2024-05-10T08:19:16.237Z

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Einer der letzten  Führungsspieler: Routinier Christoph Hug | Foto: Uwe Rogowski
Einer der letzten Führungsspieler: Routinier Christoph Hug | Foto: Uwe Rogowski

FC Steinen-Höllstein: Niedergang scheint nicht aufzuhalten

Einst war der FC Steinen-Höllstein in der Oberliga, nun spielt er in den Niederungen der Kreisliga A +++ Warum?

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Einst war der FC Steinen-Höllstein das Aushängeschild des Fußball-Bezirks, erlangte mit seinem Aufstieg in die Verbandsliga im Jahr 1988 größere Aufmerksamkeit, ehe der Club 1997 sogar Meister wurde, in die Oberliga aufstieg und dort bis 1999 verblieb. Diese glorreichen Zeiten sind Geschichte. 2014 stiegen die Steinener aus der Landesliga ab, über die Bezirksliga ging es nun in die Kreisliga A.
Und auch dort verläuft die Eingewöhnungsphase Besorgnis erregend: 3:11 Tore nach zwei Spielen, Tabellenletzter. „Machen wir uns nichts vor, es geht von Anfang an nur um den Klassenerhalt“, sagt Willy Gutauskas, der erst vor wenigen Wochen im Wiesental-Stadion als Coach eingestiegen ist. Ein Durchmarsch in die B-Klasse, was den Ruf des Clubs vermutlich endgültig ruinieren würde, ist nicht ausgeschlossen.

Die Ursachen für den Niedergang sind vielfältig. Ex-Trainer Thomas Lindemann (jetzt SV 08 Laufenburg) schimpfte im Frühjahr, „der Verein ist ein Vakuum“, da stimme es „hinten und vorne nicht, angefangen in der Vorstandschaft“ – und verließ den Club. Der neue sportliche Leiter André Dicks pflichtet Lindemann zumindest in Teilen bei: „Die Strukturen waren abhanden gekommen“, sagt er. Einzelheiten will er nicht nennen. „Schuldzuweisungen bringen keinen weiter, und dafür war ich die vergangenen Jahre auch zu weit weg.“

Fakt ist: Es gibt keinen Mäzen und großen Förderer mehr wie in der Vergangenheit. Engelhard Rotzler pumpte über Jahre viel Geld in den Verein, bezahlte Spieler, nur so waren die über drei Jahrzehnte überbezirklicher Fußball möglich. Uwe Ehret war Trainer, Kurt Schwald, Fabio Bibbo und Uwe Staib spielten für den FC, auch Erkan Aktas. Als Rotzlers Engagement nachließ, hatte der Club bei Spielern den Ruf weg, dass dort jede Menge Geld zu verdienen sei, was der fast 90-jährige Hugo Toschka, einst selbst Vorsitzender, bestätigt. Man war auf die Zukunft nicht vorbereitet: Im Erfolg werden oft die größten Fehler gemacht.

Im Dezember 2014 verweigerten die Vereinsmitglieder der Vorstandschaft um Alex Bächlin in der Jahreshauptversammlung die Entlastung. Unstimmigkeiten in den Büchern (Gastronomie) waren der Auslöser. Es ging wohl nur um kleine Summen, doch für die Außendarstellung war die abgebrochene Hauptversammlung fatal.

Hugo Toschka: „Keine Leute mit Fußballsachverstand“

Nach dem Abstieg im Sommer war endgültig Zeit für einen radikalen Neustart. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung Ende Juli wurde ein neues Vorstandsteam um Siegfried Keith bestellt. Ein neues Fundament existiert, und „auf dem lässt sich aufbauen, wir kommunizieren viel, stehen auf einer guten Linie“, erklärt Dicks. Der neue Vorstand will vor allem auf die Jugendarbeit setzen. Dafür müsse der Verein an Attraktivität gewinnen und als verlässlicher Partner wahrgenommen werden, beschreibt Dicks eine der Hauptaufgaben. „Die Menschen im Ort müssen Interesse daran bekommen, wieder auf den Sportplatz zu kommen“, sagt er.

Toschka findet, dass jeder eine Chance verdient hat, so auch das neue Team, obwohl er derzeit keine große Hoffnung auf Besserung hat („Das sind doch keine Leute mit Fußballsachverstand“). Doch wer soll aufräumen? Allein durch die aktuellen Ergebnisse sieht der Mitbegründer des Fördervereins schwarz. „In der Vorbereitung ist man beim FC Schönau 0:14 untergegangen, zuletzt ist die zweite Mannschaft gar nicht erst angetreten, sowas geht doch nicht.“ Spielermangel. Der FC Steinen – ein Scherbenhaufen.

Nicht von Vorteil war, dass Dicks erst Ende Mai mit den Planungen für die Runde beginnen konnte. „Das sind schlicht vier Monate zu spät.“ Die gestandenen Spieler standen schon bei anderen Vereinen im Wort. „Dafür habe ich volles Verständnis, die wollen natürlich Sicherheit.“ Dass Spieler wie Aykut Kaya (FC Wittlingen), Daniel Zimara (FC Zell) und Gianfranco Disanto (FVLB) nun nicht mehr da seien „tut weh“, aber jeder habe seine sportlichen Ziele. Sie zeigten ihre Loyalität jedoch im Frühjahr. Dafür ist Routinier Christoph Hug geblieben. Er war schon zu höherklassigen Zeiten beim FC aktiv, engagiert sich zugleich als Vorsitzender des Fördervereins.

Nach fünf, sechs Spieltagen soll ein erstes Resümee gezogen werden, „dann werden wir sehen, wo wir stehen“ (Dicks). Doch selbst der erste kleine Schritt, ein Aufstieg aus der für Steinener Verhältnisse geradezu unwürdigen Kreisliga, scheint ja aktuell utopisch. Zuletzt hatte die Konkurrenz nur noch Mitleid, bedauerte den einstigen Stolz vom Hochrhein. Es wird Jahre dauern, bis der Club sich erholt. Mal schauen, ob es ihm gelingt.
Aufrufe: 025.8.2016, 20:00 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor