2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Vom Chef auf dem Platz zum Chef auf der Bank: der Bergheimer Giuseppe Spitali, Foto: maGro/Weingarten
Vom Chef auf dem Platz zum Chef auf der Bank: der Bergheimer Giuseppe Spitali, Foto: maGro/Weingarten

"Es ist ein schmaler Grat"

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Giuseppe Spitali ist nach dem überraschenden Rücktritt von Daniel Zillken als Trainer des Landesligisten FC Bergheim 2000 vom Kapitän zum Interimscoach befördert worden. Im Interview erklärt er die Umstände des Führungswechsels.

Herr Spitali, in der vergangenen Woche ist Daniel Zillken überraschend als Trainer des Fußball-Landesligisten FC Bergheim 2000 zurückgetreten. Wie haben Sie als Kapitän der Mannschaft die Trennung erlebt?

Giuseppe Spitali: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass Daniel Zillken ein hervorragender Trainer ist. Wir haben im Kreise der Mannschaft aber vereinbart, dass wir uns zu seiner Entscheidung nicht äußern werden.

Für Sie hatte Zillkens Entschluss weitreichende Folgen, denn seit seinem Rücktritt tragen Sie die sportliche Verantwortung in Bergheim. Mussten Sie lange überlegen, ob Sie den Job annehmen?

Spitali: Nein. Ich hatte als Kapitän und Führungsspieler ohnehin großen Einfluss auf die Mannschaft und wollte die Jungs in der aktuellen Situation nicht im Stich lassen. Allerdings bewegt man sich immer auf einem schmalen Grat, wenn man vom Mitspieler zum Trainer wird. Ich habe mit der Mannschaft darüber gesprochen und alle waren einverstanden. Ich möchte als Trainer ohnehin eher ein Freund der Spieler sein.

Zuletzt konnten Sie wegen anhaltender Fersenprobleme ohnehin nicht mehr selbst auf dem Platz stehen. Wird es denn ein Comeback als Spielertrainer geben, sobald Sie wieder fit sind?

Spitali: Nein. Spieler und Trainer gleichzeitig zu sein, ist meiner Ansicht nach nicht machbar. Ich will diesen Job professionell angehen und habe schon vor meinem ersten Spiel an der Seitenlinie erlebt, wie intensiv und zeitaufwendig diese Aufgabe ist. Daher konzentriere ich mich voll und ganz auf die Arbeit als Trainer. Mannschaftskapitän wird ab sofort Özgür Camuralioglu sein.

Sie sind jetzt 34 Jahre alt und hatten zu Saisonbeginn angekündigt, noch einige Zeit spielen zu wollen. Haben Sie schon realisiert, dass Ihre aktive Karriere beendet ist?

Spitali: So ganz begriffen habe ich es noch nicht. Durch die lange Verletzungspause hatte ich zwar Zeit, mich gedanklich damit auseinanderzusetzen, hätte aber nie erwartet, wie emotional mein Debüt als Trainer werden würde. Es war brutal, nur von außen eingreifen zu können.

Im ersten Spiel unter Ihrer Leitung verlor die Mannschaft gegen den direkten Konkurrenten aus Walheim mit 1:3. Ihre Premiere auf der Trainerbank haben Sie sich sicherlich anders vorgestellt.

Spitali: Natürlich war es vom Ergebnis her bitter. Wir haben drei Punkte verloren, aber die Mannschaft hat gut gekämpft und eine tolle Leistung gezeigt. Ich muss den Jungs ein großes Kompliment machen.

Mussten Sie nach dem Spiel dennoch mentale Aufbauarbeit leisten?

Spitali: Wir haben miteinander gesprochen und die Mannschaft ist nach wie vor hundert Prozent von sich überzeugt. Wir wissen, dass uns noch ein langer Weg bevorsteht. Fakt ist aber, dass wir die Qualität haben aufzusteigen.

Was würde ein Aufstieg in die Mittelrheinliga für den Trainer Giuseppe Spitali bedeuten?

Spitali: Zunächst einmal habe ich das Amt ja nur bis Saisonende übernommen. Sollten wir den Aufstieg aber packen, plant der Verein für zwei weitere Jahre mit mir als Trainer.

Am Montag, um 16.30 Uhr, steht das nächste Spitzenspiel an. Dabei feiern Sie im Duell mit dem Tabellendritten SV Eilendorf Heimpremiere. Ihr Auftaktprogramm hätte durchaus leichter ausfallen können.

Spitali: Man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Klar, der Verein befindet sich in einer richtungsweisenden Phase und wir haben ein Schlüsselspiel vor der Brust. Wir wissen aber um unsere Stärke und sind guter Dinge, dass wir Eilendorf mit einer konzentrierten Leistung auf Abstand halten können.

Sie haben während Ihrer Laufbahn lange mit Daniel Zillken zusammengearbeitet. Er war in Junkersdorf Ihr Trainer und hat Sie 2012 nach Bergheim gelotst. Haben Sie mit ihm gesprochen, bevor Sie den Trainerjob beim FC Bergheim angenommen haben?

Spitali: Ich habe ihn vor dem jüngsten Spiel gegen Hertha Walheim angerufen. Es war mir sehr wichtig, mit ihm zu sprechen, da er mich lange Zeit begleitet hat und wir viel Respekt voreinander haben. Es war ein sehr offenes Gespräch mit ihm und wir haben weiterhin ein gutes Verhältnis zueinander.

Zur Person

Giuseppe Spitali (34) spielt seit 2012 für Bergheim 2000. Zuvor war der vierfache Vater unter anderem für Viktoria Köln, Bergisch Gladbach und Junkersdorf aktiv. Bis 2004 stand der gebürtige Italiener, der in der Jugend von Bayer Leverkusen ausgebildet wurde, im Kader des MSV Duisburg und kam in der Zweiten Liga zu zwei Einsätzen.

Das Gespräch führte Stefan Kühlborn

Aufrufe: 016.4.2014, 20:56 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Stefan KühlbornAutor