2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Aufmerksamer Beobachter beim Trainingsauftakt: Viktoria-Coach Marco Antwerpen (links). Foto: Rainer Dahmen
Aufmerksamer Beobachter beim Trainingsauftakt: Viktoria-Coach Marco Antwerpen (links). Foto: Rainer Dahmen

"Es ist mir wichtig, eine Gewinnermentalität vorzuleben"

Der neue Viktoria-Trainer lobt die Kölner Jugendarbeit

Verlinkte Inhalte

Marco Antwerpen, der neue Traier des Regionaligisten FC Viktoria Köln, sprach mit Oliver Löer über seine Philosophie und die Arbeit mit Nachwuchsspielern

Herr Antwerpen, hatten Sie schon Zeit, sich in Ihrer neuen Wahlheimat ein wenig umzusehen?

Antwerpen: Na ja, Köln ist mir nicht wirklich unbekannt, wobei ich schon zugeben muss, dass ich bislang hauptsächlich zwischen unserer Geschäftsstelle und dem Trainingsplatz hin und her gelaufen bin. Zu mehr hat es bisher leider noch nicht gereicht.

Werden Sie denn demnächst nach Köln umziehen?

Antwerpen: Der Umzug ist geplant, und aller Voraussicht nach wird es ins Rechtsrheinische gehen, damit ich es nicht so weit zum Stadion habe.

Welche ersten Eindrücke haben Sie von Ihrer neuen Mannschaft?

Antwerpen: So neu ist die Truppe ja nicht für mich. Ich habe vorher mit allen Spielern gesprochen und mir ein Bild von ihnen machen können. Bislang ist die Mannschaft genau so zusammengestellt worden, wie ich es mir vorgestellt habe.

Komplett ist der Kader aber mit Sicherheit noch nicht...

Antwerpen: Sagen wir es einmal so: Wir sind bemüht, den ein oder anderen noch zu uns zu holen. Je früher, desto besser. Auf der anderen Seite ist das Transferfenster zum Glück noch bis Ende Juli offen. In Hektik verfallen müssen wir also nicht.

Bei der Zusammenstellung der Mannschaft fällt auf, dass bei den bisherigen Transfers auf sogenannte große Namen verzichtet worden ist. Verfolgen Sie eine neue Philosophie und setzen nun vermehrt auf die Jugend?

Antwerpen: Schon in den Vorstellungsgesprächen war das ein wesentliches Thema. Die Verantwortlichen haben diesen neuen Weg deutlich vorgegeben, und ich muss sagen, dass ich ein absoluter Anhänger davon bin, talentierte Jungs dazuzunehmen. Die Jugendarbeit im Verein ist doch hervorragend — warum sollten wir dann eine andere Philosophie wählen?

Zuvor haben Sie viele Jahre den Regionalligisten Rot Weiss Ahlen trainiert. Welche Unterschiede zwischen den beiden Klubs können Sie bislang feststellen?

Antwerpen: Schon als aktiver Fußballer hatte ich das große Glück, unter professionellen Bedingungen trainieren zu dürfen. Genau das kann mir die Viktoria nun bieten. Mein großes Ziel war es immer, einen Verein zu betreuen, der nicht nur ambitioniert ist, sondern auch die entsprechenden Rahmenbedingungen bietet. Diese qualifizierten Strukturen finde ich hier vor.

Trotz dieser professionellen Bedingungen geben die Verantwortlichen nicht unbedingt den Aufstieg als wegweisendes Ziel aus. Können Sie mit dieser Vorgabe leben?

Antwerpen: Ich bin ohnehin kein großer Freund von Prognosen und Umfragen vor einer Saison. Priorität hat es für mich, erst einmal einen guten Kader zusammen zu haben und jedem Gegner mit Respekt zu begegnen. Im Laufe einer Saison gibt es so viele Unwägbarkeiten, die man im Vorfeld gar nicht auf der Rechnung haben kann. Kurzum: Es gibt noch andere gute Mannschaften in der Regionalliga.

Also ist Viktoria Köln nicht der Top-Favorit auf den Titel?

Antwerpen: Ich schätze Borussia Dortmund II richtig stark ein. Sie konnten ihren Kader nahezu zusammenhalten und haben sich dazu noch mit sehr guten Neuzugängen verstärkt.

Wie wird der Fußball aussehen, den die Viktoria-Fans in der neuen Saison geboten bekommen?

Marco Antwerpen: Mir gibt es immer ein gutes Gefühl, wenn sich der Ball in der Hälfte des Gegners befindet und entsprechend weit weg ist von unserem eigenen Tor. Ich mag es offensiv, gepaart mit einer Defensive, die hoch verteidigt.

Wenn Sie sich selber als Trainer-Persönlichkeit beschreiben müssten: Wie würde diese Charakterisierung ausfallen?

Antwerpen: Ich habe mich immer darum bemüht, ein Stück weit Spieler zu bleiben, um mich auf diese Weise besser in die Spieler hineinversetzen zu können. Als Trainertyp? Es ist mir wichtig, meine Jungs emotional zu unterstützen und eine Art Gewinnermentalität vorzuleben. Alles natürlich immer zum richtigen Zeitpunkt.

Der Vertrag mit Ihrem Vorgänger Tomasz Kaczmarek wurde nicht verlängert, weil er in Kürze die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert und womöglich zu wenig Zeit für die Mannschaft gehabt hätte. Sie haben als Trainer von RW Ahlen exakt diesen Lehrgang im März erfolgreich abgeschlossen. War die Doppelbelastung „Training/Ausbildung” stressig?

Antwerpen: Gerade in der Hinrunde war es nicht ganz einfach: Die Neuzugänge mussten integriert werden, im Anschluss an die Spiele hatte ich zudem nicht die Zeit für eine intensive Nachbereitung und vieles blieb an meinem Co-Trainer hängen. In der Rückrunde wurde es deutlich entspannter und wir waren auch erfolgreicher.

Sie haben einst bei Viktorias ärgstem Rivalen Fortuna Köln als Spieler unter Vertrag gestanden. Haben Sie diesen Umstand vor einigen Wochen in Ihre Überlegungen mit einbezogen?

Antwerpen: Ach herrje, das ist doch schon 16 Jahre her. Für mich war das überhaupt kein Thema bei meiner Unterschrift.

Aufrufe: 026.6.2016, 20:44 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor