2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht

FC Remscheid: Trauerspiele und ein Hilferuf

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Die Jahreshauptversammlung des FC Remscheid war ernüchternd. Wenig Geld, dafür große Probleme in der Nachwuchsabteilung. Auch die Verhandlungen mit dem kickenden Personal stockten bisher. Selbst in den eigenen Reihen hält sich das Interesse am Vereinsleben in Grenzen. Es wird Zeit, dass sich beim ranghöchsten Fußballklub der Region was dreht.

Schon klar: Jahreshauptversammlungen sind kein vergnügungssteuerpflichtiger Unterhaltungsevent und erliegen oft dem Charme eines Reuzechs. Sie sind aber trotzdem Weichensteller für die Zukunft eines Vereins und zugleich ein Fingerzeig auf dessen Innenleben. Das liegt im Fall des FC Remscheid scheinbar brach.

Gerade mal 47 Mitglieder folgten am Donnerstag der Einladung zur Jahresversammlung. Rechnen wir die erschienenen Spieler der Damen- und ersten Herrenmannschaft raus, bleiben gerade noch 20 Personen übrig, deren Haar längst silber schimmert und denen gewiss nicht die Zukunft des Klubs gehört.

Das größte Trauerspiel war die glanzvolle Abwesenheit der Jugendabteilung. Niemand aus der Führungsriege des offenkundig tief zerstrittenen Jugendvorstandes fühlte sich bemüßigt, an der Versammlung teilzunehmen.

Da konnte Ehrenpräsident Bernd Koch noch sehr sehr beschwören, das Tal der Tränen sei Geschichte: Sogar dem versierten Rethoriker gelang es nicht, wie erhofft eine Aufbruchstimmung zu verbreiten. Der FCR verharrt aktuell nicht nur sportlich in orientierungsloser Stagnation.

Das lässt sich am besten am Zustand rund um die erste Mannschaft ablesen. Abgesehen von Absichtsbekundungen und leeren Worthülsen gab's bis zum 6. Juni (!) keine klaren Aussagen zum Kader für die neue Saison. Auch mit dem Trainergespann wurde – wenn überhaupt – en passent und mithin nie konkret verhandelt. Alles sollte gestern rund ums Training nachgeholt werden. Zwei Tage vor dem letzten Meisterschaftsspiel. Das hat's beim FCR noch nie gegeben, da sind selbst Kreisrivalen wie Struck oder Klausen weiter.

Sicher: Vor Verhandlungen steht der seriöse Kassensturz. Aber was dabei herauskam, lässt auch nicht gerade auf eine rosige Zukunft schließen. Zwar beträgt der Etat für die kommende Spielzeit wie zuletzt rund 100 000 Euro. Allerdings sind davon erst 65 Prozent gedeckt. "Die Werbeeinnahmen sind um rund 20 000 Euro eingebrochen", dozierte Schatzmeisterin Sigrid Meyer, gleichzeitig steigt die Nutzungsgebühr für die städtischen Sportstätten bei sinkenden Zuschauerzahlen. Dies mache es unmöglich, der Mannschaft dieselben Konditionen wie in der aktuellen Spielzeit einzuräumen.

Alles zusammen bildet einen Gordischen Knoten, den nur die heimische Wirtschaft durchtrennen könnte – wenn sie denn wollte. Will sie aber scheinbar nicht. "Helfen Sie uns", flehte Meyer. "Es ist schwer, im Spannungsfeld zwischen Bundesliga und Breitensport zu überleben", fand ihr Bruder, der Vorsitzende Dieter Maar. Schon sowieso, wenn auch die eigenen Mitglieder Interessenlosigkeit widerspiegeln. Es wird Zeit, dass sich was dreht.

HENNING SCHLÜTER

Aufrufe: 08.6.2013, 14:32 Uhr
Rheinische PostAutor