und somit auch den Dreier. Auf dem Rücken der Leipziger Lokomotive geht´s also etwas dichter an Spitzenreiter Jena heran. Denn die spielten nicht. Vier Punkte hören sich schon ganz anders an als sieben. Der Druck im Regio-Kochtopf steigt. Und die Spitzenköche beim FCE äußern erste Kampfansagen: „Wir greifen volle Pulle noch mal an“, so Energie-Präsident Michael Wahlich.

Auch bei Lok schmollt man nicht: „Das hat Mal wieder richtig Spaß gemacht“, so der Lok-Coach Heiko Scholz. Und weil Weihnachten eben das Fest der Liebe ist, wünschte er dem FCE gleich noch den Aufstieg. Oh du fröhliche.

Die Überraschung des Spieltags - Der Fürstenwalder Grinch

FSV Union Fürstenwalde gegen BFC Dynamo. Es war das Krisentreffen des Spieltags. Beim Gastgeber Fürstenwalde warteten die Fans ungeduldig und ausgehungert auf einen Heimsieg. Auch der BFC hat schon fast vergessen, wie sich ein Sieg anfühlt. Denn auch hier läuft es nicht. Drei Niederlagen in Folge musste Dynamo einstecken. Harte Zeiten für beide Klubs. Doch ein Spiel war ja noch.

Ein Sieg, egal für wen, hätte der jeweiligen Fan-Seele gut getan. Das innere Kaminfeuer wäre endlich wieder entflammt und man hätte sich guten Gewissen ins geliebte Trikot kuscheln können. Doch diese Freude blieb am vergangenen Spieltag einigen verwehrt. Dem BFC-Anhang.

Der Underdog und Gastgeber setzte Zeichen. Eine ganze Menge sogar. Erst in der Vorwoche entließen die Fürstenwalder ihren Chefcoach. Der sportliche Leiter Peter Heinrich übernahm die ehemalige Hollerith-Elf und schien ihr neues Leben eingehaucht zu haben.

Nach nur 14 Minuten wurde es richtig eisig auf der BFC-Bank. Chef-Coach Rene Rydlewicz musste mit ansehen, wie Union völlig unerwartet - der symptomatischen Heimschwäche geschuldet - mit 2:0 in Führung ging. Und plötzlich schien sich die Mini-Krise des BFC mehr und mehr zu verhärten. Denn es kam noch dicker.

Die Fürstenwalder hatten Blut geleckt und wirbelten auch in den zweiten 45 Minuten wie wild in der heimischen Bonava-Arena umher. Will Siakam und Tom-Melvin Schmidt schossen den BFC in der 62. und 66. Minute weiter in den Winteralbtraum. Sie erhöhten auf einen brutalen Spielstand von 4:0. Fassungslosigkeit beim Gast aus Berlin. Der Anhang zu Eis erstarrt.

Das Einzige, was die Berliner an diesem Tag mitnehmen konnten, war der Ehrentreffer in der 83. Lukas Bache haute den Ball, fast schon wutentbrannt in den Winkel. Rydlewicz sieht das ganze optimistisch: „Wir müssen gucken, dass wir nach der Winterpause wieder in Schwung kommen. Der Plan ist, dass wir die Rückrunde erfolgreicher Anfangen als wir sie jetzt beendet haben.“

Für den BFC setzte es also beim Krisentreffen in Fürstenwalde die vierte Niederlage in Folge. Der abstiegsbedrohte Regionalliga-Aufsteiger hingegen ließ einen fetten Knoten platzen, eroberte die Herzen der Fans zurück und beschenkte sich wohl mit dem schönsten Geschenkt: einen Sieg gegen einen Top-Klub der Liga.

Die PK nach dem Spiel lief dann schon wieder ganz fröhlich ab. Rydlewicz und Heinrich analysierten, scherzten, ordneten ein, philosophierten über die Fürstenwalder Trainerfrage und ja, beide konnten lachen. Dem einen fiel es sicher leichter, als dem anderen. Beim FSV Union sah das ungefähr so aus:

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Die Flaute des Spieltages - Gefrorene Tränen

Vater Frost gegen Fußball. Nur fünf von insgesamt neun Partien fanden statt. Von daher wäre es ein Frevel eines der Spiele in die Kategorie „Flaute“ einzuordnen. Eher passt dort dieses furchtbare Wetter hinein. Der BAK, Neustrelitz, Nordhausen und Jena waren von Väterchen Frost betroffen. Die Plätze: unbespielbar.

In Jena machte der Meuselwitzer Bus, ähnlich wie die Heim-Fans, auf dem Stadiongelände einen U-Turn und fuhr direkt wieder nach Hause. Schön ist anders. Naja, eigentlich ist alles besser als Spielabsagen. Und Winterpause. Wir weinen dann Mal weiter.

In aller Munde – Besser als die Erste

Hertha BSC II gegen RB Leipzig II. Das Duell der Bundesliga-Reserven. Fußballkenner wissen selbstverständlich, dass auch in der ersten Liga Hertha gegen RB spielte. Nun ja, zumindest spielte dort eine Mannschaft Fußball. Die Leipziger deklassierten eine schwache Hertha-Elf im sogenannten Topspiel und holten „easy“ die drei Punkte.

Warum ist die Regionalliga besser? Ganz einfach. Ist spannender. Die Begegnung hatte ordentlich Tempo drin. Hertha startete besser ins Spiel, kassierte aber überraschend das 1:0 durch Federico Palacios in der 19. Minute. Das ist doch Mal was. Damit hatte keiner gerechnet. Spannend eben.

Nun verlor der Gastgeber den Faden und kam kaum noch zu Abschlüssen. Bis zur 25. Minute. Sami Allagui trifft zum Ausgleich. Damit hatte auch keiner gerechnet. Der Sami. Der aus der Bundesliga. Er macht´s richtig. Spielt lieber vierte Liga. Hat er mehr Spannung. Wir freuen uns sehr darüber. Es war sein dritter Saisontreffer im zweiten Spiel. In seiner Zeit bei Mainz traf er übrigens nur zwei Mal. In 19 Spielen.

Das Spiel geht hin und her. Ping-Pong-Aktion at it´s best. Rasanter Fußball. Der, den wir lieben. Doch leider nur bis zur Halbzeit. Allagui wird ausgewechselt. Viele andere auch. Hier gibt´s dann Gelb. Da auch. Fürs Auge wird dann eher wenig in Hälfte zwei geboten. Bis auf eine Rote Karte für Leipzigs Anthony Barylla in der 82. Es passiert kaum noch was. Besser 45. Minuten guten Fußball, als gar kein Fußball. Eine einfache Rechnung. Und somit geht´s für Sami und alle anderen in die Winterpause.

Die Winterpause … Sie ist da. Das ist die harte Wahrheit. Nehmt es mit Fassung Freunde. Auf bald.

Aufrufe: 019.12.2016, 18:03 Uhr
Thomas SabinAutor