2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Steigert sich wie die gesamte Watzenborner Mannschaft nach der Pause: Abwehrspieler Christopher Spang. 	Foto: Ben
Steigert sich wie die gesamte Watzenborner Mannschaft nach der Pause: Abwehrspieler Christopher Spang. Foto: Ben

Energieleistung mit drei Punkten belohnt

RL SÜDWEST: +++ Teutonia entdeckt nach 0:2-Rückstand Kämpferherz +++ Starke 30 Minuten +++

WATZENBORN-STEINBERG. „Definitiv“, antwortete Kapitän Yannik Dauth auf die Frage, ob er auch nach dem 0:2-Rückstand noch Hoffnung auf die Wende gehabt habe, denn „wenn es etwas gibt, das wir uns eintrichtern, dann, dass wir daran glauben.“ Den Glauben an den Klassenerhalt in der Regionalliga Südwest untermauerten die Fußballer des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg mit einer Energieleistung, nachdem zuvor nur wenig gelungen war, in den letzten 30 Minuten der Partie gegen den FC Astoria Walldorf. Eine beeindruckende Vorstellung, die den Pohlheimern nach einem 0:2-Rückstand einen eminent wichtigen 3:2 (0:1)-Erfolg einbrachte.

Dennis Lemke stand in der 89. Minute goldrichtig und markierte den entscheidenden Treffer. Dass es sich dabei um den historisch einzuordnenden ersten Dreier an der Watzenborner Neumühle handelte, wurde dabei gewissermaßen zum Randaspekt. Noch wichtiger: Erstmals in dieser Saison kamen die Teutonen als Team unbeeindruckt von dem bis zu diesem Zeitpunkt über weite Strecken blassen Auftritt dank jeder Menge Moral mit einer kämpferisch überragenden Darbietung nach einem 0:2-Rückstand noch zurück. Ein weiteres Indiz dafür, dass die von Trainern Gino Parson und Stefan Hassler als Faustpfand für den Ligaverbleib bezeichnete mannschaftliche Geschlossenheit vom kickenden Personal gelebt wird.

Mittelfeldakteur Louis Goncalves sah das ähnlich: „Ich hoffe, dass uns diese Mentalität weiter pusht. Im Abstiegskampf musst du nicht wunderschön Fußball spielen, sondern du benötigst das, was wir gezeigt haben.“

Die rosarote Brille packten sowohl die Spieler als auch Trainer Stefan Hassler gleichwohl nicht aus. Die 60 Minuten vor der Aufholjagd und auch die Tatsache, beim Knackpunkt, dem 1:2-Anschlusstreffer durch den eingewechselten Marcel Avdic, mit Fortuna im Bunde gewesen zu sein, reflektierten sie selbstkritisch. „Walldorf war in der ersten Halbzeit viel routinierter und cleverer, hat die Bälle vorne festgemacht und hatte die besseren Kombinationen. Nach dem 0:2 habe ich schon gedacht, dass es richtig eng wird, so gut wie der FCA hinten in der Abwehr stand. Wir brauchten irgendwie ein Tor, ein Eigentor, einen abgefälschten Schuss. Irgendwas, damit die Mannschaft zündet. So kam es dann ja auch. Die etwas größere Leidenschaft und etwas Glück haben dazu geführt, dass wir das Spiel zu unseren Gunsten drehen konnten“, bilanzierte Coach Hassler auf der Pressekonferenz.

Er und Parson bauten auf exakt die Startelf, die eine Woche zuvor bei Wormatia Worms überzeugend mit 4:1 gewonnen hatte. Daran konnten die Grün-Weißen jedoch nicht nahtlos anknüpfen. Auf dem schwer bespielbaren Rasen blieben viele Aktionen des SC in der Vorwärtsbewegung Stückwerk, im Spielaufbau mangelte es an Präzision und Durchsetzungsvermögen. Die Walldorfer brannten zwar kein fußballerisches Feuerwerk ab, erwiesen sich jedoch als handlungsschneller und deutlich präsenter. Bis auf die Szene, als sie in der 15. Minute vergebens einen Handelfmeter forderten, und einen Versuch von Goncalves weit über das Ziel hinweg (33.) hatten die Teutonen in Tornähe lange Zeit nichts Nennenswertes anzubieten.

Teutonia Watzenborn-Steinberg

Anders die Gäste: In der 17. Minute legte Andreas Schön die gesamte Defensivabteilung mit einer Körpertäuschung lahm. Marcus Meyer traf den Pfosten, ehe Nico Hillenbrand zum 1:0 für Walldorf einschob, das in Person von Marcel Carl (24.) und Yakup Polat (41.) am 2:0 noch vor der Pause kratzten. In der 54. Minute holte Walldorf diesen Treffer nach. Watzenborns Verteidiger Marin Vidosevic leistete sich einen folgenschweren Schnitzer, den Meyer auf Vorarbeit von Carl bestrafte.

Der SC bewies in der Folge eine intakte Moral, schüttelte sich, legte den Schalter urplötzlich um und setzte die Walldorfer derart leidenschaftlich unter Druck, als habe es die erste Stunde nicht gegeben. Der in der 57. Minute eingewechselte Marcel Avdic tat sich dabei besonders hervor. „Eigentlich bin ich kein Fan davon, einen Sieg an einem Spieler festzumachen. Aber Marcel hat für Riesenwirbel gesorgt. Ein super Kicker, der als positiver Typ die Lockerheit reingebracht hat, die wir vielleicht gebraucht haben“, lobte Dauth den 26-Jährigen.

Offensivmann Avdic stellte den Gast mit seinem Tempo, seiner Technik und seinen Ideen vor gehörige Probleme. In der 62. Minute hatte er dann dazu das nötige Quäntchen Glück, als sich sein Abschluss abgefälscht über den bereits am Boden liegenden Keeper Jürgen Rennar in die Maschen senkte. Lemke (63.) und Jonatan Kotzke (68.) schnupperten am Ausgleich, der letztlich durch einen Foulelfmeter fiel. Den Stoß von Jonas Kiermeier gegen Damjan Marceta ahndete Schiedsrichter Falcicchio mit einem Elfmeter, den Markus Müller souverän zum 2:2 verwandelte (78.). Überdies flog Kiermeier mit der Ampelkarte bedacht vom Platz, sodass der Aufsteiger von den 844 Zuschauern angefeuert in Überzahl auf das 3:2 drängte.

In der 89. Minute war es schließlich so weit: Avdic flankte die Kugel technisch stark auf Marceta, dessen Kopfball Rennar nicht festhalten konnte. Lemke staubte zum viel umjubelten 3:2-Endstand ab. Joker Avdic mochte sich nicht als Matchwinner feiern lassen, obwohl er sich mit einem Treffer und einer Vorlage trotz Verletzungssorgen auf der größeren Fußballbühne zurückgemeldet hatte, die er nach seiner Zeit beim rumänischen Erstligisten Otelul Galati (2015) verlassen hatte („Ich war lange von der Bildfläche verschwunden, und habe jetzt auch noch ein bisschen Probleme mit einem Kapselanriss. Das heute ist eine Mannschaftsleistung gewesen“).

Der zweite Dreier der Teutonen in Folge soll nun mitgenommen werden in die schwierige Aufgabe beim 1. FC Saarbrücken, wie Spielführer Dauth betont: „Das könnte der Startschuss für eine Serie sein. Wenn wir so auftreten wie in Worms und heute in den letzten 30 Minuten, habe ich mega Hoffnung.“

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Dauth - Spang, van Gelderen, Vidosevic (57. Avdic) - Golafra (46. Koutny), Kotzke - Lemke, Goncalves, Kodes (60. Simon) - Müller, Marceta.

FC-Astoria Walldorf: Rennar - Kiermeier, Nyenty, Malanga, Stadler - Hillenbrand, Haas (67. Kizilyar), Polat (82. Kern), Meyer - Carl, Schön (46. Varese).

Tore: 0:1 Hillenbrand (17.), 0:2 Meyer (54.), 1:2 Avdic (62.), 2:2 Müller (78./FE), 3:2 Lemke (89.). - Schiedsrichter: Falcicchio (Fulgenstadt). - Gelb-rote Karte: Kiermeier (77.). - Gelbe Karten: Müller, Kotzke, Goncalves, Avdic/Stadler, Haas. - Zuschauer: 844.



Aufrufe: 05.3.2017, 21:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor