2024-04-25T14:35:39.956Z

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Flucht aufs stille Örtchen nach Derby-Remis

FC Remscheid gibt spät noch zwei Punkte aus der Hand

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Wie er so dastand, in Flipflops der Eiseskälte trotzend und mit den Backenknochen mahlend, als würde er just überlegen, auf welche bizarre Art der nächste vorbeikommende Passant gemeuchelt wird – man hätte an diesem frostigen Abend sogar Domenico Cozza gerne tröstend in den Arm genommen. 90 Minuten rauf und runter für die Katz' – Cozza war ein Sinnbild des FCR-Jammers.
Ein anderes war Nico Tauschel. Kaum hatte der sehr ordentlich leitende Schiedsrichter Jannis Hedwig das Landesliga-Derby zwischen Wuppertaler SV II und FC Remscheid (1:1; 0:1) abgepfiffen, irrte der Gästetorhüter einsam und verloren über den ramponierten Rasenplatz "Am Gelben Sprung". Später, so war zu hören, suchte er in der Kabine sogar vollkommen frustriert die Einsamkeit der Toilette und widerstand hartnäckig allen Trostversuchen seiner Mitspieler.

Was passiert war? In letzter Minute verharrte der ansonsten so reaktionsschnelle Keeper bei einem Freistoß des WSV auf der Linie. Der Ball senkte sich somit nach langer Flugkurve ungehindert vors Tor, wo die bis dahin wirkungslose Leihgabe der "Ersten", Nils Nettersheim, lauerte, den unverdienten Ausgleich erzielte und dem FCR damit zwei weitere Punkte stibitzte.

Für die langen Gesichter mussten sich die Gäste allerdings selber an die Nase fassen. Sie hatten ähnlich engagiert wie in Nievenheim agiert, kamen wegen des Holper-Grüns nur fußballerisch nicht so recht auf Touren und taten sich entsprechend schwer, zu klaren Torchancen zu kommen. So war die Führung durch Interims-Kapitän Andreas Kohlhaas auch kein leuchtendes Beispiel für bergisches Tikitaka: Ihm fiel die Kugel eher glücklich und unberechenbar vor die Füße, als er aus dem Gewühl das 1:0 erzielte (22.).

Im zweiten Spielabschnitt unterließen es die Gäste, die Führung gegen harmlosen Wuppertaler auszubauen. Kontermöglichkeiten wurden teils naiv verschenkt, und selbst ein Strafstoß wurde vergeben: Michael Günther, im Training gemeinhin traumwandlerisch sicher vom Punkt, scheiterte an WSV-Torhüter Martin Klafflsberger, der zuvor Marius Suchanoff von den Beinen geholt hatte. Die sich anschließende Diskussion, ob der bullige Keeper dafür nicht auch noch "Rot" hätte sehen müssen, verlief naturgemäß ergebnislos.

Trotzdem hatte der FCR die Partie im Grunde im Griff, wäre da eben nicht die vermaledeite letzte Standardsituation gewesen. "Wir kriegen immer so besch . . . Gegentore", haderte Domenico Cozza mit dem späten Ausgleich. "Unglaublich, die haben 90 Minuten keine echte Chance und kriegen dafür auch noch einen Punkt", maulte Andreas Kohlhaas.

Derweil warf Trainer Zeljko Nikolic sofort den Kalkulator an: "Statt neun haben wir aus den letzten drei Begegnungen nur zwei Punkte geholt." Das, findet der Coach im Hinblick auf die zehn Zähler entfernte, magische 40-Punkte-Marke, "ist einfach zu wenig, da haben wir Nachholbedarf".

Das stimmt. Allerdings müssen auch die äußeren Umstände in die Rechnung einbezogen werden. In Nievenheim spielte der FCR selbst nach dem Geschmack von neutralen Zuschauer auch gegen den Unparteiischen, in Wuppertal litt das Team unter dem zu schmalen Kader. Ohne Haris Babic (Knie dick), Freer, Csernak, Hosnjak und Hacisalihoglu saß neben den angeschlagenen La Rosa und Posavec beispielsweise Marcel Vetter. Und der war erst 20 Minuten vor Spielbeginn aus seinem Wohnort Köln eingetroffen – mit dem Taxi, weil er derzeit kein Fahrzeug hat . . .

Nach den vergebenen Punkten aus den letzten drei Begegnungen fordert Trainer Zeljko Nikolic nun endlich wieder einen "Dreier". Nach Möglichkeit bereits am Sonntag (15 Uhr, Feuerbachstraße) bei der Reserve von TuRU Düsseldorf.

Aufrufe: 028.3.2014, 08:29 Uhr
Rheinische Post / Henning SchlüterAutor