2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bedauernswerter Weise ist das Sportgericht im Wiesbadener Bereich zur Zeit im Dauereinsatz F: Rinke
Bedauernswerter Weise ist das Sportgericht im Wiesbadener Bereich zur Zeit im Dauereinsatz F: Rinke

Fußball-Paradies mit großen Problemzonen

Kreisausschuss und Stadtobere ein Team – aber Gewalt und Respektlosigkeiten rund um die Plätze lösen Alarm aus

Wiesbaden. Die Mitglieder des Wiesbadener Fußballausschusses sehen sich mit Oberbürgermeister Sven Gerich (zugleich Sportdezernent), Sportamtsleiter Karsten Schütze und den weiteren Mitarbeitern der Stadt als echtes Team. Dieses Miteinander wurde beim Neujahrsgespräch der Fußballer im Clubheim des TuS Dotzheim zementiert. Gerich geizte auch nicht mit Lob für die Ehrenamtlichen, die die Vereine am Leben erhalten: „Toll, dass es so engagierte Menschen gibt. Gerade, wenn ich bedenke, welche Logistik an einem Saisonwochenende mit 300 Spielen dahintersteckt.“

Letzte Hartplatz-Relikte beseitigen: Der Stadtsteuermann versprach, in Sachen Infrastruktur am Ball zu bleiben. „Pro Doppelhaushalt wollen wir einen Kunstrasen bauen und einen sanieren. Eventuell werden es auch zwei Sanierungen. Doch ob das möglich ist, darüber wird es sicher Diskussionen geben“, meinte Gerich. In diesem Jahr wird zunächst auf der Biebricher Dyckerhoffanlage ein zweiter Synthetik-Teppich verlegt. Danach wäre die Umgestaltung des Erlenweg-Hartplatzes an der Reihe.

Kommt der Waldstraßen-Kunstrasen? Sollten sich aber die Pläne von einem Sportzentrum Rheinhöhe mit Schwimmbad und Eisbahn realisieren lassen, würde der Oberbürgermeister im Zuge möglicher Synergieeffekte eine andere Lösung favorisieren: die Umwandlung des Naturrasenfeldes beim Waldstraßen-Club SG Germania in einen Kunstrasen und den Verzicht auf den Erlenweg.

Somit verbleiben in Rambach, Kloppenheim, Breckenheim (dort entsteht wohl kein Kunstrasen), am Saareck und am Kallebad die letzten Hartplatz-Relikte. Die dort ansässigen Vereine sehnen natürlich einen Kunstrasen herbei. Ebenso der VfR auf seinem vereinseigenen Gelände am 2. Ring. Sobald die Zuschüsse vom Land Hessen genehmigt sind, soll der Kunstrasenbau starten. Nach jetzigem Stand noch in diesem Jahr.

Sportrichter im Dauereinsatz: In der Summe herrschen – einschließlich der kostenlosen Sportplatznutzung – in Wiesbaden von der fußballerischen Infrastruktur betrachtet überwiegend paradiesische Bedingungen. Doch es ist ein Paradies mit Problemzonen. Sportgerichts-Chef Thorsten Nordholt hat mit seinen Besitzern bereits 28 Verfahren abwickeln müssen. Darunter fünf Spielabbrüche im Nachwuchsbereich, drei bei den Männern. Einhergehend vier Tätlichkeits-Delikte gegenüber Schiedsrichtern. Über die Ursachen von zunehmender Gewalt und zur Gewohnheit gewordenen Respektlosigkeiten entwickelte sich in Dotzheim eine rege Diskussion.

„Wir müssen rigoros durchgreifen. Gewalt hat auf den Plätzen nichts zu suchen“, kündigt Fußballwart Dieter Elsenbast Strafen am Limit bestehender Statuten an. Wo doch beispielsweise in E-, F- und G-Jugend, den Klassen der Jüngsten, manche Eltern massiv auf das Geschen einwirkten.

König entsetzt über Theater: „Die Jugendleiter müssen auf Eltern und Betreuer einwirken. Es kann nicht sein, dass wir bei den Jüngsten so ein Theater erleben müssen. Da helfen wohl nur drastische Maßnahmen“, so der stellvertretende Kreisjugendwart Rainer König. Als weitere Folge von Verbalinjurien rund um das Spielfeld würden insbesondere Jung-Schiedsrichter über soziale Netzwerke durch Drohungen eingeschüchtert, gab Referee-Obmann Ingmar Schnurr zu bedenken. Was wiederum dazu führt, dass Unparteiische Vorfälle und Entgleisungen nicht melden oder ganz mit der Pfeiferei aufhören. Konsequenz: Statt der zur Abdeckung des Spielbetriebs benötigten 170 Schiedsrichter, gibt es derzeit nur 140.

Klee für Sonderfußballtag: Horst Klee, Vorsitzender von Biebrich 02, schlug vor: „Vielleicht müssen wir einen außerordentlichen Kreisfußballtag einberufen, alles auf Null stellen und allen klarmachen, dass jetzt Schluss mit den Auswüchsen ist. Wo doch nach wie vor die Kinder zum Fußball strömen. Wir müssen uns mit unseren Problemen befassen.“ Andernfalls, fügte Elsenbast an, „wird es Probleme geben, Ehrenamtliche für die Vereine zu finden“.



Lohn für TSV-sanierer Adem demirbas

Als beim Kreisoberligisten Türkischer SV fast alles daniederlag, ergriff Adem Demirbas die Initiative, übernahm Ende 2014 als Vorsitzender Verantwortung und machte aus dem Sanierungsfall einen gefestigten Club mit erster und zweiter Mannschaft sowie mit fünf Jugendteams- Jetzt folgt die Anerkennung: Als DFB-Ehrenamtsträger zählt Demirbas zu den acht ausgezeichneten Hessen, die im bundesweiten „Club der 100“ in den Genuss von Länderspielbesuch und weiteren Annehmlichkeiten kommen.

Lukas Steindorf (Biebrich 02) erhält die Auszeichnung im Rahmen der DFB-Kampagne „FußballheldenAktion junges Ehrenamt“. Der 19-Jährige, der vor fünf Jahren als Jugendbetreuer begann, aktuell mit großem Einsatz die D 2 der 02er coacht, darf vom 22. bis zum 26. Mai zu einem Fortbildungs-Seminar nach Barcelona reisen.

Aufrufe: 018.1.2017, 14:00 Uhr
Stephan NeumannAutor