2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Der Sprung in die Kabine der ersten Mannschaft ist kein leichter, doch mit den Erfahrungen von Spieler und Trainer, hoffen wir euch den ein oder anderen Tipp  geben zu können. F: Reinhardt
Der Sprung in die Kabine der ersten Mannschaft ist kein leichter, doch mit den Erfahrungen von Spieler und Trainer, hoffen wir euch den ein oder anderen Tipp geben zu können. F: Reinhardt

Wie gelingt der Sprung in den Herrenbereich?

Integration junger Talente in die erste Mannschaft +++ Tipps für den optimalen Sprung +++ Trainer und Spieler berichten über ihre Erfahrungen

Region. Wie in der Bundesliga, setzen auch die Amateurklubs mehr und mehr auf die starke Jugendarbeit, da die Youngstars häufig neuen, frischen Wind mit ins bestehende Team der 1. Mannschaft bringen. Auch in dieser Saison gibt es wieder einige Kicker, die den Jugendbereich verlassen müssen und den Sprung in den Herrenbereich wagen. Aber wie gelingt der Sprung in die erste Mannschaft am besten? Viele Spieler setzen sich selbst unter Druck, weshalb nach überzeugenden Leistungen im A-Jugend-Bereich danach oft Leistungstief kommt. Andere bekommen zusätzliche Motivation und überzeugen mit einer steilen Lernkurve. Wir haben mit einem Trainer, Jugendleiter und Spieler gesprochen, die über ihre Erfahrungen mit dem Sprung in den Aktivenbereich berichten.

Der perfekte Zeitpunkt

Oft tritt der Fall ein, dass ein Spieler zu früh hoch gezogen wurde und sich dann nicht durchsetzen kann, weshalb er sich oft nicht wie gewünscht weiterentwickelt. Damit so etwas nicht passiert, sollte man den perfekten Zeitpunkt für den Sprung in die erste Mannschaft versuchen zu erwischen, allerdings ist der nicht immer klar zu definieren: "Das ist sehr spielerabhängig, es kommt auch darauf an, wie sich ein Spieler bislang entwickelt hat oder ob er körperlich bereit ist", erklärt René Moczarski, der sich als Jugendleiter von TSG Bretzenheim intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Unser Tipp: Spieler schon früh genau beobachten und immer mal wieder in den Herrenbereich schnuppern zu lassen, bevor man sie endgültig hochzieht. Außerdem sollte man das persönliche Gespräch suchen, niemand weiß besser, ob der Zeitpunkt passt, als der Spieler selbst.

Auf dem Boden bleiben

Immer wieder passiert es, dass sich junge Spieler nach guten ersten Leistungen bei den Aktiven überschätzen und dadurch leichtsinnig auftreten. Wie kann man so etwas am besten verhindern? "Durch Einzelgespräche. Man muss in so einem Fall mit dem Spieler reden, ihn auf seine fehlende Ernsthaftigkeit aufmerksam machen und zurück auf den Boden der Tatsachen holen", so Moczarski. Auch beim FV Biebrich kennt man diese siatuation. Nazir Saridogan, Trainer von FV Biebrich, fügt ergänzend hinzu: "Oft reagieren die erfahrenen Spieler auch darauf und helfen dann, jeder auf seine Art."

Die richtige Kritik

Durch Kritik kann man sowohl einen Spieler verunsichern, als auch stärken, deshalb ist es sehr wichtig, auf die richtige Weise Kritik zu üben. "Man muss der Kritik viel Positives hinzufügen. Wichtig ist insbesondere klarzustellen, woran ein Spieler noch arbeiten muss", erklärt uns Moczarski. Saridogan sagt dazu: "Man muss sich darüber bewusst sein, dass Kritik eine positive Veränderung bewirken soll, auch wenn sie manchmal in einem harten Ton ausfällt."

Motivation

Damit der Spieler hoch motiviert und vorbereitet in seine Zeit bei den Herren starten kann, gehört es für Trainerstab und Jugendleitung auch dazu, den Kicker früh genug zu motivieren. Im besten Fall redet der Trainer der ersten Mannschaft bereits in der laufenden A-Jugendsaison mit den Spielern und klärt sie über den Sprung in den Aktivenbereich auf. Danach kann man einzelne Spieler schon einmal in der Woche in der ersten Mannschaft mittrainieren lassen. "Außerdem ist es notwendig, dass der Spieler die Motivation von Natur aus hat, sonst ist er fehl am Platz", sagt der Biebrich-Coach.

Die Jungen richtig einbinden

Jeder Spieler muss ein Teil der Mannschaft sein. Damit er sich von Beginn an gut integrieren kann, muss man ihm vor allem Selbstvertrauen geben, beispielsweise indem man ihm ausreichend Spielzeit überlässt. Dies ist jedoch vor allem leistungsabhängig. Spürt ein junger Spieler aber das Vertrauen des Trainers, so kann sich seine Integration verbessern. "Das Ganze entwickelt sich mit der Zeit, Spieler die nicht oft spielen, muss man das Gefühl geben, dass sie trotzdem wichtig für das Teamgefüge sind, was übrigens nicht nur so dahergesagt ist, sondern auch in der Tat so ist", meint Saridogan.

Leistungstief/-hoch

Wenn der Fall eintritt und ein Spieler in ein Leistungstief gerät, sollte man richtig reagieren. "Das beste ist es mit ihm zu reden und ihm zu sagen, dass er nicht aufgeben soll, dass das Vertrauen da ist", sagt der Biebricher Coach. Andererseits erzählt Moczarski: "Die Jungs müssen sich dennoch darüber im Klaren sein, dass die ersten zwei Jahre zum Lernen sind und die Spielzeit erstmal etwas weniger werden könnte als im Jugendbereich". Bei einem Leistungshoch sollte man den Spieler einfach spielen lassen, damit er sein Momentum ausnutzen kann, sagt Saridogan.

Warum sind junge Spieler eigentlich so wichtig?

Sobald viele Jungs aus den eigenen Reihen in die erste Mannschaft übernommen werden, ist das natürlich zunächst ein Aushängeschild für die Jugendarbeit des Vereins. Folglich interessieren sich mehr Jugendliche für diesen Klub, was vor allem die Mitgliederzahl und das Prestige erhöht. Außerdem kann der Verein dadurch viele Kosten sparen, denn dann ist es nicht notwendig ganz so viele Neuzugänge zu holen.

Erfahrungen eines Spielers

Natürlich haben wir im Rahmen unserer kleinen Story auch mit einem Spieler gesprochen, der sich vor nicht allzu langer Zeit in ebenjener Situation befand. Christian Scharnow von Eintrach Bad Kreuznach befindet sich aktuell in seinem zweiten Aktivenjahr. Den Sprung von der U19 in die erste Mannschaft machte er noch bei der Spvgg. Ingelheim, wo er gut in das Team integriert wurde, wie er berichtet: "Die größten Unterschiede sind zum einen das Körperliche und zum andern sind die Spieler, die schon länger dabei sind, deutlich abgezockter auf dem Platz", erzählt Scharnow. Außerdem stellte er nach dem Schritt zu den Herren fest, dass besonders die Jüngeren Kicker bei der Integration halfen, aber auch die Älteren würden sich meist auf frischen Wind aus der eigenen Jugend freuen. Aus seiner Erfahrung kann der Youngstar auch Tipps für Trainer und Spieler nennen, die sich während der Sommerpause aktuell mit dem Thema beschäftigen: "Auf der einen Seite sollten die Trainer auf jeden Fall auch einzeln mit den jungen Spielern reden, ihnen eine Chance geben sich zu beweisen, aber auch Fehler zugestehen. Die Spieler selbst müssen aber auch Gas geben, Leidenschaft beweisen und diese Chance dann einfach nutzen", sagt der 20-Jährige.



Aufrufe: 018.7.2017, 08:00 Uhr
Ramy KatitAutor