2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Für Panikattacken keine Zeit und kein Platz

Nach fünf Niederlagen in Serie empfängt der SV Sonsbeck mit Trainer Thomas Geist den Regionalliga-Absteiger SSVg Velbert

Rund um das Willi-Lemkens-Sportzentrum war den Protagonisten zu jeder Zeit klar, dass die Saison für die Oberligafußballer des SV Sonsbeck schwierig werden würde. Selbst unter der Voraussetzung, dass die zum Teil guten Leistungen in der Vorbereitung die Mannschaft von Trainer Thomas Geist länger als nur die ersten vier Saisonspiele durch die enorm lange Saisonstrecke getragen hätten.

Das ungewöhnlich große Kontingent an Verletzungen hat sicherlich dazu beigetragen, dass die "Roten" es in bisher acht Begegnungen auf gerade mal fünf Punkte und sechs Tore gebracht haben. In den eigenen Reihen hat es dagegen 16-mal eingeschlagen - im Schnitt zwei Gegentreffer sind zu viel. Wobei man einräumen muss, dass der SV Sonsbeck einen großen Teil davon erst einstecken musste, nachdem er nach Rückständen den kompakten Abwehrverbund gelockert hatte.

Bitter sind nicht die Niederlagen in Hilden, Bösinghoven oder daheim gegen den 1. FC Bocholt. Eine Mannschaft mit den personellen Möglichkeiten des SV Sonsbeck kann Spiele dieses Zuschnitts verlieren. Zumal die Sonsbecker in Hilden und Bösinghoven in der vergangenen Saison mit einer besser besetzten Mannschaft auch nicht sehr viel mehr erreicht hat. Von daher sind es nicht diese Punkte, die weh tun. Das sieht indes bei der Niederlage gegen VdS Nievenheim schon anders aus. Mit dem Aufsteiger hoffte man - zumal auf eigenem Gelände - auf Augenhöhe zu sein. Auch wenn Sonsbecks Trainer Geist von der Beobachtungstour des Gegners "beeindruckt" zurückkam.

Doch dann durchkreuzte das plötzliche Karriereaus von Kapitän Thomas Tennagels die Planungen - und prompt geriet aus Sonsbecker Sicht auch das Nievenheim-Spiel in Schieflage. Von Augenhöhe konnte keine Rede mehr sein, zumal selbst erfahrenere Spieler nicht für Ruhe und Sicherheit in den eigenen Reihen sorgen konnten. 1:4 hieß es nach 90 Minuten - sehr viel ernüchternder kann der Ausgang eines Spiels, von dem man sich trotz des nicht schlechten Gegners etwas versprochen hatte, kaum sein. Und der Blick in Richtung Homberg in der Gewissheit, dass es in der Liga Mannschaften gibt, denen es noch um einiges schlechter als dem SVS geht, ist nur ein schwacher Trost, der insbesondere die reale Lage nicht auch nur um einen Deut freundlicher gestaltet.

Ein baldiges Erfolgserlebnis ist der alleinige Türöffner in eine angenehmere Zukunft. Doch da stellt sich der Spielplan quer. Statt einfacher scheint es für den SVS schwieriger zu werden. Denn mit der SSVg Velbert kommt nicht etwa der Tabellenletzte ins Sonsbecker Sportzentrum, sondern der Tabellensechste, der am liebsten nach dem Abstieg die Zeit in der Oberliga auf nur eine Saison begrenzt sehen möchte. Velbert mit dem ehemaligen Wattenscheider Coach Andre Pawlak hat ohne Zweifel in den bisherigen Spielen eine Menge richtig gemacht, vermochte es allerdings nicht, eine der Top-Mannschaften zu schlagen. Gegen den Wuppertaler SV verlor man in heimischer Umgebung 1:4, in Oberhausen blieben die Punkte nach einem 1:2 beim Gegner und vor zehn Tagen unterlag man beim 1. FC Bocholt mit 0:3 - und dazu noch den von Rot-Weiß Oberhausen verpflichteten Sturmführer Philipp Schmidt, der sich am Hünting nach nur einer halben Stunde zu einer versuchten Tätlichkeit hinreißen ließ und auch am Sonntag in Sonsbeck zuschauen muss. Das bedeutet für Velbert, das das Unternehmen Wiederaufstieg mit zahlreichen Neuverpflichtungen in Angriff genommen hat, ohne Zweifel eine Schwächung, die das Team jedoch auf einem hohen Niveau kompensieren sollte.

In Sonsbeck ist man dagegen schon über alle Maßen glücklich, dass einige Spieler von der ellenlangen Verletztenliste gestrichen werden können: Marvin Hitzek, Jonas Gerritzen, Max Fuchs und Bastian Grütter. "Personell ist Land an Sicht", sagt Trainer Geist, der trotzdem realistischerweise von einer "Außenseiterrolle" seiner Mannschaft gegen Velbert spricht. Die Eindrücke im Training während der zurückliegenden Woche machen Geist allerdings Mut. Er habe gesehen, dass "die Jungs alle wollen". Und von daher werde man sich mutig dem Gegner entgegenstellen und aus einem kompakten Defensivverbund versuchen, etwas Unmögliches vielleicht doch möglich zu machen. "Eines steht aber auch fest", betont Geist, "für Panikattacken ist keine Zeit und kein Platz."

Aufrufe: 04.10.2014, 11:45 Uhr
Rheinische Post / Reinhard PöselAutor