2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Im Interview der Woche: Ilias Soultani, Neuzugang von TSV Schott Mainz. Foto: Soultani/FuPa.
Im Interview der Woche: Ilias Soultani, Neuzugang von TSV Schott Mainz. Foto: Soultani/FuPa.

"Es wird schwer, uns zu schlagen"

Ilias Soultani von Oberligist TSV Schott Mainz +++ 19-jähriger Neuzugang über seinen neuen Klub und persönliche Ziele +++ "Wenn es geht, möchte ich höherklassig spielen"

Seit der Winterpause ist Ilias Soultani für Oberligist TSV Schott Mainz spielberechtigt. Der 19-jährige Offensivspieler war im Sommer Opfer der Abmeldung der zweiten Mannschaft des SV Wehen Wiesbaden geworden und versucht nun, über den Glaswerk-Klub den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Im Interview der Woche berichtet er von Enttäuschungen und Zielen.

Ilias, wie hast Du Dich beim TSV eingelebt?

Relativ gut eigentlich, es tat nach dem halben Jahr ohne Fußball gut, die Hallenturniere zu gewinnen und dort viele Tore zu schießen. Die Vorbereitung läuft ja gerade, da haben wir allerlei Testspiele, sodass viele Einsatzminuten zusammenkommen. Wir haben viele Siege eingefahren, das gibt Selbstvertrauen.

Seit wann trainierst Du bei Schott mit?

Schon recht lange. Als ich von Wehen Wiesbaden weg musste, habe ich mich erst einmal bei Schott fit gehalten, auch, als es dann im Sommer bei Wormatia Worms nicht geklappt hat. In Wehen fiel relativ spät die Entscheidung, dass ich gehen muss, sodass bei vielen anderen Vereinen die Kaderplanung bereits beendet war. So war es sehr schwer, noch etwas zu finden.

Der SVWW hat Ende April bekannt gegeben, dass die zweite Mannschaft aufgelöst wird.

Ja, das war für mich ein herber Rückschlag. Zunächst sah es gut aus, wir sind alle davon ausgegangen, dass wir bleiben können. Das halbe Jahr ohne Fußball war für mich eine sehr schwierige Zeit. Ich hatte öfters bei der ersten Mannschaft mittrainiert, durfte gegen die Erste von Eintracht Frankfurt auch im Testspiel mitspielen, was eine tolle Erfahrung war.

Das Ziel, Profi zu werden, verfolgst Du weiter?

Auf jeden Fall. Ich bin mit 19 Jahren ja noch relativ jung, es wäre ein Fehler jetzt schon aufzugeben. Ich möchte bei Schott bis zum Sommer gute Spiele machen und rechtzeitig schauen, ob ich einen anderen Verein finde.

Die Perspektive beim TSV ist also auf ein halbes Jahr beschränkt?

Wenn es geht, möchte ich höherklassig spielen. Wenn es nicht klappt, ist die Oberliga auch in Ordnung. Aber das Ziel ist auf jeden Fall, im Profifußball Fuß zu fassen. Viele sagen, das sei nicht mehr möglich, aber ich will dabei bleiben, weiter trainieren und alles dafür geben, den Schritt über die Regionalliga in die Dritte Liga zu schaffen.

Was machst Du abseits des Fußballplatzes?

Ich mache in diesem Sommer mein Fachabitur in Wiesbaden, vorher war ich auf der Elly-Heuss-Schule. Das ist eine Eliteschule für Fußball, da werden Sport und Schule sehr gut kombiniert.

Wie lange warst Du eigentlich beim SV Wehen Wiesbaden?

Neun Jahre insgesamt. Ich bin ja in Wiesbaden geboren und aufgewachsen, vorher habe ich beim 1. SC Klarenthal gespielt, dort, wo ich auch wohne. Im vergangenen Jahr in der A-Jugend lief es noch richtig gut, doch dann war ich im September in diesen Autounfall verwickelt und habe mich verletzt. Ich war im Auto eingeklemmt und hatte mir eine Fleischwunde am linken Fuß zugezogen. Danach habe ich mich aber zurückgekämpft.

Zwölf Einsätze in der A-Junioren-Hessenliga und 16 Tore standen vergangene Saison zu Buche. Die Perspektiven schienen glänzend. Warum hat es in Wiesbaden und Worms nicht geklappt?

Als Christian Hock Sportdirektor wurde, haben wir alle gedacht, jetzt wird es was. Er war ja auch mein Trainer, hat mich immer unterstützt und bei der Profimannschaft empfohlen. Auf einmal hieß es, sie wollen aufsteigen und müssen jetzt anders planen. Da werden die Jugendspieler ausgebildet und dann fallen gelassen. Und man sieht ja, wo sie stehen. Das ist meine Meinung. Christian Hock hatte mich dann nach Worms empfohlen, und ich habe dort auch zwei Monate mittrainiert, aber am Ende hat es aus finanziellen Gründen nicht geklappt.

Bei Schott klappte es dann finanziell?

Der Aufwand ist für mich ja viel geringer, allein was die Fahrtkosten angeht. Es ist ja direkt um die Ecke.

Und mit der offensiven Spielweise, der guten sportlichen Entwicklung in der Oberliga und der Möglichkeit, den Verbandspokal zu gewinnen, hast Du auch ein gutes Schaufenster gefunden, um Dich zu empfehlen...

Ich muss ja erst mal spielen. Ich glaube, Trainer Ali Cakici kennt meine Stärken, aber er hat noch gar nicht gesehen, was ich wirklich kann. Ich sehe mich eher im Zentrum. In einigen Testspielen hat Can Özer vorne drin gespielt und ich als hängende Spitze, das hat schon gut geklappt. Aber es wird für mich schwer, beispielsweise an Baljak vorbei zu kommen. Sofort spielen werde ich nicht, ich muss meine Chance suchen und nutzen. Backi hat die Profierfahrung, und er bringt seine Leistung. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich hier aufgenommen wurde. Mein Ziel ist, richtig fit zu werden, Gas zu geben und mich anzubieten.

Wo siehst Du Deine Stärken, was muss noch besser werden?

Der Überblick, dass ich die Bälle gut verteilen kann. Meine Lieblingsaufgabe ist es, den Stürmern die Tore aufzulegen oder auch selbst vor dem Tor abzuschließen, beim Eins-gegen-Eins, auch mal beim Eins-gegen-Zwei oder Ein-gegen-Drei durchzugehen. Nach dem halben Jahr Pause muss ich aber erst einmal weiter an meiner körperlichen Fitness und Kondition arbeiten. Allein das Training reicht da nicht. Auf dem Schott-Gelände kann man für seine Fitness aber noch mehr machen. Ich gehe beispielsweise öfters mit Denis Mavric aus der A-Jugend vor dem Training hier ins Studio.

Was glaubst Du, welche Bilanz kann man nach dieser Saison bei der Schott ziehen?

In der Liga sind Koblenz und Hauenstein weit vorne, die werden wir nicht mehr einholen. Aber Platz drei ist auf jeden Fall machbar, und mit unserem Kader können wir, wenn wir alle zusammenbleiben, im kommenden Jahr um den Aufstieg mitspielen. Im Pokal denke ich, dass wir Hauenstein besiegen können. Es wird schwer, uns zu schlagen.

Aufrufe: 019.2.2016, 08:30 Uhr
Torben SchröderAutor