2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Stachel der Heimniederlage gegen Mörsch sitzt tief beim Neustädter Trainergespann: Benjamin Gallmann (links) und Klaus Gallmann   | Foto: Patrick Seeger
Der Stachel der Heimniederlage gegen Mörsch sitzt tief beim Neustädter Trainergespann: Benjamin Gallmann (links) und Klaus Gallmann | Foto: Patrick Seeger

FC Neustadt: Die Wucht der Enttäuschung

Verbandsligist FC Neustadt verliert im Abstiegskampf ein Match mit Endspielcharakter +++ Steht die Mannschaft wieder auf?

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Zehn Minuten nach Spielschluss sitzt Klaus Gallmann allein auf einer Bank neben dem Spielfeld, die Unterarme stützen den Kopf, der nach der 1:4-Heimniederlage gegen den SV Mörsch voll schwerer Gedanken ist. Verbandsligist FC Neustadt hat rund 80 Minuten in Überzahl agiert und verspielte dennoch die Chance, mit einem Sieg neun Punkte zwischen sich und die Abstiegszone zu legen.
Die Wucht der Enttäuschung ist groß, wie narkotisiert sitzt der Neustädter Trainer auf der Bank, die Welt um sich herum bekommt er nicht mehr mit. Benjamin Gallmann, Bruder und die andere Hälfte des Neustädter Trainerduos, kommt zurück und harrt neben der Bank aus. Er kennt seinen Bruder und weiß, dass er nach solch markerschütternden Niederlagen Zeit braucht, um zurück in den Alltag zu finden. Er braucht dann Ruhe und kann erst einmal nicht reden. Michael Gallmann, Bruder Nummer drei, taucht ebenfalls in diesem bitteren Moment an der Bank auf. Die Brüder halten zusammen wie Pech und Schwefel – in schwierigen Phasen noch mehr.

Irgendwann erhebt sich Klaus Gallmann, schleppt sich über den Platz und muss im Trainergespräch am Mikrofon das kollektive Versagen seiner Mannschaft in diesem Match mit Endspielcharakter erklären. „In Überzahl ein Spiel so zu verlieren, das ist Höchststrafe für jeden Fußballer. Das wird bis Ende der Woche wehtun. Aber wir haben schon öfters auf die Fresse bekommen und sind immer wieder aufgestanden. Das werden wir auch dieses Mal tun.“

Vor dem Spiel war klar, dass es für die Mörscher im Falle einer Niederlage schwierig wird, die Klasse zu halten. Sie spielten um ihre letzte Chance. Die Gelb-Schwarzen aus der Nähe von Karlsruhe bildeten einen Kreis beim Warmmachen, vor dem Anpfiff, in der Halbzeitpause und nach dem Abpfiff. Sie schworen sich immer wieder ein, sie stärkten ihren Zusammenhalt und so spielten sie auch. Da stand eine Einheit auf dem Platz, die bereit war, alles zu geben. Bis zum Umfallen zu kämpfen. Sich durch nichts erschüttern zu lassen. „Entscheidend ist nicht, wer spielt, sondern entscheidend ist die Einstellung und der Einsatz“, hat Benjamin Gallmann schon des Öfteren betont. Recht hat er, dieses Spiel lieferte einen eindrucksvollen Beleg dafür. Die Mörscher Spieler zeigten an diesem Tag mehr Einsatz, die bessere Einstellung, mehr Teamgeist und spielten mit mehr Leidenschaft. Die Gäste wollten den Sieg mehr als die Neustädter – und sie investierten mehr. Die Hinausstellung eines Mörscher Spielers nach elf Minuten schien dem FC Neustadt in die Karten zu spielen, das Gegenteil war jedoch der Fall. Die Blauen wiegten sich nach der Hinausstellung in Sicherheit, die Spielweise wurde laxer – sie wurden kalt erwischt. Erst als der FC Neustadt in Rückstand lag, gab die Mannschaft mehr Gas. „Man kann den Bock nicht in jedem Spiel umstoßen“, sagte Klaus Gallmann zur erfolglosen Aufholjagd. Es wird im Verbandsliga-Tabellenkeller eng hergehen an den restlichen Spieltagen, zumal Mörsch und Pfullendorf ein Spiel weniger haben als der FC Neustadt und einmal mehr punkten können. „Wir haben eine Riesenchance vertan im Abstiegskampf“, sagt Benjamin Gallmann, „aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen, weil die Mannschaft Herz und Charakter hat“. Auch Bruder Michael Gallmann, der den FC Weizen coacht, ist zuversichtlich: „Meine zwei Brüder kriegen das hin, da habe ich keine Bedenken.“ Schau mer mal, pflegt eine Fußballgröße aus Bayern in solchen Fällen zu sagen.
Aufrufe: 024.4.2017, 20:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor