Erst Wunderheilung, dann Matchwinner

Borussia Mönchengladbach II - FC Viktoria Köln 1:3

Tomasz Kaczmarek hatte überhaupt keine Möglichkeit, dem Ansinnen seiner Mannschaft nicht zu entsprechen. Dabei hätte sich der Trainer des FC Viktoria Köln lediglich ein wenig beeilen müssen, um noch rechtzeitig Teil des obligatorischen Kreises zu werden, den Fußball-Teams heutzutage gerne nach einem Spiel bilden. Im Anschluss an den 3:1 (1:1)-Erfolg in der Regionalliga bei der U 23 von Borussia Mönchengladbach forderten die Spieler ihren jungen Coach also mit aller Vehemenz auf: „Trainingsfrei!” Kaczmarek erwies sich schließlich als gnädiger Trainer, erhörte das Flehen seiner Fußballer und spendierte ihnen zwei freie Tage. Dank einer überzeugenden Leistung im Spitzenduell bei der Borussia hatte sich die Equipe diese auch definitiv verdient, wie der Sportliche Leiter Stephan Küsters gutgelaunt bemerkte: „Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass die Jungs nach einer Niederlage eine solche Partie abliefern. Der Sieg war hochverdient.”

Wunderheilung bei Wunderlich

Es erscheint in der Tat überraschend, dass die Höhenberger die 0:6-Pleite im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen derart rasch und ohne Nachwehen verdaut haben. Noch erstaunlicher indes muten die Wunderheilungen von Kölns Kapitän Mike Wunderlich und Angreifer Jules Schwadorf an. Wunderlich spielte in Mönchengladbach trotz eines Kapselrisses im linken Knie und avancierte trotz Schmerzen zum überragenden Akteur — Schwadorf biss sich im Rheydter Grenzlandstadion ebenso durch und hielt mit eingeklemmtem Nerv im Oberschenkel immerhin 68 Minuten durch.

„Vielleicht sollte sich Mike öfter einmal an der Kapsel verletzen, wenn er so überzeugt wie heute”, meinte Küsters süffisant. Die Frage, ob Viktoria Köln die Begegnung bei der Borussia auch ohne das Mitwirken ihres Spielführers gewonnen hätte, ist zwar hypothetisch, kann im Nachhinein aber eigentlich locker beantwortet werden: Nein! Der 29-Jährige Ex-Profi war nämlich an beinahe allen entscheidenden Aktionen beteiligt und setzte dem Geschehen schlicht den Stempel auf. Der Reihe nach: Zunächst verwandelte er einen Freistoß direkt aus 20 Metern zur Führung (32.), die Gladbachs bester Torschütze Marlon Ritter jedoch noch vor der Pause ebenfalls per Freistoß ausglich (41.). Zurück zu Wunderlich: Nach Wiederanpfiff wurde Viktorias Nummer acht von Borussias Torwart Martin Kompalla im Strafraum umgerissen, Kompalla flog vom Platz, Wunderlich verschoss aber den anschließenden Strafstoß (63.). „Ich habe mir wirklich überlegt, den Ball abzugeben, weil ich der Gefoulte war”, gab der Mittelfeldregisseur nachher offen zu.

Mit Wut im Bauch zum 3:1

Mit Wut im Bauch gelang Kölns Kapitän nur drei Minuten später jedoch die erneute Kölner Führung, die mächtig in Gefahr geriet, weil Tim Jerat nach wiederholtem Foulspiel noch Gelb-Rot sah (75.). Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit entschied der eingewechselte Claus Costa einen turbulenten Nachmittag und stimmte seinen Trainer glücklich: „Dieses Spiel spricht dafür, dass in der Mannschaft etwas entsteht”, analysierte Kaczmarek. „Immer, wenn es unter Druck steht, ist das Team dazu in der Lage, überragend zu reagieren.” Vor allem dank ihres vorbildlichen Kapitäns Mike Wunderlich.

Schiedsrichter: Sascha Weirich (BW Hand) - Zuschauer: 388
Tore: 0:1 Mike Wunderlich (32.), 1:1 Marlon Ritter (41.), 1:2 Mike Wunderlich (66.), 1:3 Claus Costa (92.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Tim Jerat (75./FC Viktoria Köln/Wiederholtes Foulspiel), Rot gegen Martin Kompalla (61./Borussia Mönchengladbach II/Notbremse)
Besondere Vorkommnisse: Mike Wunderlich (FC Viktoria Köln) scheitert mit Foulelfmeter an Torwart Moritz Nicolas (63.)