2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Warum Geld verschenken? Die Spvgg. Burgbrohl kassiert lieber selbst
Warum Geld verschenken? Die Spvgg. Burgbrohl kassiert lieber selbst

Für die C-Klasse zu schlecht

In der Oberliga holt sich Burgbrohl eine Klatsche nach der nächsten ab

Edenkoben. Selbst Oliver Herrmann kann es nicht leugnen. „Auch ich bin zusammengezuckt“, sagt der Geschäftsführer des Fußball-Regionalverbands Südwest. Was ihm da am Wochenende in die Glieder fuhr, das ging sogar bundesweit durch die Medien. Das Ergebnis der Partie der Fußball-Oberliga zwischen Hertha Wiesbach und der Spvgg. Burgbrohl: Wiesbach siegte 25:0.

Die Sache wird zur Farce. In der Winterpause hatten die Rheinländer angekündigt, ihre Mannschaft zurückziehen zu wollen. Dazu kam es aber nicht. Und jetzt spielt da eine Mannschaft, die kaum C-Klassen-Format hat. Seit der Winterpause gab es 0:52 Tore in vier Spielen. Selbst Ralf Dünchel bestätigt: „Es spielen Spieler, die in der zweiten Mannschaft hinten dran stehen.“ Der Abteilungsleiter der Spvgg. Burgbrohl schiebt allerdings gleich nach: „Glücklich sind wir mit dieser Lösung nicht.“

Natürlich kann Dünchel die Situation auch erklären. In die Saison war der Verein mit kleinem Kader gegangen, zwei Langzeitverletzte ließen diesen schrumpfen. Und fehlende Qualität führte zur mageren Bilanz von nur einem Zähler in der Vorrunde. „Wegen der fehlenden Perspektive wollten uns in der Winterpause einige Spieler verlassen“, erzählt Dünchel, der niemandem einen Stein in den Weg legen mochte – und für adäquaten Ersatz nicht sorgen konnte: „Es fehlen uns die finanziellen Möglichkeiten.“

Der Rückzug wäre ein nahe liegender Schritt gewesen. Dies hätte aber nicht nur eine empfindliche Verbandsstrafe nach sich gezogen. „Vierstellig“, wie Oliver Herrmann bestätigt. Auch seitens der Ligakonkurrenz lagen Regressansprüche etwa für dann fehlende Einnahmen aus Eintritt und Bratwurst-Verkauf auf dem Tisch. Dazu kommt: „Es hätte bedeutet, dass unsere zweite Mannschaft den Rest der Saison außer Konkurrenz gespielt hätte und nächstes Jahr in der D-Klasse neu anfangen müsste“, so Dünchel: „Das wäre komplett das Ende des Vereins gewesen.“

Der Abteilungsleiter sagt dies deshalb, weil die „Reserve“ in der C-Klasse Ahr aktueller Tabellenführer ist. Ein Aufstieg in die B-Klasse ist das Ziel. Und deshalb sind alle, die zumindest einigermaßen gerade gegen den Ball treten können, auch weiter dort unterwegs.

So weit, so nachvollziehbar. Und nun? Auch dem Regionalverband sind die Hände gebunden. Einen Rückzug würden sie in Edenkoben (mit entsprechender Geldstrafe) akzeptieren. „Burgbrohl wäre der erste Absteiger“, erklärt Herrmann. Alles weitere sei Sache des Landesverbands, im Falle von Burgbrohl also des Rheinlands. Von den Verantwortlichen dort hat Dünchel erfahren: Vor der ersten müsste die zweite Mannschaft abgemeldet werden.

Was nun die Runde macht, ist die Frage nach der Wettbewerbsverzerrung. Schließlich zählt in der Oberliga auch das Torverhältnis. Und etwa in Neunkirchen sind sie mächtig angefressen, ist der Borussia im Dezember, als die ersten Spiele der Rückrunde ausgetragen wurden, doch gerade mal ein mageres 2:1 gegen Burgbrohl gelungen. Die Konkurrenz im Abstiegskampf (Jägersburg, Ludwigshafen, Morlautern) tobte sich dagegen jetzt kräftig aus. Derweil dürfen sich die C-Klassen-Reservisten auf Burgbrohler Seite über Oberliga-Einsätze, selbst als Feldspieler im Tor, in ihrer Vita freuen – und über ein paar Schulterklopfer: „Das muss man erst mal Woche für Woche durchziehen“, stellte etwa Hertha-Trainer Michael Petry heraus, der aber auch den Torhunger der eigenen Elf verteidigte: „Wir befinden uns mitten in der Saison, deshalb können wir eine Partie nicht mit halber Kraft bestreiten.“

Die Konkurrenz haben die Wiesbacher in Sachen Torverhältnis jetzt mächtig unter Druck gesetzt. Und deshalb hält Oliver Herrmann den Atem an: „Wir hoffen, dass wir am Saisonende nicht in die Situation kommen, dass das Torverhältnis über die Platzierung entscheidet.“ In Burgbrohl, das bekräftigt Dünchel, wollen sie die Sache durchziehen: „Die Jungs halten zusammen.“ Und zumindest hat er auch die Hoffnung, nicht immer weit im zweistelligen Bereich abgeschossen zu werden. Der schnelle Kunstrasen in Wiesbach sei den Saarländern entgegengekommen. Auf dem eigenen, kleinen Naturrasen sei das gegen Morlautern ja anders gelaufen: „Zwei Freistöße, zwei Elfmeter, ein Eigentor.“ Unter anderem. Am Ende addierte sich dennoch ein 0:8. Schon da hat wohl manch einer gezuckt.



Aufrufe: 020.3.2017, 21:00 Uhr
Carsten SchröderAutor