2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Sinnbildlich für die Teutonen am Dienstagabend: Raffael Szymanski (rechts) tröstet Abdenour Amachaibou nach seinem vergebenen Elfmeter. 	Foto: Ben
Sinnbildlich für die Teutonen am Dienstagabend: Raffael Szymanski (rechts) tröstet Abdenour Amachaibou nach seinem vergebenen Elfmeter. Foto: Ben

Festival der vergebenen Torchancen

RL SÜDWEST: +++ Teutonia verliert trotz guter Ansätze Kellerduell +++ Amachaibou vergibt Strafstoß +++ Entscheidung sieben Minuten vor Schluss +++

WETZLAR. Einen schweren Rückschlag im Überlebenskampf der Regionalliga Südwest musste der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg gestern Abend mit dem 0:1 (0:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern II hinnehmen. Die Niederlage im Wetzlarer Stadion war umso bitterer, da der bisherige Tabellenvorletzte aus der Pfalz durch diesen Dreier mit dem heimischen Aufsteiger nach Punkten gleichzog und sich sogar dank des besseren Torverhältnisses in der Tabelle vor den SC schob.

„Wir haben verdient verloren, denn wir hatten uns vorgenommen, ein anderes Tempo vorzulegen, wir wollten Kaiserslautern unter Druck setzen, stattdessen haben wir zu viele Chancen zugelassen und Zweikämpfe verloren“, analysierte nachher SC-Coach Francesco Copado „sehr enttäuscht“ die neunte Saisonniederlage seines Teams, das ohne die gesperrten Ilias Azaouaghi und Vaclav Koutny auskommen musste.

Teutonia Watzenborn-Steinberg - 1. FC Kaiserslautern 0:1

Zumindest der neutrale Zuschauer ging gestern Abend gut unterhalten nach Hause, denn beide Mannschaften bevorzugten die offensive Einstellung und suchten ohne langes Ballgeschiebe den schnellen Weg zum gegnerischen Tor. Dass erst Max Dittgen in der 83. Minute ins Tor traf und das alles entscheidende 1:0 für die Gäste erzielte, war das große Manko dieser fairen Partie.

„Wir lassen tausend Torchancen aus, aber auch tausend Möglichkeiten zu“, verstand Teutonen-Angreifer Denis Weinecker nachher die Fußball-Welt nicht mehr. Na, ganz so viele waren es nicht, aber wenn es am Ende 5:5 gestanden hätte, hätte es der Strafraum-Realität eher entsprochen.

Besonders tragisch aus Sicht des Gastgebers, dass er die größte Torchance zur Führung hatte. Abdenour Amachaibou scheiterte nach 20 Minuten mit einem ganz schwach geschossenen Foulelfmeter an Kaiserslauterns Keeper Lennart Grill. Zuvor hatte der erst 17-jährige Schlussmann der Gäste nach Ansicht von Schiedsrichter Gasteier im Anschluss einer ungenauen Rückgabe den an ihm vorbeistürmenden Weinecker zu Fall gebracht.

Bis dahin hatten nur die Gäste durch Marlon Frey (3.), dessen Schuss aus kurzer Distanz SC-Torwart Yannik Dauth abwehrte, die Führung auf dem Fuß. Gefährlich vor dem SC-Gehäuse wurde es meist, wenn Robert Glatzel, einer von vier Akteuren, die schon im Lauterer Zweitligateam gestanden haben, am Ball war. Ausgesprochene Hochkaräter vergab der FC-Angreifer in der 17., 34., 39. 56. Minute und zehn Minuten vor Schluss, als der eingewechselte Sergen Bayraktar seinen Schuss per Kopf gerade noch über die Querlatte abwehrte. Glatzel profitierte auch davon, dass die SC-Defensive Dittgen auf der linken Außenbahn nicht richtig in den Griff bekam, wo der spätere Torschütze viel Betrieb machte.

Aber auch für den gastgebenden Tabellendreizehnten, der sich zunächst schwertat, seine Kombinationen bis vor das FC-Tor zu bringen, gab es nach einer holprigen Anfangsphase Einschussmöglichkeiten. Die erste durch Rafael Szymanski (18.), dessen Kopfball Grill bravourös meisterte. Der SC-Angreifer war es auch, der kurz vor der Pause die Führung verpasste, als sein Flachschuss das Tor knapp verfehlte.

Nach dem Wechsel wurden die Aktionen des Aufsteigers druckvoller und Weinecker (54.), der im letzten Moment am Torschuss gehindert wurde, Alessandro Ficara (56.), dessen als Flanke gedachter Schuss knapp am langen Eck vorbeiflog, und der eingewechselte Markus Müller (71.), dessen strammer Fernschuss am Außennetz landete, verpassten die Führung. Das „goldene Tor“ gelang dann Dittgen sieben Minuten vor Schluss, als er ein feines Zuspiel von Glatzel zum Siegtreffer nutzte.

„Wir hatten unter dem Strich mehr herausgespielte Chancen als der Gegner und haben verdient gewonnen“, war Gäste-Coach Hans Werner Moser, von 1984 bis 88 selbst im Bundesligateam der „Roten Teufel“, froh, dass „die junge Mannschaft nach langer Zeit mit diesem so wichtigen Auswärtssieg mal wieder ein Erfolgserlebnis hat. Und dann auch noch zum ersten Mal zu Null.“ Und das war gestern Abend gar nicht so einfach.

SC Watzenborn-Steinberg: Dauth – Bartel, Ficara (75. Koyuncu), Goncalves, Simon – Amachaibou, Kotzke, Spang, Aslan (66. Bayraktar) - Szymanski, Weinecker.

1. FC Kaiserslautern II: Grill – Sarr, Schindele, Sickinger, Kyere (16. Becker) – Grösch, Frey (90+3. Seufert), Dittgen, Pick (62. Schmidt) – Glatzel, Jacob.

Tore: 0:1 (83.) Dittgen – Schiedsrichter: Gasteier (Weisel) – Gelbe Karten: Amachaibou, Kotzke, Spang, Müller/ Grill, Becker – Zuschauer: 584.



Aufrufe: 02.11.2016, 08:11 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor