Herr Eberle, mal ehrlich, hätten Sie gedacht, dass Sie nach 14 Spieltagen mit 14 Treffern an der Spitze der Bayernliga-Torjägerliste stehen würden?
Fabian Eberle: Nein, das hatte ich sicher nicht erwartet. Ich wollte mich erst einmal in die Mannschaft reinarbeiten und den Jungs so viel wie möglich auf dem Platz helfen. Dass es so gut läuft, liegt einfach daran, dass ich hier in Eichstätt total super aufgenommen wurde und unterstützt werde, das ist echt krass. Bei den Toren stehen halt oft die Offensivleute im Fokus, wir stehen aber letztlich am Ende einer Kette. Man darf nie vergessen, dass es ohne die Unterstützung des ganzen Teams nicht geht.
Also keine "Ein-Mann-Show"?
Eberle: Nein, auf keinen Fall. Im Gegenteil: Bei uns ist es so, dass bereits der erste Angreifer nach hinten arbeiten muss. Wir pushen uns alle gegenseitig. Und falls man es nur an den Toren festmacht, dann sieht man ja auch, dass Florian Grau schon zehn Treffer erzielt hat, Lucas Schraufstetter hat als Mittelfeldspieler sechs Mal getroffen und Yomi Scintu hat ebenfalls schon sechs Tore am Konto.
Der VfB Eichstätt war im Vorjahr Vizemeister und führt derzeit mit zehn Punkten Vorsprung in der Bayernliga Nord. Wo liegt das Erfolgsgeheimnis?
Eberle: Woanders gibt es vielleicht die besseren Einzelspieler und andere Vereine haben auch finanziell mehr Möglichkeiten. Wir lösen beim VfB aber viel über das Mannschaftsgefüge und den Teamgeist. Ich glaube, so eine Kameradschaft wie in Eichstätt findet man nicht oft in der Bayernliga. Weil wir uns nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb so gut verstehen, ist jeder bereit, für den anderen noch einmal den letzten Schritt zu machen.
Dennoch gibt es aber auch in Ihrer Mannschaft Konkurrenzkampf.
Eberle: Klar, das gehört dazu. Wenn einer nicht spielt, ist er allerdings nicht sauer auf seinen "Konkurrenten", sondern hängt sich die folgende Woche entsprechend rein, dass er selber wieder drankommt.
Sie spielen im Gegensatz zu den vergangenen Jahren mit Bezirksliga in Solnhofen nun zwei Ligen höher. Was macht den Unterschied?
Eberle: Das Körperliche, das Tempo, die Schnelligkeit - auch die Gedankenschnelligkeit. Man muss gedanklich am besten immer einen Schritt voraus sein. Zudem ist die taktische Einstellung sehr wichtig. Man muss mehrere Spielsysteme draufhaben. Was mir persönlich gut tut, ist die Tatsache, dass die Verantwortung nicht auf einem einzelnen Spieler ruht, sondern auf der ganzen Mannschaft.
Wenn man sieht, wie Sie bislang in der Bayernliga eingeschlagen haben, drängt sich eine Frage auf: Bereuen Sie es, dass Sie nicht schon früher den Sprung nach oben versucht haben?
Eberle: Keineswegs, ich hätte es nicht anders gewollt. Fußball ist zwar wichtig für mich, aber nicht alles in meinem Leben. Ich habe inzwischen einen festen Beruf und arbeite als Grundschullehrer in Wassertrüdingen. Ich bin verheiratet, lebe mit meiner Frau Anne in Weißenburg und bin privat sehr glücklich. Wer weiß, ob das alles bei einem früheren Wechsel so gekommen wäre. Außerdem hatte ich ja auch in Solnhofen echt tolle und sehr erfolgreiche Zeiten. Nein: Es ist schon perfekt, wie es gelaufen ist!
Apropos TSG Solnhofen: Inwieweit verfolgen Sie noch das Geschehen bei Ihrem früheren Verein?
Eberle: Ich verfolge jedes Spiel. Die Verbundenheit ist natürlich weiterhin da. Ich bin nach wie vor im Verein und werde auch immer bei der TSG bleiben. Mit einigen Spielern bin ich noch regelmäßig in Kontakt und wir treffen uns immer wieder mal. Zweimal habe ich auch schon zugeschaut und bin froh, dass es bislang ganz gut läuft. Ich drücke den Solnhofer Jungs auch weiterhin die Daumen.
Zurück nach Eichstätt: Voriges Jahr hatte der VfB keine Regionalliga-Lizenz beantragt und konnte als Vizemeister folglich auch nicht an den Aufstiegsspielen teilnehmen. Wie sieht es in dieser Saison aus?
Eberle: Dazu kann ich nichts sagen und ich befasse mich auch nicht damit. Ich bin einfach froh, dass es so gut läuft und genieße jedes Spiel. Ich fühle mich pudelwohl in Eichstätt, wir haben mit Markus Mattes einen richtig guten Trainer, das ganze Umfeld ist hervorragend, ich habe eine schöne Fahrgemeinschaft mit Jonas (Herter) und Michael (Panknin) und auch meine Frau und meine Familie stehen voll dahinter. Was will man mehr?