2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der „zentrale Wandspieler“ ist gegen Wyhl fraglich: Lörrachs Top-Torjäger Nils Mayer (unten, mit Buba Ceesay und dem Kirchzartener Michael Vogelgsang)   | Foto: Patrick Seeger
Der „zentrale Wandspieler“ ist gegen Wyhl fraglich: Lörrachs Top-Torjäger Nils Mayer (unten, mit Buba Ceesay und dem Kirchzartener Michael Vogelgsang) | Foto: Patrick Seeger

Keiner hat mehr Punkte als Lörrach-Brombach

Der designierte Aufsteiger spielt eine Landesliga-Saison wie im Traum +++ Aktuell kein südbadisches Team besser

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Es muss sich zeitweise wie ein schöner Traum anfühlen, aus dem ein Beteiligter niemals erwachen möchte. Die sportliche Realität aus Sicht des Fußballvereins FV Lörrach-Brombach lässt sich in der Fantasie kaum schöner ausmalen. Oder wer es weniger gestelzt mag: Beim FVLB läuft es in dieser Saison wie geschmiert.
In den vergangenen drei Jahren hat das Landesligateam von Trainer Ralf Moser zweimal auf kaum zu steigernde Weise schmerzvoll den Aufstieg verpasst, dabei waren sie zumindest 2014 nicht einfach nur gescheitert. Erst hatte ihnen der Fußballgott mit dem gewonnenen ersten Spiel in den Aufstiegs-Playoffs monumentale Hoffnung auf die Verbandsliga gemacht, um ihnen im zweiten Spiel einen Fußtritt zu verpassen. Lange geführt und dann doch verloren. Dieser Ablauf tut im Sport besonders weh, und nun scheint es, als ob irgendwer da oben mit einem Joystick in der Hand die Geschicke der Lörracher steuert und nachträglich alles wieder gut machen will.

Ab der siebten Liga bundesweit nur sieben Clubs besser

Der FVLB ist mitten in einer fast perfekten Saison. „Stimmt schon, wir spielen eine Superserie“, sagt Ralf Moser. Er bezieht auch glückliche Umstände mit ein, wenn er Gründe für die sagenhafte Saison sucht: „Ich denke, es hängt auch damit zusammen, dass wir vom Verletzungspech in Ruhe gelassen wurden.“ Meist waren 18 bis 20 einsatzfähige Feldspieler, die ein gleiches und hohes Niveau mitbringen, im Spielbetrieb. Das führte zu gesunder Konkurrenz mit Synergieeffekten. Die Spieler würden sich mit ihren Leistungen und ihrer Bereitschaft, alles zu geben, gegenseitig anstacheln, sagt Moser. Zuletzt beim SV Au-Wittnau fehlte Nils Mayer, ein exponierter Spieler, doch kleinere Modifizierungen hielten die Balance im Spiel des Landesligatabellenführers. „Wir haben nicht mit dem einen zentralen Wandspieler agiert, sondern mit zwei Offensiven“, sagt Moser. Die Positionswechsel haben die Spieler durch entsprechende Trainingseinheiten verinnerlicht, sie sind flexibel. Auch ohne Mayer, der für Sonntag gegen den SC Wyhl erneut fraglich ist, gewannen die Lörrach-Brombacher. Mit 5:1. Es war der 19. Sieg im 22. Spiel.

Klingen Attribute oftmals übertrieben, sind die besten im Fall der aktuellen Saison des FVLB nur angemessen. 58 von 66 möglichen Punkten haben die Lörracher bis dato erspielt, zehn Gegentore in 1980 Spielminuten gefangen. Seit 2008 gab es in der Landesliga, Staffel II, keine annähernd gute Ausbeute, vor neun Jahren wurde der SV Endingen mit 58 Punkten Meister. Weiter zurück in der Zeit lassen sich schwer Statistiken auftreiben, doch es steht zu vermuten, dass die Lörracher Ausbeute auch zuvor nicht getoppt wurde. Und durchforstet man die deutschen Fußballligen der laufenden Saison, finden sich nur wenige Clubs, die ein ähnliches Punkteniveau erreichen.

In Südbaden lässt sich kein Fußballteam (Männer) recherchieren, das nach 22 Spielen so viele Punkte angesammelt hat. Ein paar Clubs wie der FV Marbach, FC Schonach, VfR Hornberg und der FC Ottenheim könnten noch nachziehen, doch die spielen, sorry, in der Kreisliga. Der Verbandsligist FC 08 Villingen hat immerhin auch nur zehn Tore reingelassen, allerdings nur 53 Punkte. Die Spvgg. Wehr (C-3) steht bei fünf Gegentoren, nach 14 Spielen.

Deutschlandweit sind es ab der siebten Spielklasse - was nach oben 161 Ligen umfasst - nur sieben Mannschaften, die mehr Punkte als der FVLB erspielt haben. Vereine wie der FSV Fernwald (60 Punkte) in der Gruppenliga Gießen-Marburg und der FC Teutonia Ottensen (61), der mit dem Hamburger SV III in der Landesliga Hammonia spielt. Die beste Bilanz überhaupt wies der Siebtligist SF Hamborn 07 auf, der nach 22 Spielen ohne Punktverlust war, seitdem aber anscheinend in der Krise ist und nicht mehr gewonnen hat.

Ralf Moser sagt: „Ich weiß nur, dass wir jetzt gegen die zweitbeste Rückrundenmannschaft spielen.“ Fokussierung bis der letzte nötige Punkt eingespielt ist. Am Wochenende kann bei günstigem Verlauf zumindest schon mal Relegationsplatz zwei sicher gemacht werden. Doch dabei wird es nicht bleiben, der Club wird die Meisterschaft und den Verbandsligaaufstieg erreichen. Die Lörracher sollten es genießen. Denn es steht zu vermuten: So eine Saison kommt nie wieder.
Aufrufe: 030.3.2017, 21:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor