2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Co-Trainer von Peter Schubert (Hintergrund) und Leiter des NLZ: Reiner Plaßhenrich. Foto: Eva-Lotte Heine
Co-Trainer von Peter Schubert (Hintergrund) und Leiter des NLZ: Reiner Plaßhenrich. Foto: Eva-Lotte Heine

Eine Wohlfühlatmosphäre

Auch im NLZ der Alemannia vollzieht sich Umbruch

„In der U16 hatte Tobias Mohr ein schreckliches Jahr. In der U17 spielte er Mittelrheinliga, im ersten A-Jugend-Jahr stieg er mit aus der Bundesliga ab, spielte im zweiten ,nur‘ Mittelrheinliga – und jetzt steht er mit 19 Jahren im Regionalliga-Kader.“
Nicht immer muss es Nachwuchs-Bundesliga sein, um den Sprung „nach oben“ zu schaffen, verdeutlicht Reiner Plaßhenrich, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) von Alemannia Aachen und „Co“ von Cheftrainer Peter Schubert: „Wir spielen zwar aktuell mit unserer Jugend nicht in den höchsten Ligen, aber vielleicht sind wir für die Talente besonders interessant, weil bei uns die Chance größer ist, den Sprung zu schaffen.“

Alemannia – ein Dreivierteljahr nach der Insolvenz. Auch im Nachwuchsbereich sind die Uhren auf Neuaufbau und Umbruch gestellt. Zwar reichte es beim Zertifizierungsverfahren wieder nicht, um einen Stern zu erhalten, „aber wir hatten das beste Ergebnis seit Jahren erzielt, haben einiges auf den Weg gebracht, wissen, woran wir jetzt verstärkt weiterarbeiten müssen“, war Plaßhenrich nicht unzufrieden. Als der 37-jährige Ex-Profi im Sommer vor einem Jahr die Leitung des Alemannia-NLZ übernahm, nahm er sich vor, den Nachwuchsbereich der Alemannia wieder auf gesunde Füße zu stellen. „Das NLZ ist über Jahre nicht genug gefördert worden, das muss sich ändern.“ Auch weil die eigenen Talente ein Pfund sind, mit dem ein nicht auf Rosen gebetteter Klub wuchern muss.

„Durchlässigkeit“ ist das Stichwort seit dieser Saison. So wurde aus der U 23 eine U 21, die mit nur 14 Akteuren – darunter der seit dem Frühjahr verletzte Daniel Hofmann in Doppelfunktion als Co-Trainer – ganz knapp besetzt ist. Über einen eigenen Torhüter verfügt U 21-Coach Sven Schaffrath nicht, an jedem Spieltag kommt ein Keeper „runter“ oder „rauf“. Trainiert wird seit dieser Saison um 18.30 Uhr gemeinsam mit der A-Jugend unter Kai-Uwe Kallenbach, dem als „Cheftrainer Jugend jetzt auch die U 21 untersteht. Die sehen wir als Ausbildungsmannschaft“, erläutert Plaßhenrich etwas überraschend die neue Regelung, denn bisher war der U 23- Coach ausschließlich dem sportlichen Leiter unterstellt.

Durchlässigkeit – an jedem Spieltag sollen Akteure aus der A-Jugend die „Durchlaufstation“ U 21 verstärken, um den Sprung in den „Männerfußball“ so früh wie möglich zu schaffen. Das klappte bisher erst im Ansatz, nur in zwei Spielen standen mit Shpend Hasani und Florent Sadiku Akteure der U 19 im Kader. „Ja, das ist ein Problem, es sollten mehr Akteure hoch, aber im Sommer haben uns überraschend vier Spieler des älteren Jahrgangs verlassen. Vor allem im Defensivbereich möchten wir im Winter im älteren A-Jugend-Jahrgang mit Perspektive für die U 21 nachlegen“, unterstreicht der 37-Jährige.

Spielt Alemannia I am gleichen Tag in der Regionalliga, wird es bei Aachen II personell auch schon einmal eng. Und es macht zudem das Training für Schaffrath und seine Jungs nicht einfacher, denn die U 21 trainiert nie als Team zusammen, zumal angesichts von Verletzungen zuletzt mit A-Jugend und U 21 keine 20 Spieler auf dem Platz standen. Die Profis stoßen meist erst am Spieltag dazu.

Mit aktuell „Platz 9 ist Aleman-nia II voll im Soll. Die Mannschaft ist sehr gut gestartet, dann kam ein Bruch rein. Aber man darf die Negativserie nicht überbewerten. Unser Konzept sieht vor, dass das Team nicht auf einem Abstiegsplatz steht“, ist Plaßhenrich zufrieden. „Sven Schaffrath leistet gute Arbeit mit der U 21. Ich habe die Jungs unter anderem gegen Euskirchen gesehen, wo sie gut gespielt und trotzdem verloren haben. Auffällig ist nur, dass der K.o. oft in den letzten 20 Minuten kommt, da fehlt einfach noch die Konstanz.“ Mit Marvin Brauweiler, Sebastian Wirtz und Kengo Fukudome gelang im Sommer drei Akteuren der Sprung aus der zweiten in die erste Mannschaft. „Wir schauen auch in diesem Jahr genau hin und werden in der Vorbereitung auf die Rückrunde wieder U 21-Akteure zum Regionalliga-Team einladen.“

Durchlässigkeit ist künftig auch das Stichwort für den Leistungsbereich, auch hier sollen die Talente früh in der nächsthöheren Altersklasse an anspruchsvollere Aufgaben herangeführt werden. Die Rückkehr in die oberste Klasse, bei der A- und B-Jugend die Bundesliga, bei der C-Jugend die Regionalliga, bleibt trotzdem das Ziel. Kurz vor der „Halbzeit“ sieht es nicht schlecht aus: Die A-Jugend punktgleich mit Fortuna Köln, die U 17 drei Punkte hinter Hennef sowie die C-Jugend hinter dem 1. JFS Köln sind jeweils Zweiter.

„Natürlich versuchen die Bundesliga-Klubs, unsere Talente wegzulocken. Da müssen wir die Spieler in Kleinarbeit überzeugen, zu bleiben, wir wollen mit einer Wohlfühlatmosphäre dagegenhalten, wollen eine enge Bindung an den Verein herstellen“, verspricht Plaßhenrich zusätzliche Angebote wie etwa im athletischen Bereich, oder auch eine Weihnachtsfeier. „Es entsteht wieder was und wächst zusammen. Wir müssen den Leuten wieder das Vertrauen in die Alemannia zurückgeben.“

Aufrufe: 021.11.2014, 18:00 Uhr
rau I AZ/ANAutor