Erst Heimpleite, dann Hängepartie

Siegfried Grontzki sitzt im Vereinsheim des FC Schönberg und sinniert mit seinem Thekennachbarn über Fußball. Fußball, sagt der 67-Jährige, der interessiere ihn schon viele Jahrzehnte lang und als gebürtiger Schönberger der FC 95 ganz besonders. Eine Dauerkarte hat er auch. Viele Saisonkarten-Besitzer gibt es nicht beim FC 95, der mit 430 Zuschauern den zweitschlechtesten Schnitt der Liga hat. „Dabei leisten Trainer und Mannschaft hier doch einen guten Job“, sagt Siegfried Grontzki, den alle hier nur Siggi nennen. Siggi sagt, dass er gerne Spiele gegen Gegner wie Jena, Cottbus oder BFC Dynamo sieht. Oder eben gegen Babelsberg, das gestern mit 150 Fans aus Brandenburg angereist war. Wären die Anhänger des SV 03 nicht da, hätte die Viertliga-Partie an diesem sonnigen April-Sonntag nur etwa 250 Zuschauer. Gleich neben dem Schankraum haben am vergangenen Donnerstag die neun Mitglieder des FC 95-Vorstands getagt. Auf das Geld des ehemaligen Hauptsponsors muss der Seniorenbereich künftig verzichten. Das war allen lange bekannt. Doch gibt es auch ohne den langjährigen Mäzen, der nur die Jugend weiter unterstützt, auch genug finanzielle Mittel, um die Regional- oder Oberliga zu finanzieren? Und soll der Verein für den 6. April die Unterlagen eben für diese Ligen beim Nordostdeutschen Fußballverband einreichen? Antworten darauf hätten sie gefunden, hieß es Freitag offiziell, nach langer Diskussion und einstimmig inoffiziell. Mehr wird nicht bekannt. Nur, dass noch Gespräche geführt werden müssten. Nichts soll nach außen dringen, sind sich die Vorstandsmitglieder einig. Selbst Siggi, der immer so nah dran ist, bekommt nichts mit. „Ich finde es ärgerlich, dass bisher nichts gesagt wurde“, schimpft er und macht sich auf in Richtung Tribüne, wo er sich an die Barriere stellt und sieht, dass sein FC Schönberg an diesem Nachmittag von zwei schwachen Mannschaften in Hälfte eins die schwächere ist. 0:1 zur Pause. Die Babelsberger Fans unterbrechen für eine Viertelstunde ihren Gesang und Siggi und Co. machen sich ihre Gedanken, warum Regionalliga-Fußball in Schönberg so schlecht angenommen wird. „Schönberg ist einfach zu klein für Regionalliga-Fußball“, sagt Grontzki. Und dann gäbe es ja auch noch die Fußballkonkurrenz links und rechts. Der VfB Lübeck auf der einen, Hansa Rostock auf der anderen Seite.

Wie geht es weiter mit dem Fußball in Schönberg? Eine Antwort darauf bekommt an diesem Nachmittag kein Fan. „Es gibt nichts Neues“, sagt Vereinsboss Wilfried Rohloff. Ein Zuschauer will was gehört haben. Aus sicherer Quelle. „Es geht runter in die Landesklasse“, sagt er. Oder in die Verbandsliga, denn dort hin könnte ja die „Zweite“ aufsteigen. Die Zuschauer spekulieren und die Spieler des FC Schönberg stemmen sich derweil gegen eine drohende Niederlage. Daniel Halke könnte ausgleichen, Marcel Rausch und Lucas Scherff auch. Es will nicht klappen. Hinten hält Hahnel zweimal glänzend. Schönberg hält wieder mit, wie so oft in dieser Spielzeit. „Nein“, sagen Kapitän Anton Müller, Jörg Hahnel und Daniel Halke nach 90 Minuten und 0:1-Niederlage unisono, „wir wurden bisher auch noch nicht informiert, wie es weitergeht.“ Aber egal was passiere, sind sie sich einig, sie wollen die Saison sportlich gut über die Bühne bringen. Wenn Siegfried Grontzki auf die aktuelle Tabelle blickt, dann sieht er den FC 95 auf Rang 13. Die Abstiegsregel ist kompliziert, aber der FC 95 hat mit 31 Punkten beste Karten, die Klasse zu halten. Ob das Team den Kampf hinter den Kulissen schon verloren hat, soll in den kommenden Tagen publik gemacht werden. Wann genau, das sagt der Vorstand nicht.

FC Schönberg 95: Hahnel, Jordan, Halke, Esdorf, Steinwarth, Grotkopp (58. Grotkopp), Birkholz, Mar. Rausch, Scherff, Krottke (46. Müller), Haufe (69. Haufe)Tor: 0:1 Steinborn (39.)Zuschauer: 402