2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
F: Torsten Krumrey
F: Torsten Krumrey

Ganz dicht dran an der Oberliga

Das Aufstiegs-Endspiel: Am Sonntag geht es zwischen dem SC Velbert und dem TV Kalkum-Wittlaer um alles

Vor der krachenden Krönungszeremonie stehen zwei bedeutsame Sätze. Giuseppe Montalto hat sie schon häufig gesagt. Und auch seine Schützlinge von Landesligist TV Kalkum-Wittlaer. Sie gehen so: „Auf uns lastet überhaupt kein Druck. Auch wenn es am Ende nicht klappen sollte, reißt uns keiner den Kopf ab.“ Das ist richtig. Und dennoch ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich den Düsseldorfern in naher Zukunft noch einmal die aussichtstreiche Chance auf den Oberliga-Aufstieg bietet.

So wie in diesem Jahr. Nach einer hervorragenden Saison geht es für die Wittlaerer am Sonntag (15.00 Uhr, Sportplatz vom Böttinger) beim SC Velbert um alles. Im letzten Saisonspiel kann sich der Provinzklub aus dem Norden der Landeshauptstadt einen ganz großen Traum erfüllen. „Mit 27 Jahren noch einmal in der Oberliga spielen zu können, ist irgendwie schon sehr reizvoll“, hatte Stürmer Daniel Müller unlängst gesagt. Vor einigen Jahren spielte auch er noch in den Niederrungen des Amateurfußballs. In der Kreisliga A war das, beim SV Lohausen.

Doch seine Entwicklung steht beinahe sinnbildlich für den rasanten Wittlaerer Aufschwung vom kleinen Dorfklub zum ambitionierten Landesligisten – in wenigen Jahren, und mit wenig Geld. „Die finanziellen Möglichkeiten einiger Klubs sind mit unseren nicht einmal annähernd zu vergleichen“, hatte Montalto vor einer ganzen Weile mal gesagt. Dass dieser Aspekt aber nicht immer erfolgsbringend ist, wird anhand einiger Beispiele schnell klar. Selbst bei der unmittelbaren Wittlaerer Konkurrenz ist der Geldaufwand mancherorts exorbitant groß, um aus dem schrecklichen Tal der bedeutungslosen Ligen heraus auf die verhältnismäßig große Bühne des Fußballs zu gelangen.

Nicht immer gehen diese Vorhaben und Investitionen auf. So hat etwa der ehemalige Zweitligist FC Remscheid trotz eines beachtlichen Spieleretats den Oberliga-Aufstieg verpasst. Auch beim 1. FC Wülfrath sind ausreichend finanzielle Spielräume vorhanden – doch zu mehr als zwei Trainerwechseln und viel Zittern im bitteren Abstiegskampf reichte es in dieser Saison nicht. Natürlich wachsen mit derart verlockenden Budget-Umfängen, rosigen Aussichten und vielversprechenden Transfers gehobene Ansprüche. Und die schlagen bei sportlichem Misserfolg schnell in Unzufriedenheit und zwecklosem Aktionismus um.

Solche Probleme hatten die Wittlaerer bisher noch nicht allzu oft. Trotz der erfolgreichen jüngeren Vergangenheit sind die Erwartungen nicht überborden. Dafür sorgt Trainer Giuseppe Montalto höchst persönlich. „Wir wissen, was wir alles erreicht haben“, erklärt er. „Druck verspüren die Jungs aber nicht.“ Das ist wahrscheinlich das Resultat eines gesunden, aber keineswegs überheblichen Selbstvertrauens. Und eines eindrucksvollen Teamgebildes, das für den Coach jederzeit im Vordergrund steht. Davon ist auch Mittelfeldspieler Aziz Afkir überzeugt, der in der Winterpause vom VfL Benrath an den Grenzweg gewechselt ist. Trotz einer Blessur am Knöchel hatte der 24-Jährige am vergangenen Spieltag beim 3:0-Erfolg gegen den Cronenberger SC grünes Licht für einen Einsatz signalisiert. „Ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen“, sagte er nachher. „Das ist für mich selbstverständlich.“

Diesen Gedanken vertritt auch die gesamte Wittlaerer Anhängerschaft. Ein gewaltiges Fanaufkommen wird das Team nach Velbert begleiten und für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen. Coach Montalto sieht darin einen Vorteil für seine Schützlinge. „Wir haben ja schon Erfahrung mit einer großen Kulisse beim Pokalspiel in Oberhausen gemacht“, bekundet er. Insgesamt rechnen die Velberter Verantwortlichen am Sonntag mit 1000 Zuschauern. Nicht in den angenehmen Genuss dieser Atmosphäre wird Maximilian Heckhoff kommen, der verletzt ausfällt. Doch ansonsten sind die Wittlaerer bereit für den ganz großen Wurf.

Aufrufe: 05.6.2015, 10:00 Uhr
Tobias DinkelborgAutor