2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hier noch am Straucheln schwang sich Bocar Djumo (orange) mit seinem Schuss letztlich zum Matchwinner auf (FOTO: Holger Bär)
Hier noch am Straucheln schwang sich Bocar Djumo (orange) mit seinem Schuss letztlich zum Matchwinner auf (FOTO: Holger Bär)

Ein Schuss entscheidet intensives Spiel

Winterneuzugang aus Mailand entscheidet Partie zwischen International und Union

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Dan Lochmann hatte in jüngerer Zukunft noch etwas vor. Ob privat, in der eigenen Firma oder insbesondere mit Union. In der Oberliga wollte Sandersdorfs Stürmer mit dem Team an den verbleibenden Spieltagen noch ein paar Punkte buchen und damit vielleicht die beste Platzierung dreier Oberligajahre festmachen. Das müssen die Kollegen jetzt wahrscheinlich alleine richten. „Ich denke, ein oder gar zwei Bänder sind gerissen. Man konnte zuschauen, wie der Knöchel anschwoll“, so Sandersdorfs Physiotherapeutin Anne Schimpf, nachdem man Lochmann per Trage vom Platz befördert hatte.

Das ganze zehn Minuten vor Ende einer Partie, welche Union mit absoluter Konzentration und aller zur Verfügung stehender Energie gegen einen physisch immens starken Tabellenvize führte. Im Sportpark Tresenwald in Machern hielt das Sandersdorfer Bollwerk über eine Stunde richtig gut. Dann aber wurde eine einzige Unachtsamkeit vom Winterneuzugang und Topstürmer des FC International Leipzig knallhart bestraft.

Barcelona und die beiden Manchester- Teams United und City rangelten vor vier Jahren noch um das vermeintliche Supertalent Bocar Djumo, welches in Diensten von Inter Mailand damals sechzehn Jahre alt war. Nach ein paar Leihstationen kam Djumo im Winter vom Mailänder Nobelclub aus deren U 23, wechselte praktisch aus der Lombardei nach Sachsen. Leipzig ist schön, aber eben kein Mailand. Und das auch in Sachen Fußball. Dieses Gefühl sah man dem Mann mit Wurzeln im westafrikanischen Guinea- Bissau über eine Stunde lang an. Jeder deutschsprachige Fußballer hätte für dessen mehrfachen verbalen Rundumschlag in seiner Muttersprache schon jedwede Kartenfarbe von Schiedsrichter Bartnitzki gesehen. „Wir verstehen ihn ja nicht, können ihn deshalb auch nicht bestrafen“, so Assistent Michael Schemann entschuldigend.

Auf dem Platz unter FCI- Trainer Heiner Backhaus regierte die englische Teamsprache. Damit trieb der einstige Profi seine Männer nach vorn und zeigte sich lange Zeit nicht vollends zufrieden. Das lag daran, das Sandersdorf eng an den Leuten stand, stetig doppelte und physisch alles abrief, um dieser körperlich robusten Weltauswahl Paroli zu bieten. Der Gastgeber wollte die Partie so schnell wie möglich machen, hatte aller paar Meter Bälle am Rande platziert, um ja keine Atempausen aufkommen zu lassen. Union Sandersdorf aber biss sich ins Geschehen. Zwei identische Distanzschüsse- Marius Kansy im Uniontor war jeweils am kurzen Pfosten auf dem Posten- mussten durch Manuel Moral Fuster (34.) sowie Christos Papadimitriou (37.) als bis dato einzige echte Aufreger herhalten. Die echte Großchance vor Seitenwechsel brachte dann ein sehenswerter Angriff der Platzherren. Ein Diagonalball erfuhr eine nochmalige Seitenverlagerung auf den im Raum heraneilenden Dhuor Ngor Chol. Der Mann aus dem zentralafrikanischen Südsudan verzog erneut diagonal straff und flach vorbei am langen Pfosten (42.).

Kaum die zweite Halbzeit angepfiffen, waren es die bis dato oft defensiv gebundenen Sandersdorfer, welche mit der absoluten Großchance die Gästeführung erzielen mussten. Gefühlvoll von Alexander Schmitt über die ganze FCI- Abwehr geflankt, verzog Deli Musa aus neun Metern frei am langen Pfosten und vergab die Möglichkeit, dem Gastgeber größeren Druck aufzuerlegen. „Den hatte ich nicht auf dem Schirm“, zeigte sich Sandersdorfs Abwehrchef Stefan Ronneburg erschrocken, als in seinem Rücken plötzlich der Südkoreaner Dongmin Kim in eine Eingabe spritzte und den Kopfball aus vier Metern hart über die Querlatte setzte (49.). Auch nach David Rowleys Flanke und dem damit verbundenen Kopfball von Papadimitriou war es knapp und das Glück für Union im Spiel. International zog die Zügel etwas an, während Sandersdorf die Gegenwehr scheinbar gut im Griff zu haben schien. Als man dann Djumo zwei Meter vor dem Strafraum eine Sekunde zu viel Luft gestattete, zeigte der in der Winterpause von Internationale Mailand zu International Leipzig gewechselte Angreifer, warum er alleine in der Rückrunde in der Oberliga bis dato bereits für zwölf Tore gut war. Djumos Vollspanschuss strich unter Kansys Handschuhen hindurch ins Netz, und der Favorit führte (1:0/65.).

Nur zwei Minuten später der nächste Qualitätsnachweis des Mannes, der zugleich auch einen portugiesischen Pass besitzt. Djumo scheiterte nun fulminant am Lattenkreuz.


Für Sandersdorfs Nr. 25 Dan Lochmann könnte die Saison gelaufen sein. Näheres wird ein MRT zeigen (FOTO: Holger Bär)

Sandersdorf musste etwas riskieren und tat dies auch folglich gar nicht so schlecht. Man vergaß zwar den böigen Rückenwind als Unterstützung bei Distanzschüssen zu nutzen, konnte oder musste aber ohne Wind sogar für den Ausgleich sorgen. Nach einem Eckstoß trafen sowohl Felix Krause als auch Deli Musa zuerst den blockenden Spieler und dann das Tor nicht (77.). Das wäre die passende Antwort zur passenden Zeit gewesen. Als sich vier Minuten darauf Unionstürmer Lochmann mit schwer geschwollenem Knöchel beim Kopfballversuch nach einem Eckstoß verletzte, spielte Sandersdorf zwar immer noch eine gute Rolle. Leider ohne große Einschusschancen. Die besaß in der Nachspielzeit gegenüber Rowley in doppelter Ausführung, scheiterte jedoch sekündlich zweimal am prächtig reagierenden Kansy im Uniontor. „Ich denke, ein Tor müssen wir hier mindestens machen“, ärgerte sich Mike Sadlo im Nachgang. Ob Führung oder Ausgleich, das ließ der Uniontrainer mal dahingestellt. Es hätte sich gegen einen verdammt starken Tabellenvize jedenfalls gut angefühlt.

Aufrufe: 07.5.2016, 22:40 Uhr
Holger BärAutor