2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Sportplatz als zweites Zuhause: Ingo Mangliers ist fast immer auf dem Grün anzutreffen.  ©MZV
Sportplatz als zweites Zuhause: Ingo Mangliers ist fast immer auf dem Grün anzutreffen. ©MZV

Ein "Atschi" für alle Fälle

Ingo Mangliers und Rheinsbergs Fußball sind untrennbar miteinander verbunden / Ein Karrierestart auf der Zickenwiese

Wer herausfinden will, wer in Rheinsberg Fußballgeschichte geschrieben hat, der kommt an Ingo Mangliers nicht vorbei. Ob als Aktiver, als Trainer oder Funktionär, Ingo "Atschi" Mangliers hat in guten wie in schlechten Zeiten dem Verein die Treue gehalten. Er gehört sozusagen zu Blau-Weiß 90 Rheinsberg wie das Leder zum Fußballsport, einer, der nicht wegzudenken ist.

"Angefangen hat alles im Jahre 1972" erinnert sich der heute 53-Jährige. Damals neun Jahre alt, suchte Bernd Willert Jungen für eine neue Knabenmannschaft. "Auch ich meldete mich", erzählt Mangliers. "Zum ersten Training kamen etwa 40 Kinder." Das aus ihnen gebildete und von Kurt Gaenge trainierte Team verlor sein erstes Spiel gegen eine Lindower Mannschaft mit 0:11. Ingo Mangliers war allerdings nicht dabei, was ihn mächtig wurmte.

Nach der Niederlage wurde unter anderem wegen der elf Gegentore ein neuer Torwart gesucht. "Das war die Chance, in die Mannschaft zu kommen", erinnert sich Mangliers. Es funktionierte. Doch da gab es noch einen weiteren Bewerber, der sich unbedingt zwischen die Pfosten stellen wollte. Und so kam es, dass Ingo Mangliers wenig später als Feldspieler auflief. Nachdem er beim Sieg im Spiel gegen Wustrau (3:0) sogar ein Tor geschossen hatte, avancierte er sogar zum Stammspieler.

"Das war der Start meiner Fußballkarriere", berichtet der gebürtige Rheinsberger, der als Kind mit gleichaltrigen Jungen auf der so genannten Zickenwiese dem runden Leder hinterherjagte. In dieser Zeit entwickelten sich auch Freundschaften, die für Ingo Mangliers noch heute Bestand haben. Dazu gehören Mario Thörel, Lutz Kögler, Axel Neuaug und einige andere.

Beginnend bei den Knaben ist Ingo Mangliers bis 1979 in Schüler-, Jugend- und Juniorenmannschaften seinem geliebten Hobby nachgegangen. Dann begann die Lehre als Werkzeugmacher in Neubrandenburg und mit ihr die Zeit, in der der Rheinsberger die Fußballschuhe woanders schnürte. Zuerst bei Traktor Sarow, ein Dorf im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, und später bei Pneumant Neubrandenburg, einer Bezirksklasse-Mannschaft. "Im März 1983 gab es dann eine Begegnung mit Folgen", erzählt Ingo Mangliers. "Karl-Heinz Willert fragte mich, ob ich nicht wieder in Rheinsberg spielen möchte. Ich sagte zu, und da bei mir der Leitsatz ,ein Mann, ein Wort' gilt, spielte ich fortan die Saison in Rheinsberg zu Ende."

Die folgende Spielzeit war weniger erfolgreich. "Es gab Knatsch in Rheinsberg", erinnert sich das FSV-Urgestein. "Die erste Männermannschaft war nur noch eine Rumpfelf und es folgte der Abstieg in die 1. Kreisklasse. Doch jede Niederlage kann auch neue Kräfte mobilisieren. Bereits ein Jahr darauf gelang die Rückkehr in die Kreisliga. In den folgenden zwei Spielzeiten gab es ein Auf und Ab und wir mussten gegen den Abstieg kämpfen", erzählt Mangliers. Aber der Klassenerhalt wurde mit vereinten Kräften geschafft.

Dann kam die Ära Hansi Borchert. Mit dem neuen sportlichen Leiter begann die Glanzzeit des Fußballs in Rheinsberg. Ingo Mangliers stieg mit dem Team in die Landesklasse auf. "Das Stadion war immer gut gefüllt, wenn wir ein Heimspiel hatten." Spieler wie René Korinke, Thomas Laschio, Mario und Eyck Thörel, André Krüger, Thomas Graupe und andere bestimmten das Geschehen auf dem grünen Rasen.Doch 1992 war auch diese Zeit vorbei. Ingo Mangliers hatte vor der Wende einen Job als Fensterputzer im FDGB-Erholungsheim Ernst Thälmann gefunden. Damit war nach der Wende aber Schluss. Zum Glück erhielt der Rheinsberger die Möglichkeit, sich zum Hotelfachmann zu qualifizieren. Doch die Arbeit in der Gastronomie, besonders an den Wochenenden, und der Fußball, das passte nicht richtig zusammen. So wechselte der heute Graumelierte 1992 zu den Alt-Herren. Das reichte ihm nicht. Er wollte sich mehr engagieren und wurde Trainer, eine Tätigkeit, die ihm auf den Leib geschneidert schien. Es waren vor allem die Altersgruppen der F-, E- und D-Jugend, die der Rheinsberger fortan trainierte. "Man soll über die Jugend nicht nur meckern, man muss sie auch begeistern und vom Computer weglocken", so Mangliers Credo.

Wenn er heute zurückschaut, dann hat er nicht wenigen Kindern und Jugendlichen das Fußball-Einmaleins beigebracht. Dabei war nicht entscheidend, dass gleich aus jedem Jungen ein Fußballstar wird, sondern dass diese durch den Sport sinnvoll ihre Freizeit verbringen.

Dennoch ist Ingo Mangliers, den seine Freunde nur Atschi nennen, stolz auf die Kinder, die in Rheinsberg bei ihm das Fußball-ABC erlernt und später mit Hilfe anderer Trainer und Betreuer den Weg in Vereine sowie Clubs und höhere Spielklassen gefunden haben. Neben Stefan Winkel, den es später vom MSV Neuruppin zum FC St. Pauli und weiter zum Hamburger SV zog, dem aber nie der große Durchbruch ins Profi-Geschäft gelang, aber heute zur deutschen Futsal-Nationalmannschaft zählt, sind das Robert Freitag, Paul Viezens, Alexander und Florian Riehl, Lukas Schuster und Tim Schultka.

Doch für Ingo Mangliers ist der Fußball nur ein Teil seines persönlichen Engagements: Soweit es die Zeit erlaubt, hilft er auch bei anderen sportlichen Events, zum Beispiel, wenn die Rheinsberger Schule ein Schwimmlager veranstaltet, es um die Organisation des Wittweseelaufs geht oder Schüler im Bundeswettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" trainiert oder zu den Turnieren begleitet werden. Wer Ingo Mangliers treffen möchte, der findet ihn meistens auf dem Fußballplatz, seinem zweiten Zuhause. Dort fühlt sich Atschi pudelwohl. Apropos kurioser Rufname: "Den Spitznamen habe ich bereits in den 1960er-Jahren bekommen", verrät Ingo Mangliers. Er habe damals gern mit Wasserpistolen gespielt. In diese Zeit fiel auch der legendäre Überfall auf den Postzug in England. "Einer der Räuber hatte wohl den Spitznamen ,Atschi'", erinnert sich der Rheinsberger. "Obwohl ich noch ein Jungspund und England weit weg war, kam einer meiner Kumpels auf die Idee, mich ,Atschi' zu nennen. Den Namen wurde ich nicht mehr los."

Aufrufe: 011.8.2016, 07:38 Uhr
MOZ.de / Jürgen RammeltAutor