2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Foto: Stefan Diehl, Links: Tolga Sönmez (FV Neuthard), Rechts: Enrico Simeone (VfR Kronau)
Foto: Stefan Diehl, Links: Tolga Sönmez (FV Neuthard), Rechts: Enrico Simeone (VfR Kronau)

„Es wird ein Spiel auf sehr hohem Niveau.“

Enrico Simeone (Kronau) und Tolga Sönmez (Neuthard) vor dem Spitzenspiel im Gespräch.

Auf einen Kracher dürfen sich die Fußballfreunde im Kreis Bruchsal am Sonntag freuen. In der Kreisliga kommt es zum Duell des ungeschlagegen VfR Kronau, der den Abstieg aus der Landesliga schnell verdaut hat, und dem FV Neuthard, der beeindruckende Pokalspiele hinlegte und auch in der Liga bisher jedes Spiel gewinnen konnte. FuPa sprach vorab mit Enrico Simeone und Tolga Sönmez über ihre Erwartungen, aber auch generell über Fußball. Dabei gaben die ehemaligen Teamkollegen (in der Saison 2014/15 spielten sie gemeinsam in Neuthard) interessante Einblicke und zeigten auch großes Fußball-Fachwissen.

Sieben Punkte treffen auf neun – obwohl es noch früh in der Saison ist, dürfen wir von einem Topspiel sprechen. Was erwartet die Zuschauer für ein Spiel am Sonntag? Wie seht ihr die Chancen eurer Teams?

Enrico Simeone: Ich denke, die Zuschauer erwartet ein Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Neuthard hat in den ersten beiden Spielen und auch in der Vorbereitung bewiesen, dass es zurecht zu den Favoriten auf den Aufstieg zählt. Wir gehören als Absteiger automatisch dazu und sind bis auf eine Halbzeit gegen Stettfeld gut in die Saison gestartet, deswegen bin ich für das Spiel positiv gestimmt. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, werden wir auch gegen Neuthard dreifach punkten.

Tolga Sönmez: Ich schätze, dass es ein Spiel auf sehr hohem Niveau sein wird. Beide Mannschaften verfügen über gute Einzelspieler und zählen zu den Topfavoriten in der Liga, doch die Vorteile liegen wohl eher auf unserer Seite: Wir haben es bis in das Achtelfinale des badischen Pokals geschafft und höherklassige Mannschaften geschlagen, wir stehen im Halbfinale des Kreispokals und wir haben bisher jedes Spiel gewonnen – und das ohne Gegentor. Dieses Topspiel haben wir uns verdient. Wir sind gut in die Saison gestartet und wollen unseren Saisonstart noch weiter vergolden. Der Druck liegt bei den Kronauern, denn sie spielen zuhause und sollten dort möglichst punkten. Jeder Gegner ist hoch motiviert, gegen uns zu spielen, dementsprechend müssen wir in jedem Spiel sehr fokussiert auftreten. Der Kronauer Kader hat sich nicht verändert, wir haben es nach dem Umbruch geschafft, in kürzester Zeit zu einer Einheit zu werden. In dieser Woche haben wir wieder viel und hart trainiert und ich bin mir sicher, dass der Trainer uns wieder perfekt vorbereitet hat. Die Vorgaben des Trainers wollen wir auf dem Platz umsetzen und technisch guten Fußball zeigen. Wenn wir es schaffen, unsere Qualitäten wie gewohnt abzurufen und auf den Platz zu bringen, werden wir die drei Punkte aus Kronau sicher mitnehmen.

Ihr seid dieses Jahr gewechselt - zu Vereinen, die ihr ja schon gut kennt. Was war dafür ausschlaggebend?

Enrico: Ausschlaggebend waren sportliche wie auch private Gründe. Ein Grund war, dass mein Bruder und viele Freunde in Kronau spielen und mit denen wollte ich wieder zusammen kicken. Vor allem wusste ich aber auch, was mich im Verein erwartet und dass es mit der Mannschaft möglich sein wird, guten und erfolgreichen Fußball zu spielen – dafür kicken wir doch alle. Ein anderer Grund war, dass ich durch eine Weiterbildung zwei- bis dreimal abends in der Woche unterwegs bin, dazu kommen noch die Trainingseinheiten – ich bin also die ganze Woche unterwegs. Die Fahrtzeit für das Training wollte ich mir letztlich einfach sparen, da ich in Kronau wohne.

Tolga: Letztes Jahr habe ich beim FV Graben eine sehr erfolgreiche und tolle Saison gespielt. Ich habe dort viele neue Freunde gewonnen und bin stolz, zum Abschied den FV Graben als Kapitän in die Kreisliga zurückgeführt zu haben. Ich habe im Sommer einige Gespräche geführt, auch mit höherklassigen Mannschaften. Der Trainer hat es aber geschafft, eine schlagfertige Mannschaft zu stellen, mit der wir Großes erreichen können. Ausschlaggebend war eben auch, mit meinen Freunden zusammen zu spielen. Denis Schwager hat selbstverständlich eine große Rolle gespielt bei meinem Wechsel, denn mit ihm zusammen zu spielen, ist für jeden Fußballer eine tolle Sache. Ich wollte einfach vollends überzeugt sein, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft sein können, wenn es um die ersten beiden Plätze geht. Wir haben großes Potenzial in der Mannschaft und der erste Platz ist mein persönliches Ziel.

Ihr habt beide schon zusammen gespielt, oder? Welche Stärken seht ihr beim jeweils anderen?

Enrico: Ja, wir haben eine Saison zusammen gespielt. Tolga hat da schon gezeigt, dass er ein technisch starker Kicker ist, der ein gutes Auge für seine Mitspieler hat. Ich denke aber, dass er vor allem in der letzten Saison in Graben nochmal an Qualität dazu gewonnen hat, was seine Vorlagen und Tore auch zeigten. Meiner Meinung nach kann er jeder Mannschaft helfen und für die gegnerische Mannschaft gefährlich werden.

Tolga: Richtig, wir haben schon eine Saison in Neuthard zusammen gespielt. Enrico hat seine Qualitäten schon unter Beweis gestellt und war letzte Saison als Mittelfeldspieler Topscorer des FV Neuthard mit beachtlichen 14 Toren. Er ist ein Spieler mit enormer Geschwindigkeit, zudem stark im Eins-gegen-Eins und mit gutem Zug zum Tor. Ich hätte ihn lieber in meiner Mannschaft gehabt als auf Seiten des Gegners. Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.

Was macht für euch den Reiz eurer Positionen auf dem Feld aus?

Tolga: Durch meine Rolle als Kapitän war ich in der letzten Saison gezwungen, noch mehr Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen. Das war für mich auch ein Reifeprozess, denn auch letzte Saison hat ein großer Umbruch stattgefunden und mit uns gerechnet hatte auch keiner – das Ende ist bekannt. Diese Verantwortung versuche ich, jetzt auch ohne eine Binde zu tragen. Die Qualitäten dazu habe ich auch und so bin ich eben gefordert, in jedem Spiel alles reinzuhauen. Ich habe eine fußballerisch gute Ausbildung genießen dürfen und im Seniorenbereich mit einigen guten Fußballern zusammen gespielt. Wir als Mannschaft stehen für kreativen und offensiven Fußball und ein besonderer Reiz ist es für mich, den Ball lange in den eigenen Reihen zu halten und meine Mitspieler erfolgsversprechend in Szene zu setzten. Ich will ständig anspielbar sein und ins Geschehen eingreifen können. Mit Tobias Geis habe ich einen kongenialen Partner an meiner Seite, der das Spiel genauso lebt wie ich. Auf dem Weg zum Erfolg sind das allerdings nur kleine Bausteine, denn im Endeffekt muss jeder seinen Teil dazu beitragen, dass man als Mannschaft erfolgreich ist.

Enrico: Der Reiz für mich ist es, Saison für Saison immer wieder Topleistungen abzurufen und mit den Mitspielern die neuen Herausforderungen anzunehmen, die auf einen zukommen, egal auf welcher Position ich dann letztendlich eingesetzt werde. Wichtig ist es dabei auch, den jungen Spielern ein Vorbild zu sein und ihnen zu helfen, den Sprung in den Senioren-Bereich zu meistern.

Wie würde euer taktisches Konzept aussehen, wenn ihr Trainer wärt? Könnt ihr euch das mal vorstellen?

Tolga: Wenn ich Trainer wäre, würde ich unserer taktischen Ausrichtung treu bleiben. Defensiv machen wir es bis jetzt hervorragend und mussten noch kein Gegentor hinnehmen. Offensiv sind wir mit unserer Qualität immer gut für ein Tor. Das wird auch am Sonntag der Schlüssel zum Erfolg sein. Unsere Trainingsinhalte sind auf dem Platz schon zu erkennen und die Vorgaben des Trainers werden gut umgesetzt. Wir genießen die Momentaufnahme, können die Situation aber sehr gut einschätzen. Es gibt noch viele Sachen zu verbessern und wir stehen erst am Anfang der Saison. Wir wollen uns immer weiter verbessern.
Ich habe vor längerer Zeit meinen Teamleiter gemacht und vor kurzem meine C-Lizenz erworben. Langfristig sehe ich mich auch selbst in dem Trainergeschäft, da ich durch meinen Vater in den letzten Jahren Einblicke und Abläufe miterlebt habe und ihn überdies unterstütze. Was mich persönlich sehr reizt, ist das Amt des Spielertrainers. In diese Schiene würde ich gerne auch schon in jungen Jahren einsteigen. Ich bin zwar noch jung, habe aber dadurch, dass ich schon einige Trainer gehabt habe, von jedem etwas mitnehmen können, so dass ich eine klare Vorstellung meiner eigenen Philosophie habe.

Enrico: Über das Trainergeschäft habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht, auch weil es die Zeit aktuell nicht zulassen würde. Ich habe in den vergangenen Jahren zwar immer mal wieder Jugendmannschaften trainiert, das aber als Co Trainer.

Beendet folgenden Satz. Nach dem letzten Spieltag...

Enrico: …hoffe ich, auf eine positive Saison zurück blicken zu können, die wir als Mannschaft ohne große Verletzungen überstanden haben. Wenn diese dann mit einer Platzierung auf eins oder zwei gekrönt wird, wäre das ein riesiger Erfolg.

Tolga: ..hat sich der FV Neuthard das Double gesichert! Grundsätzlich ist es unser Ziel, schönen und attraktiven Fußball zu spielen. Wir wollen mit der Art und Weise unseres Spiels die Zuschauer begeistern. Wenn wir es schaffen, unsere Leistungen konstant abzurufen, werden wir mit Sicherheit auf eine erfolgreiche Saison zurück blicken können

Hand aufs Herz: Wie geht das Spiel am Sonntag aus?

Enrico: Es wird ein enges Spiel, 2:1 für Kronau.

Tolga: Ich denke, dass es ein enges und hart umkämpftes Spiel sein wird mit wenig Torraumszenen. Ich tippe auf einen 2:0-Auswärtssieg des FV Neuthard.

Alles klar. Schauen wir mal, wer mehr Ahnung vom Fußball hat. In den 1940er ging in Brasilien ein Spiel 0:0,5 aus. Wie passierte das?

Tolga: (lacht) Ich glaube, mich schwer daran zu erinnern, dass es mit dem Spielball zu tun nach einem geschossen Elfer gehabt hat. Der Ball ist geplatzt und die Hälfte des Balles lag außerhalb des Tores.

Enrico: Die Geschichte aus Brasilien ist wirklich lustig. Es war tatsächlich so, dass der Ball beim Elfmeterschuss kaputt ging und nur die Hälfte im Tor landete. Der Schiedsrichter entschied daraufhin auf ein halbes Tor.

Unentschieden, zweite Frage. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg traf Neuthard 1947/48 das erste Mal auf Kronau in der Liga. Wie viele Punkte trennten beide Teams am Ende?

Tolga: Ich tipp mal darauf, dass Neuthard fünf Punkte mehr auf dem Konto hatte, das werden es nämlich auch am Sonntag um 17 Uhr sein (lacht).

Enrico: Ich tippe darauf dass Kronau, zwölf Punkte mehr hatte.

Der Punkt geht an dich, Enrico. Am Ende der Saison in der Kreisklasse (Gruppe Hardt) holte sich mit 72:19 Toren und 27:5 Punkten den zweiten Platz hinter Kirrlach und stieg dadurch in die 1948/49 so benannte A-Klasse auf. Neuthard war mit 7:55 Toren und 0:32 Punkten Kanonenfutter, Tolga.
Letzte Frage: Welche ist die größte deutsche Stadt, die noch nie einen Bundesliga-Verein hatte?

Enrico: Schwere Frage, ich tippe spontan auf Bonn.

Tolga: Ja, das würde ich auch sagen.

Ihr seid sehr gut, richtig! Im Wissenswettkampf gewinnt also Enrico für Kronau gegen Tolga. Schauen wir, ob das auch am Sonntag so ist. Viel Erfolg für und alles Gute!

Tolga: Danke für das Interview, war eine coole Sache.

Enrico: Von mir auch Dankeschön für das Interview, das hat wirklich Spaß gemacht.

Aufrufe: 09.9.2016, 11:30 Uhr
Florian WittmannAutor