2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Da sind es wieder zehn gegen zehn: Nauheims Ibrahim Achibani bekommt von Schiedsrichter Lucas Henke die Rote Karte gezeigt.	Fotos: Vollformat / Volker Dziemballa
Da sind es wieder zehn gegen zehn: Nauheims Ibrahim Achibani bekommt von Schiedsrichter Lucas Henke die Rote Karte gezeigt. Fotos: Vollformat / Volker Dziemballa

Gelb-schwarzer Elfmeter-Jubel

SC Opel Rüsselsheim macht es wie der BVB

GERNSHEIM. Ganz am Ende jubelte Gelb-Schwarz. So wie am Dienstag im DFB-Pokalhalbfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund wurde auch das Pokalfinale 2015 des Fußballkreises Groß-Gerau in Gernsheim am 1. Mai vom Elfmeterpunkt entschieden. Und obwohl der ähnlich favorisierte und frischgebackene Gruppenliga-Aufsteiger SV 07 Nauheim nicht nur Fahrkarten schoss, so war der ebenfalls gelb-schwarze SC Opel Rüsselsheim hier deutlich besser.

Als der vierte Nauheimer verschoss und der 4:2 (1:1)-Erfolg des Sport-Clubs sowie der Sprung in die erste Hessenpokalrunde 2015/16 feststanden, wurde die Siegermannschaft von rund 50 Mitgliedern des Fanclubs ,,Presswerk" in den Vereinsfarben auf dem Rasen gefeiert. Dies allerdings auch mit Böllern und bengalischen Feuern, was längst nicht allen der gut 400 Zuschauer gefallen haben dürfte. Zumal die Partie aufgrund dieser unschönen Begleitumstände, an denen auch der Nauheimer Fanclub ,,Westkurve" beteiligt war, später angepfiffen und einige Male unterbrochen werden musste.

Zuerst wird Schweiß, dann Bier vergossen

Bevor Pokalleiter Alexander Thurn (Leeheim) den Wanderpokal und ein riesiges Bierglas, gefüllt mit dem Gebräu des Sponsors des Pokalwettbewerbs, an SCO-Kapitän Markus Schönweitz überreichte und einen bestimmt feucht-fröhlichen Abend im neuen Domizil im alten Stadionbad einläutete, hatten sich die Kreisoberliga-Konkurrenten einen echten Pokalfight geliefert. Von der ersten Minute an wurde der nach zuvor bereits vier anderen Pokalendspielen nicht mehr ganz ebene Naturrasen des SV Concordia derart intensiv beackert, dass klar zu erkennen war, wie sehr beide Lager diesen Erfolg wollten.

Sander-Patzer bringt Opel zurück ins Spiel

Nach neun Minuten durften sich die Nauheimer auf einem guten Weg wähnen. Eine weite Freistoßflanke von Pedro Alves bugsierte der aufgerückte Abwehrchef Tomislav Duvnjak per Kopf zum 1:0 in die Maschen. Zwei Minuten später kam erstmals Hektik auf: SCO-Coach Jörg Nowka (,,Das gibt's doch nicht") beschwerte sich zurecht beim jungen und bisweilen überfordert wirkenden Schiedsrichtergespann, dass das Blockieren eines schnell ausgeführten Freistoßes nicht sanktioniert wurde. Bald darauf deutete Rüsselsheims junger Torwart Dennis Hartmann gegen den durchgebrochenen Ibrahim Achibani erstmals an, dass er einen guten Tag erwischt hatte, während sein Gegenüber beim Gegenzug krass patzte: Ein harmloser Rückpass von Jurij Unger rutschte Max Sander - im Pokal stets für Stammkeeper Sven Pavone zwischen den Pfosten - unter den Stollen durch zum Ausgleich ins Netz (15.).

Unterzahl bremst SCO nicht

Dieser Treffer schien dem nicht optimal besetzten SV-07-Team einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben. Der SCO entwickelte jedenfalls deutlich mehr Druck nach vorne und ließ sich in seinem Elan auch nicht durch die Rote Karte gegen Enver Cecen nach einer Tätlichkeit gegen Nauheims Domenico Lombardo bremsen (25.). Hartmann war bei einem 25m-Schuss Achibanis auf dem Posten (27.), auf der anderen Seite traf Marius Röse per Kopf den Ball nicht richtig (43.). Dass Achibani nach einem erkennbaren Tritt gegen Mehmet Arslan nicht ebenfalls vom Platz flog, verstand niemand (45.).

Beide Teams vergeben Matchballe, doch nur eines Elfmeter

Nach Wiederbeginn blieb der SC Opel trotz Unterzahl das effektivere Team, während Nauheim weiterhin nicht viel einfiel. Arslan hatte zweimal das 2:1 auf dem Fuß (52./68.), ehe auf dem Spielfeld wieder für Gleichstand gesorgt war: Achibani sah nach einem Duell mit SCO-,,Oldie" Oktay Demirarslan in Höhe der Mittellinie ebenfalls Rot (75.). Da Kamil Mitka in der fünften Minute der Nachspielzeit das Tor verfehlte, ging es in die Verlängerung. Hier rettete Hartmann mit tollem Reflex gegen Lombardos Kopfball (95.), im Gegenzug traf Steffen Meschke die Latte. Da Alexander Machill an Sander scheiterte (108.) und Fabio De Leo aus zwölf Metern kopflos drüber drosch, war das Elfmeterschießen perfekt. Mit dem in dieser Woche bereits bekannten gelb-schwarzen Finaljubel...

SCO: Hartmann; Mitka, Bongiorno, Holtz, N. Hommel, Cecen, Rosin, Schönweitz, Arslan, Meschke, Röse; eingewechselt: Demirarslan, Machill, Becker.

SV 07: Sander; Gerlach, Unger, Duvnjak, Mina Alves, Bolbach, Achibani, Vogt, De Leo, Kurek, Lombardo; eingewechselt: Leyendecker, Gerhard, Karakoc.

Tore: 0:1 Duvnjak (9.), 1:1 Eigentor (15.); Elfmeterschießen: 1:2 Alves, 2:2 Mitka, De Leo scheitert an Hartmann, 3:2 Röse, Lombardo verschießt, 4:2 Schönweitz, Duvnjak verschießt; Zuschauer: 400; Schiedsrichter: Henke (Reinheim); Rote Karten: Cecen (25.) / Achibani (75.).

Stimmen zum Finale

- Jörg Nowka (SCO-Trainer): Als es zum Elfmeterschießen kam, habe ich ans DFB-Pokalhalbfinale vom Dienstag gedacht und gewusst, dass das heute auch für uns laufen würde. Im Ernst: Die Mannschaft hat tollen Charakter gezeigt, wollte das Ding unbedingt haben und hat nach dem Platzverweis wirklich alles reingeworfen. Vielleicht auch, um mir einen schönen Abschied zu bescheren. Es macht mich wirklich sehr stolz, dass ich diese Jungs fünf Jahre trainieren durfte.

- Bernd Bogner (SV-07-Sportchef): Wir haben heute eigentlich gar nicht zu unserem Spiel gefunden, erst recht nach dem Stockfehler unseres Torwarts, der uns schon ein bisschen das Genick gebrochen hat. Erschwerend kam hinzu, dass mit Dominik Wolf und Jens Tollkühn unsere besten Elfmeterschützen nicht mitwirken konnten.

- Dennis Hartmann (SCO-Torwart): Das war heute eine super Leistung von allen, vor allem kämpferisch. Vor dem Elfmeterschießen hatte ich schon ein gutes Gefühl, und wir werden im Vereinsheim jetzt bestimmt noch ordentlich feiern. Bei der großen Nauheimer Kopfballchance in der Verlängerung habe ich einfach nur versucht, mich lang zu machen.

- Fabio de Leo (SV-07-Kicker): Für mich war es ein ausgeglichenes Spiel. Dass Elfmeterschießen Glücksache ist, hat man ja bei den Bayern gesehen. Dass ich das Ding kurz vor Schluss nicht reingemacht habe, ist natürlich bitter. Was soll ich sonst dazu sagen...

- Robert Neubauer (Kreisfußballwart): Der Sieg ist sicherlich nicht unverdient, auch wenn Nauheim kurz vor Schluss die Riesenchance zum Sieg hatte. Gerade mit einem Mann weniger hat der SC Opel sehr geschickt gespielt.

Aufrufe: 01.5.2015, 18:00 Uhr
Martin KriegerAutor