2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ex-Spatzen auf dem Höhenflug

22 Spieler sind aktuell als Profis aktiv - Bau eines Nachwuchs-Leistungszentrums wird angepeilt

22 Spieler, die beim SSV Ulm 1846 Fußball ausgebildet wurden, sind derzeit im In- und Ausland als Profis aktiv. Der Verein peilt mittel- bis langfristig den Bau eines eigenen Nachwuchs-Leistungszentrums an.

"Wenn die alle noch hier spielen würden, hätten wir eine Super-Truppe beisammen“, sagt Anton Gugelfuß. Der für den sportlichen Bereich zuständige Vorstand des SSV Ulm 1846 Fußball gerät beim Blick auf die Liste der Spieler, die bei den Spatzen als Jugendliche ausgebildet wurden und nun ihr Geld als Fußball-Profi verdienen, geradezu ins Schwärmen.

22 Spieler umfasst die Liste derer, die von Ulm aus die Fußball-Welt eroberten. Prominentestes Beispiel derjenigen, die einst beim SSV 46 in die Fußball-Lehre gingen und später als Profi anderenorts ihren Meister machten, ist Mario Gomez. Der 69-fache Nationalspieler übte sich in der Saison 2000/01 bei den Ulmer B-Junioren, ehe er über den VfB Stuttgart und den FC Bayern seine internationale Karriere startete.

Die hat auch Torhüter Loris Karius im Auge. Der mittlerweile 23 Jahre alte gebürtige Biberacher trug als kleiner Bub vier Spielzeiten lang das Trikot des SSV 46 und wurde bei den Ulmer D-Junioren unter Trainer Fabian Herbst Kreis- und Bezirksmeister. Nun spielt er in ganz anderen Dimensionen. Im Sommer wechselte er für 10 Millionen Euro Ablöse vom FSV Mainz, für den er 91 Bundesliga-Spiele bestritt, zu Jürgen Klopps FC Liverpool. Seinen Stammplatz in der Premier League hat Karius mittlerweile verloren, verhinderte aber im Pokal mit einer starken Leistung beim 0:1 in Southampton eine höhere Niederlage. Nebenbei liefert er mit seinen Begleiterinnen dem Boulevard Stoff für Schlagzeilen. Wie auch Simon Zoller (1. FC Köln), als er im Sommer die TV-Moderatorin Laura Wontorra heiratete. Der Stürmer erzielte in der Spielzeit 2007/08 in 25 B-Junioren-Spielen 36 Tore und verhalf den Spatzen zum Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga.

Ein echter Junge aus dem Bezirk ist Deniz Yilmaz, der wie Sandro Sirigu (heute Darmstadt 98) und Stefano Celozzi (VfL Bochum) dem starken Ulmer 1988er-Jahrgang angehört. Der in Illerkirchberg geborene Türke kam 1993 als kleiner Bub vom TV Wiblingen zu den Spatzen. Dort durchlief er sämtliche Jugendmannschaften und wurde vom früh verstorbenen Hermann Badstuber gefördert. Der führte die A-Junioren in der Bundesliga bis auf einen Platz im oberen Mittelfeld. 2005 wechselte Yilmaz zum damaligen Jugend-Kooperationspartner FC Bayern München. Als er mit der Türkei im selben Jahr U-17-Europameister wurde, stand er vor einer großen Karriere.

Billiger Abholmarkt

In München konnte sich Yilmaz bei den Aktiven nicht durchsetzen. Nach Stationen beim FSV Mainz und beim SC Paderborn ging er in die Türkei, wo er aktuell beim Erstligisten Bursaspor spielt. Sein Ziel, für die türkische Nationalmannschaft berufen zu werden, schaffte Yilmaz nicht. Nachdem er nicht für den EM-Kader 2016 nominiert wurde, entschied er sich für Aserbaidschan. Dort wartet er noch auf seinen ersten Einsatz. Anders als Ufuk Burak (26), der von 1999 bis 2010 für die Ulmer spielte. Der Profi von Kayserispor (Türkei) hat 16 Länderspiele für Aserbaidschan bestritten.

Der SSV Ulm 1846 Fußball verfolgt aufmerksam die Entwicklung seiner ehemaligen Spieler. Wenn die Erfolg haben, winkt auch den Spatzen eine kleines Sümmchen vom großen Geld, das im Profibereich fließt. Beim Karius’ Wechsel von Mainz nach Liverpool fiel für die Spatzen eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 15 000 Euro ab. „Aber meist sind wir der billigste Abholmarkt in Süddeutschland“, sagt Gugelfuß. Will heißen: Umliegende Profivereine wie der FC Augsburg, der VfB Stuttgart oder der 1. FC Heidenheim, die über ein Nachwuchs-Leistungszentrum verfügen, werben den Ulmern die Talente ab, ohne eine Ablöse zu zahlen. Mit einem eigenen Zentrum könnten die Ulmer, die jährlich 250 000 Euro in die Jugendarbeit investieren, den talentierten Nachwuchs eher halten beziehungsweise bei einem Wechsel eine Ablöse erhalten. „Mittel- bis langfristig brauchen wir auch so ein Zentrum“, sagt Gugelfuß.

Mit Michael Stegmayer ist einer der ehemaligen Ulmer Junioren dabei, eine Karriere als Funktionär einzuschlagen. Seit Sommer 2016 ist der 31-Jährige Teammanager beim Bundesligisten SV Darmstadt 98. Andere einstige Spatzen-Talente wie Alper Bagceci, Antonio Pangallo oder Thomas Rathgeber sind nach Ende ihrer Profi-Karriere zum SSV 46 zurückgekehrt, um hier mit Sponsorenhilfe eine zweite berufliche Laufbahn zu starten – und die nächste Fußball-Generation auf dem Platz anzuführen.

Aufrufe: 021.1.2017, 09:11 Uhr
SWP / Gerold Knehr Autor