2024-05-08T14:46:11.570Z

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Sam Samma kann Tore aus dem Nichts produzieren. Von seiner Treffsicherheit hängt für den FC Neustadt im Derby gegen Villingen viel ab. | Foto: Patrick Seeger
Sam Samma kann Tore aus dem Nichts produzieren. Von seiner Treffsicherheit hängt für den FC Neustadt im Derby gegen Villingen viel ab. | Foto: Patrick Seeger

FC 08 Villingen im Derby beim FC Neustadt klarer Favorit

FCN glaubt an seine kleine Chance

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Es war die Zeit, als sich der Fußball veränderte. Weg von Manndeckern und Libero, hin zur Viererkette. Weg vom Sonderstatus Einzelner, hin zur ball- und raumorientierten Gruppentaktik. Im Jahr 2003 war Benjamin Gallmann beim SV Laufenburg. Mit 18 spielte er schon im Verbandsligateam. Ist das Niveau in dieser Liga heute höher? „Schwierig zu sagen“, findet Gallmann, „Vereine wie Villingen, Offenburg und Linx ragten schon damals heraus“. Auf Villingen trifft das heute wieder zu. „Die Mannschaft spielt eigentlich in der falschen Liga“, findet Gallmann.
„Der Fußball ist schneller geworden, die Spieler sind athletischer und das Anforderungsprofil ist gewachsen“, sagt Benjamin Gallmann, der nach drei Jahren beim SV Laufenburg auch noch ein Jahr Verbandsliga-Fußball beim FV Donaueschingen absolvierte. Es sei ein anderer Fußball heute, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler, der derzeit mit seinem Bruder Klaus Gallmann den Verbandsligisten Neustadt coacht. „Fußball ist heute viel variabler“, sagt Gallmann, „aber grundsätzlich gilt: Modern ist, was erfolgreich ist“. Beispiel: Europameister Griechenland 2004. Trainer Otto Rehhagel ließ die Griechen damals mit Libero und Manndeckern spielen und zeigte der moderner aufgestellten Konkurrenz mit dem EM-Erfolg eine lange Nase.

Rielasingen-Arlen hat gegen Villingen 2:0 gewonnen und der FC Neustadt wiederum hat Rielasingen-Arlen mit 2:0 besiegt. Ein 4:0-Sieg des FC Neustadt ist demnach ein mögliches Resultat. Gallmann präsentiert eine andere Rechnung: „Mörsch hat in Villingen 0:5 verloren und wir haben mit Neustadt 0:4 in Mörsch verloren.“ 0:9 aus Neustädter Sicht ist demnach auch ein mögliches Resultat, irgendwo dazwischen dürfte es wohl liegen, denn derartige, nicht ganz ernst gemeinte Quervergleiche hinken. Wenn auch der FC 08 Villingen aufgrund seines Kaders, seiner Spielstärke und Oberliga-Erfahrung haushoher Favorit im Derby gegen Neustadt ist, gibt es im Fußball immer eine Chance. „Wenn wir zehnmal gegen Villingen spielen, verlieren wir vielleicht neunmal und gewinnen ein Spiel. Wieso soll dieses eine Spiel nicht am Samstag sein?“, fragt Gallmann. Der FC Neustadt glaubt an seine kleine Chance. Die Blauen wollen das Spiel lange offen halten und sollten während der 90 Minuten Signale kommen, die auf einen Erfolg hindeuten, könnte eine Überraschung gelingen. Der Respekt vor dem Gegner ist indes groß: Benjamin Gallmann hat die Nullachter zweimal in den Spitzenspielen gegen Denzlingen und Kehl beobachtet und war „beeindruckt, wie dominant Villingen aufgetreten ist“.

In der vergangenen Saison standen sich beide Teams in der ersten Runde des südbadischen Verbandspokals gegenüber. Benedikt Haibt, Nedzad Plavci und Omar Jatta brannten damals in der Anfangsphase im Jahnstadion ein Offensivfeuerwerk ab, der FC Neustadt unterlag zwar nur mit 1:3, war aber gänzlich chancenlos. „Es hat Gründe, warum die Villinger abgestiegen und wir aufgestiegen sind“, sagt Gallmann vieldeutig. Der FC Neustadt hat sich weiterentwickelt, an Reife gewonnen, an Spielstärke. Das ist heute eine andere Mannschaft als vor einem Jahr. Die entscheidenden Fragen sind: Passt am Samstag bei den Blauen alles zusammen? Und bei den Villingern nicht? Dann könnte gelingen, woran keiner glaubt.

08-Trainer Jago Maric hat immer ein Ass im Ärmel

„Wir sind Favorit und wollen natürlich gewinnen“, sagt 08-Trainer Jago Maric vor dem Derby, „wir müssen geduldig spielen, den Ball in unseren Reihen halten und wenig Fehler machen“. Die Hiobsbotschaft vom längeren Ausfall von Gian-Luca Reho, der nach Manuel Stark und Damian Kaminski der dritte Villinger Spieler mit Kreuzbandriss ist, lässt Jago Maric tief durchatmen. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass es uns innerhalb so kurzer Zeit derart erwischt.“ Stark und Kaminski wurden in Freiburg nacheinander operiert und liegen auf einem Zimmer.

Die Villinger kompensieren solche Ausfälle jedoch aufgrund der Qualität des großen Kaders beinahe ohne Leistungsabfall. Die Rückkehr von Nedzad Plavci hat sich sofort in Toren ausgewirkt. Kapitän Benedikt Haibt ist eine zweite Bank im Strafraum – zusammen erzielte das Duo 25 der 47 Villinger Tore. Die beiden sollen die FCN-Abwehr knacken. Teyfik Ceylan dürfte auch wieder fit sein und von Beginn an den Flügel beleben. Im Tor ist die Frage: Christian Mendes oder Daniel Miletic? Auch wie sich die Viererkette zusammensetzt, ist offen. Daniel Niedermann kann alle Positionen spielen, Frederik Bruno ist eine Bank und Dragan Ovuka nähert sich seiner alten Form. Im Mittelfeld setzen Stjepan Geng und Turan Sahin offensiv die Akzente, Gianluca Serpa sichert nach hinten ab. Und egal ob Mario Ketterer oder Daniel Wehrle starten, Maric hat immer noch ein Ass im Ärmel.
Aufrufe: 013.10.2016, 20:02 Uhr
Jürgen Ruoff & Holger Rhode (BZ)Autor