2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Vor dem letzten Heimspiel wurde Tobias Gravert offiziell verabschiedet.
Vor dem letzten Heimspiel wurde Tobias Gravert offiziell verabschiedet.

Gettorfer SC: Der Kapitän geht von Bord

Im Interview blickt Gettorfs Tobias Gravert auf seine 30-jährige Fußballkarriere zurück - und auch ein wenig in die Zukunft

Nach 30 Jahren hat Tobias Gravert (34) am vergangenen Sonnabend seine Fußball-Karriere beendet. Der Kapitän des Verbandsligisten Gettorfer SC blickt auf eine interessante Zeit zurück.

Mutter Angela verrät, dass ihr Steppke im Alter von vier Jahren eigentlich zunächst Torwart werden wollte. ,,Ich hatte ihm deshalb auch zu Weihnachten ein Shirt besorgt. Das hat er aber wutentbrannt auf den Boden geschmissen. Das sei kein richtiges Torwarttrikot, da es keine Armpolster und keine Nummer 1 hinten drauf hätte. Später, kann ich mich noch erinnern, hatte er seinen Jugendtrainer nach einem Treffer gefragt: ,Herr Dowedeit, in weches Tor darf ich jetzt ballern?'" Im Laufe seiner 30 Jahren hat der Vermögensberater noch in so manches Tor geballert. Besonders gefürchtet waren dabei seine Standards.

Herr Gravert, wieso ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?
Tobias Gravert:
Der Körper macht nicht mehr mit. Außerdem war ich zwar nie der Schnellste, doch nun werde ich noch langsam. Das ist wahrlich keine gute Kombination.


Der Routinier dirigierte das GSC-Spiel aus dem Mittelfeld. Foto: Peters

Was bleibt haften nach 30 Jahren Fußball?

Mit Sicherheit der Spaß an diesem Sport und natürlich die Erfolgserlebnisse.

Welche waren das?
Ich bin in meiner gesamten Karriere nicht ein einziges Mal abgestiegen. In der B-Jugend bin ich unter Dieter Suhr und Dieter Rogge mit dem GSC dafür in die Verbandsliga aufgestiegen. Auch bei den Herren haben wir es von der Kreis- bis in die Verbandsliga geschafft. Ich kann mich noch sehr gut an das letzte Spiel 2013 gegen den 1. FC Schinkel erinnern, wo ich beide Tore beim 2:0-Sieg, der zum Aufstieg reichte, erzielt hatte. Das letzte Tor war dabei ein verwandelter Elfmeter in der 90. Minute. Außerdem konnte ich zwei Mal den Kreispokal gewinnen.

Im Alter von vier Jahren wollten Sie zunächst Torwart werden. Wie kam es dazu?
In erster Linie wollte ich Fußball spielen. Am Anfang war ich dafür aber noch zu klein, so dass die anderen Jungs gesagt haben, dass ich mich ins Tor stellen solle. Zwei Jahre später durfte ich dann aber auch als Feldspieler ran.

Seit dieser Zeit haben Sie mit vielen Akteuren zusammen gespielt. Wer war denn der Beste und wer der Verrückteste?
Oha! Der Beste war sicherlich Yannick Wolf, der ein Riesenkicker ist. Am verrücktesten war Rene Willigerode, der total - positiv - fußballverrückt, sehr abgebrüht und immer auf 180 war. Speziell war aber auch Julian Arndt.


Mit diesem launigen Transparent verabschiedeten die Gettorfer Fans ihren Kapitän im letzten Spiel gegen Laboe. Auf einem anderen wurde er als ?Fußball-Gott? gehuldigt. Foto: Peters



Wie kam es eigentlich zu Ihrem Spitznamen ,,Muckel"?

Den hat mir mein Jugendtrainer Karl-Heinz Dowedeit schon sehr früh gegeben. Als ich später mal beim Osterrönfelder TSV gespielt hatte, habe ich mich anfangs mit ,,Tobi" vorgestellt. Doch auf Feiern, bei denen auch Gettorfer dabei waren, kam dann der ,,Muckel" wieder auf. Den bin ich bis heute nicht mehr los geworden. Ich spielte seinerzeit allerdings auch mit Daniel Drews zusammen. Der bekam den Spitznamen ,,Bimbo". Im Endeffekt bin ich dann doch froh...

Als Kapitän haben Sie Verantwortung übernommen. Könnten Sie sich in ein, zwei Jahren auch eine Trainertätigkeit vorstellen?
Nein! Dafür habe ich zu wenig Geduld. Ich bin jetzt erst einmal froh, zwei oder drei Jahre nicht mehr so viel tun zu müssen. Ich werde noch ein wenig in unserer Altliga mitkicken und mir auch einige Heimspiele in der Verbandsliga ansehen. Statt des Trainers könnte ich mir vielleicht später eine Tätigkeit vorstellen, wie sie Ralf Bröckler heute ausübt, also im organisatorischen Bereich.

Apropos Ralf Bröckler. Mit ihm haben Sie ja auch eine Menge gemeinsam erlebt.
Das ist richtig. Unter ihm als Trainer haben wir die erfolgreichste Zeit beim GSC erlebt. Wir haben viel miteinander gesprochen, und ich konnte ihn immer um Rat fragen. Er hat mich sehr weitergebracht.

Was trauen Sie dem GSC in der nächsten Saison zu?
Die Mannschaft ist stark genug, einen Platz zwischen Rang drei und sechs zu erreichen.

In zwei Wochen beginnt die Europameisterschaft in Frankreich. Was trauen Sie der deutschen Nationalmannschaft zu?
Wer Weltmeister ist, kann auch Europameister werden! Die Deutschen sind eine absolute Turniermannschaft. Als härtesten Konkurrenten sehe ich die Franzosen.


GSC-Coach Tim Rogge hat eine hohe Meinung von seinem Kapitän: ,,Tobias ist ein echter Führungsspieler, sehr erfahren und immer für die jungen Spieler da. Er hat sein Wissen gerne weitergegeben. Er war aber nicht nur ein guter Ansprechpartner für die Talente, sondern auch für mich als Trainer. Als Mensch ist er ehrlich und gerade heraus."

Aufrufe: 026.5.2016, 12:30 Uhr
SHZ / Torsten PetersAutor