2024-04-25T14:35:39.956Z

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„Pass und Spielrecht liegen bei uns.“ Yannick Krizoua   | Foto: Rogowski
„Pass und Spielrecht liegen bei uns.“ Yannick Krizoua | Foto: Rogowski

Krizoua seit Winter fahnenflüchtig

Ohne Freigabe vom SV Weil in die Schweiz / DFB ermittelt

Eine Halbserie lang hat Yannick Krizoua für den SV Weil in der Fußball-Landesliga gespielt, doch in der Winterpause wurde er fahnenflüchtig. "Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört", sagt Perseus Knab, der sportliche Leiter des SVW. Seine Recherchen ergaben: Krizoua spielte die Rückrunde für den SC Dornach in der Schweiz.

Er ward nie mehr gesehen. Eine Halbserie lang hat Yannick Krizoua für den SV Weil in der Fußball-Landesliga gespielt, doch in der Winterpause wurde er fahnenflüchtig. "Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört", sagt Perseus Knab, der sportliche Leiter des SVW. Seine Recherchen ergaben: Krizoua spielte die Rückrunde für den SC Dornach in der Schweiz. "Kann ja gar nicht sein, wir haben ihm nie eine Freigabe erteilt", sagt Knab. Nun liegt der Fall beim DFB.


Seine Flankenläufe waren gefürchtet beim Gegner. Krizoua, ein Fußballer mit Gardemaß und mit einer beneidenswerten Physis gesegnet, galt von der deutschen Landesliga nicht gerade als überfordert. Auch wenn seine Möglichkeiten von der Außenbahn aus einzuwirken, beschränkt waren, konnte sein Wert für das Kollektiv an guten Tagen erheblich sein. "Ein toller Spieler, wenn er Bock hat", sagte Knab einmal.

Die Sprunghaftigkeit Krizouas ist für den SV Weil nun zu einem kleinen Ärgernis geworden. Es geht nicht um Geld, eine Ablöseforderung steht nicht in Aussicht (siehe Infobox). "Wir bekommen aber noch einige Dinge von ihm, die dem Verein gehören. Trainingsklamotten zum Beispiel", sagt Knab. Eigentlich aber geht es ihm und dem SV Weil "um's Prinzip". Nach Lage der Indizien ist die Sache eindeutig. Knab findet sogar, dass die Beweislage erdrückend ist. "Der Pass und das Spielrecht liegen bei uns." Die ganze Angelegenheit sei "dubios".

Offenbar war man sich mit dem Spieler schon im Winter nicht mehr grün, denn für eine Kontaktaufnahme sahen sich die Weiler nicht veranlasst. Anfang April, nachdem er im Internet aktuelle Spielstatistiken Krizouas entdeckt hatte, wandte Knab sich aber an den Schweizer Verband, und der verblüffte ihn per email mit der dürren Replik: "Der Spieler Krizoua, Yannick, ist seit dem 19. Juli 2013 für den SC Dornach qualifiziert." Krizoua war 2013 vom FC Steinen-Höllstein nach Dornach gewechselt, kam ein Jahr später ins Nonnenholz. "Ich vermute nun, dass er gar nicht abgemeldet wurde und in der Rückrunde mit seiner alten Spielgenehmigung gespielt hat", sagt Knab.

Informationen, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu bekommen sind, unterstützen diese These. "Im Sommer 2014 ist aus der Schweiz keine Freigabe erteilt worden", sagt Ulrike Berning, Abteilung Auslandsspielberechtigung. Dennoch für Weil auflaufen durfte Krizoua, weil die Fifa-Regularien ein späteres, automatisches Spielrecht ermöglichen. "Nach 30 Tagen darf man ihn freigeben", präzisiert Behring. Fakt also scheint nach gängigem Prozedere: Krizoua war 14/15 für Weil spielberechtigt, was dies für Dornach ausschließen würde. "Im umgekehrten Fall bekämen wir alle Punkte der Rückrunde aberkannt", sagt Knab. Er ist gespannt, wie die Sache ausgeht.

Es ging wohl zunächst einige Zeit ins Land, doch Ende Juni hat der DFB "eine offizielle Anfrage" an die Schweizer Kollegen versandt, wie Walter Sitorius, Abteilung Spielbetrieb/Internationale Transfers, erklärt. Bislang ohne Antwort. Solche Fälle seien keine Seltenheit, hieß es in Frankfurt. Doch in vorliegender Angelegenheit müsse sich vor allem "der Spieler mal fragen, was da los ist. Er muss ja wissen, dass er keine doppelte Spielberechtigung hat", betont Sitorius. Allerdings scheinen unklare Verhältnisse bei Krizoua eher üblich als die Ausnahme. "Wir haben den Spieler beim Verband boykottiert", verweigerte Dornach im Sommer 2014 die Freigabe. Auch sie forderten offene Gelder und Ausrüstung, nahmen ihn aber offenbar wieder auf.

"Die beteiligten Vereine hätten sich ja auch mal direkt verständigen können. Das wäre das Sinnvollste gewesen", sagt Sitorius. Knab scheint aber kein gesteigertes Interesse an grenzüberschreitender Kommunikation zu haben. Überhaupt sei es für die deutschen Vereine in Grenznähe nicht einfach. "In der Schweiz haben sie ein viel größeres Transferfenster. Sie können dir einfach die Spieler aus dem Kader rupfen", beklagt er. Momentan fordert ein Verein aus dem südlichen Nachbarland Ablöse für einen Spieler, der zum SVW II kam. "Die wollen 500 Euro", sagt Knab. Versuchen kann man es ja.




Wie läuft ein Wechsel ab?
Der Wechsel von Amateurspielern ohne Vertrag aus dem oder in das europäische Ausland ist kein Hexenwerk. Der aufnehmende Klub in Südbaden stellt beim SBFV in Freiburg einen Passantrag (Spielgenehmigung). Der Landesverband leitet das Ansinnen via DFB an den Auslandsverband weiter, der den abgebenden Verein zur Abmeldung auffordert. Wechsel ins Ausland? Entsprechend anders herum. Eine Ablöse ist laut Uefa ausgeschlossen. Bei Inlandswechseln kann sich der Spieler beim alten Verein selbst abmelden; idealerweise per Einschreiben. Der Klub aktualisiert bei DFB.net den Spieler-Status. Meist wird er pro forma gesperrt und die Vereine versuchen sich zu einigen. Je nach Liga fällt eine Ablöse an. Nimmt etwa ein Verbandsligist einen Spieler auf, sind 2500 Euro vorgesehen; abgestuft bis etwa in die Kreisliga A sind es 250. Meist wird der Mischwert zwischen den Ligen ausgehandelt oder noch weniger. Denn der höherklassige Verein hat das Druckmittel, dem Spieler einen Vertrag zu geben: Dann entfällt die Ablöse.

Aufrufe: 015.7.2015, 00:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor