2024-04-25T14:35:39.956Z

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Geht unaufgeregt in das zweite Landesligajahr: Erkan Aktas. | Foto: Daniel Thoma
Geht unaufgeregt in das zweite Landesligajahr: Erkan Aktas. | Foto: Daniel Thoma

Erkan Aktas: "Endlich einmal den FVLB schlagen"

BZ-Interview mit Erkan Aktas, Trainer des SV 08 Laufenburg, vor dem reizvollen Duell bei Lörrach-Brombach am Sonntag

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Will man den Versuch wagen, den Laufenburger Verantwortlichen ein wenig Angst einzujagen, könnte man die altgediente Floskel vom schwierigen zweiten Jahr bemühen und dem letztjährigen Aufsteiger harte Zeiten prophezeien. Im Gespräch mit BZ-Mitarbeiter Hannes Schuster spricht SV-08-Trainer Erkan Aktas über Gründe für den zähen Saisonstart, seinen Trainerstil und erklärt, warum es gar nicht so schwierig war, Torjäger Sandro D’Accurso zum Bleiben zu bewegen.
BZ: Herr Aktas, wenn ihr Team am Sonntag in Lörrach punktet, könnte man doch endgültig von einem richtig guten Start Ihres Teams sprechen, oder?

Aktas: Wir waren grundsätzlich eigentlich eher unzufrieden mit dem Saisonbeginn; punktemäßig war er zwar in Ordnung, aber die gezeigten Leistungen waren nicht so, wie wir sie uns vorstellen. Das hat natürlich viel mit den personellen Engpässen zu tun. Es war wie eigentlich in jedem Sommer bei uns: In der Vorbereitungsphase waren die meisten Spieler dabei, zum Start begann es dann mit den oft urlaubsbedingen Abwesenheiten. Die ziehen sich bei uns heuer sogar teilweise bis zum fünften Spieltag. Die in der Vorbereitung erarbeiteten Automatismen gehen dann teilweise verloren, das ärgert einen natürlich sehr, da man zusammen mit dem Team sehr viel Zeit in die Einübung investiert hat.

BZ: Ihr Kapitän Christoph Mathis sprach vor dem Heimspiel gegen Oberried (3:1) vor einer Woche von zwei bis drei Wochen, die die Elf noch braucht, bis sie richtig in Schwung kommt. Sie stimmen ihm in dieser Hinsicht also zu?

Aktas: Ja, das ist der einschlägige Tenor bei uns. Wir kommunizieren im Team alle offen miteinander und haben uns zusammen auch entschieden, die offensive Grundausrichtung aus der letzten Saison, zumindest in der angesprochenen Übergangsphase, etwas abzuändern. Wir stehen also insgesamt etwas defensiver im Moment. An unserer offensiven Grundkonzeption halten wir aber natürlich über die Saison hin gesehen fest.

BZ: Sie sind ein sehr junger Trainer, haben schon mit 28 Jahren beim SV 08 das Traineramt übernommen. Wie tickt der Trainer Aktas?

Aktas: Als ich vor sechs Jahren das Angebot vom SV 08 erhalten habe, war ich schon recht überrascht, dass sie sich einen so jungen und unerfahrenen Mann für diese Stelle ausgeguckt haben. Seit meinem Amtsantritt habe ich nun versucht, mich auf Trainertagungen oder Fortbildungen stetig weiterzubilden und verfüge mittlerweile auch über die A-Lizenz. Gerade auf den Lehrgängen und in Gesprächen muss ich aber vieles filtern und auch erst einmal reflektieren, damit ich neue Erkenntnisse wirklich auch auf mein eigenes Team übertragen kann. Ein Konzept einfach zu kopieren, klappt nicht. Vielmehr ist es ein Abtasten, was und wie viel das Team und die eigene Philosophie an Neuem verträgt.

BZ: Stichwort neu: Wie zufrieden sind sie mit den Neuzugängen bisher?

Aktas: Bisher wirklich beurteilen kann ich nur Torhüter Steffen Birlin und Benjamin Gunkel. Steffen macht seine Aufgabe hervorragend, aber auch mit Benjamin sind wir zufrieden. Er braucht einfach noch etwas Zeit, um sich an unser Spielsystem zu gewöhnen. Bei Bilal Sevda und Marco Weimann, der im Moment noch am Knie verletzt ist, brauche ich noch etwas Zeit, um Genaueres über ihre Rolle im Team sagen zu können.
„Es wurde verpasst, tragende Strukturen im Jugendbereich aufzubauen.“

BZ: Wenn man sich die Neuzugänge in Ihrem Team ansieht, fällt auf, dass Zuzüge aus dem eigenen Nachwuchs komplett fehlen. Woran liegt das?

Aktas: Im Moment haben wir in unserem Verein gar keine eigene A-Jugend, sprich die höchste Jugendklasse, aus der die Jugendspieler im Anschluss in den Aktivbereich aufsteigen, fehlt uns. Von der B-Jugend abwärts gibt es zwar Jugendteams, trotzdem wurde es bisher leider verpasst, tragende Strukturen im Jugendbereich aufzubauen. So fehlt uns ja nicht nur die wichtige A-Jugend, auch eine einigermaßen einheitliche Leistungsklasse in den Jugendteams gibt es nicht. Der Schritt in den Aktivbereich ist eh schon groß, der kann von einem Jugendspieler, der bisher nur auf Kreisligaebene gekickt hat, nicht einfach so bewältigt werden. Somit müssen wir unser Fundament im Moment auf drei Säulen aufbauen.

BZ: Welche sind das?

Aktas: Zum einen müssen wir Kontakt halten zu den Spielern, die den Verein für die A-Jugendzeit verlassen. Dass so eine Rückholaktion klappen kann, sieht man zum Beispiel an Felix Zölle, Bujar Halili und Sandro D’Accurso, die in Weilheim in der A-Jugend spielten und dann wieder zu uns zurückkamen. Zweitens müssen wir natürlich auch externe, talentierte Spieler für unseren Verein begeistern, was aber allein schon für deren Beobachtung sehr viel Zeit beansprucht. Und drittens müssen wir natürlich die Stützen aus dem jetzigen Kader bei der Stange halten.

BZ: Das hat bei Ihrem umworbenen Torjäger Sandro D’Accurso ja vorzüglich funktioniert.

Aktas: Sandro weiß, was er am SV 08 hat. An Angeboten mangelte es ihm auch in der Sommerpause nicht, aber er ist noch jung und bei uns ist er gesetzt, bekommt genügend Spielzeit, das ist in den höheren Spielklassen so nicht garantiert.

BZ: Lörrach ist mittlerweile wieder in Fahrt, was liegt drin für Ihre Mannschaft?

Aktas: Der FVLB verfügt über enormes Potential, trotzdem möchten wir, nach drei sehr knappen Niederlagen in Liga und Pokal in der Vorsaison, die Lörracher endlich einmal schlagen. Dass das ein sehr schwieriges Unterfangen wird, wissen wir natürlich.

Zur Person
Erkan Aktas: Der 34-Jährige geht in seine siebte Spielzeit als SV-08-Coach. Als Spieler war er unter anderem für den FC Steinen-Höllstein und den FC Wehr aktiv, bevor er 2008, zuerst als Spielertrainer, nach zwei Monaten nur noch als Trainer, in Laufenburg begann. Mit dem SV 08 schaffte er im Vorjahr als Aufsteiger einen famosen vierten Platz, wobei sein Team über weite Strecken begeisternden Offensivfußball zeigte.

Personal
SV 08 ohne Marco Weimann (verletzt), Benjamin Ebner, Markus Rufle und Bilal Sevda (alle im Urlaub). Hinter dem Einsatz von Max Stockkamp (Studium) steht ein Fragezeichen.
FVLB ohne Max Bastian (krank) und Vedat Erdogan (Auslandsaufenthalt), dafür stößt Mittelfeldmann Frank Malzacher wieder zur Mannschaft. Nach dem 1:4-Sieg in Oberried will Trainer Ralf Moser mit seinem Team „den dritten Sieg im dritten Spiel in unserer englischen Woche einfahren“. Die Laufenburger schätzt er spielerisch zwar „eine Klasse besser“ ein als Oberried, „doch auch dort war es, ob des sehr defensiv eingestellten Gegners, kein Sieg im Vorbeigehen“.
Aufrufe: 028.8.2014, 22:00 Uhr
Hannes SchusterAutor