2024-05-02T16:12:49.858Z

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Alexander Männlein, 2014 in seiner Gemeinde selbst geehrt, kümmert sich um Ehrenamtliche in Sportvereinen und leitet Workshops. Foto: privat
Alexander Männlein, 2014 in seiner Gemeinde selbst geehrt, kümmert sich um Ehrenamtliche in Sportvereinen und leitet Workshops. Foto: privat

"Eigentlich müssten wir Personalmanager heißen"

BFV-Kreisehrenamtsbeauftragter Alexander Männlein über Herausforderungen und Lösungsansätze für Sportvereine

Im Kreis Erlangen-Pegnitz­grund haben von rund 180 Sportverei­nen mit mindestens einer Mannschaft im Spielbetrieb „zwischen 70 und 80 Prozent“ einen mehr oder weniger existenzbedrohenden Mangel an Ehrenamtlichen. Das sagt Alexander Männlein, der zuständige Ehrenamts­beauftragte des Bayerischen Fußball­verbandes. Männlein ist aber über­zeugt: Die Klubs können dem negati­ven Trend aktiv entgegensteuern.

Wie linear doch manche Biografien, im privaten wie beruflichen Umfeld, noch vor ein oder zwei Jahrzehnten verlaufen sind, zeigt auch der Werdegang von Alexan­der Männlein. „Seit meinem 15. Lebensjahr war ich fast durchgehend in irgendeiner Form ehrenamtlich im Sportverein tätig. Ich bin ein Helfer-Typ, habe mich gefreut, anderen etwas ermöglichen zu können und dafür gerne auch Verantwortung über­nommen“, sagt der heute 46-Jährige. Zunächst als aktiver Fußballer und Schiedsrichter bei seinem Heimat­klub Dürrbrunn, mit 18 Jahren und dem Übungsleiterschein in der Hand auch als Jugend-Trainer.

Nach zehn Jahren Engagement beim TSV Ebermannstadt kehrte Männlein zurück, betreute den Tisch­tennis- Nachwuchs und gehörte von 2005 bis 2011 der Vorstandschaft an. Seit März 2013 ist das Dürrbrunner Eigengewächs als Repräsentant in einem übergeordneten Amt unter­wegs. „Der Fußballverband hat die Auswirkungen des demografischen Wandels natürlich auch erkannt. Die freiwilligen Helfer in den Vereinen werden weniger“, sagt Männlein. Notiz von einer Initiative aus Mün­chen, das bedrohte Ehrenamt zu för­dern, nahm er persönlich erstmals im Jahr 2009. Als einer von 24 Kreis­siegern erhielt er eine Sonderehrung für sein besonderes Engagement. Der Gastredner machte die Veranstaltung zu einem Schlüsselerlebnis: „Franz Beckenbauer hat wirklich die richti­gen Worte gefunden. Ich habe danach keinen Ehrenamtstreff verpasst.“

Mittlerweile versucht Männlein sei­ne eigene Botschaft zu vermitteln: „Jammern ist vergeudete Zeit. Die Vereine können und sollen ihre Proble­me angehen.“ Seine Wochenenden ver­bringt der Dürrbrunner „auf den Sportplätzen zwischen Troschenreuth und Uehlfeld“ und hat festgestellt: „Die Ehrenamtlichen fehlen verstreut auf alle Teile der früheren Altkreise.“ Der Mangel könne also nicht nur mit dem Argument, eine Gegend sei eben bevölkerungs- oder strukturschwach, erklärt werden. „Es gibt zum Beispiel Vereine in der Fränkischen Schweiz, die kaum Probleme haben“, betont Männlein. Deren Lösungen könnten daher sicher auch andernorts Schule machen. Eine enorme Zusatzbelas­tung sei es freilich, wenn ein Sport­heim selbst bewirtschaftet werden muss: „Aber das Thema Ehrenamt ist so vielschichtig. Wer eine laufende Gaststätte mit Pächter hat, den plagen dann andere Sorgen, weil er händeringend einen Jugendleiter oder Platzwart sucht.“

Der Kreisehrenamtsbeauftragte begreift seine Tätigkeit nicht als Kum­merkasten, sondern will in Work­shops konkrete Hilfestellungen geben beziehungsweise mit Vereinsvertre­tern erarbeiten. Bei den vergangenen Veranstaltungen kristallisierten sich vier zentrale Aspekte heraus.

1. Organisationsstruktur: „Der Inter­netauftritt eines Vereins gibt mir häu­fig schon schnell Aufschluss, wo es haken könnte“, erklärt Alexander Männlein. Oft findet sich — wenn über­haupt — ein Organigramm mit klassi­scher Führungshierarchie. Hauptlast und Hauptverantwortung werden von zwei oder drei Vorsitzenden getragen. „Hilfreich wäre es allein schon, mal eine detaillierte Aufstellung aller Auf­gaben vorzunehmen“, findet Männ­lein. Ein zweiter Schritt wäre die Überlegung, diese Aufgaben auf meh­rere Schultern zu verteilen. Denn: „Manche Klubs freuen sich über zwar das große Engagement einiger Leis­tungsträger, die gleich mehrere Posi­tionen übernehmen. Fällt dieser Eine aber mal weg oder scheidet aus Alters­gründen aus, droht das Chaos.“

Wenn neben der Arbeit auch Entscheidungs­befugnisse zu sehr bei einer Person gebündelt sind, wirke das zudem abschreckend auf potenzielle Helfer, weil diese fürchten, sich nicht einbrin­gen zu können. „Gerade weil es immer schwerer wird, Familie, Berufliches und Freizeit miteinander zu verbin­den, wäre es sinnvoll, wenn jeder etwas weniger macht, aber dafür das was er kann.“ Mehrere Vereine haben bereits ein auf derlei Überlegungen basierendes Modell mit sogenannten „Gremien“ einge­führt. Innerhalb einer solchen Neuaus­richtung sei die Rolle eines Ehrenamts­beauftragten, den es nicht in allen Ver­einen gibt, weiterhin zentral. „Er ist für die Pflege der vorhandenen und Gewinnung neuer Kräfte zuständig. In einem Unternehmen hieße dieser wichtige Posten ,Personalmanager‘“, weiß Männlein.

2. Anerkennungskultur: Wenngleich ein zu erwartendes Lob nicht eine gewisse altruistische Antriebskraft ersetzen soll, dürfe die Wirkung eines „Dankeschöns“ auf keinen Fall unter­schätzt werden, findet Alexander Männlein. Weihnachtsfeiern, Jahres­versammlungen und spezielle Ehrungsabende bieten im formellen Rahmen die Gelegenheit, langjährige Funktionäre und Mitglieder auszu­zeichnen. „Da ein Danke nie etwas kostet sollte, es viel häufiger gebraucht werden. Meine Regel ist: Verlasse nie einen Sportplatz, ohne dich bei jemand für etwas bedankt zu haben“, so Männlein.


3. Informationskultur:
In einem Pilotprojekt mit zehn Vereinen aus dem Raum Erlangen-Pegnitzgrund, denen ein formelles Anschreiben vom Verband zur Verfügung gestellt wur­de, kam heraus: In den Reihen der eige­nen Mitglieder schlummern im Durch­schnitt „sieben bis acht Prozent“ (Männlein) Bereitwilliger, um ein Ehrenamt auszufüllen. „Die wurden nur nie erreicht, weil sie schlicht und einfach nie gefragt wurden“, berich­tet Männlein. Ausbaufähig sei die Informationspolitik auch beim The­ma, die eigenen Funktionäre auf Fort­- und Weiterbildungsangebote des BFV hinzuweisen.


4. Nachwuchs:
Früh übt sich. Wer sei­ne aktiven Jugendlichen nicht mit klei­nen Tätigkeiten einbindet, hat auch keine Chance, später das eine oder andere Eigengewächs in Vereinsämter einzubauen. „Mir ist der Heimatbezug und die Identifizierung mit einem Ver­ein wichtig“, betont Männlein, dessen Sohnemann in Dürrbrunn schon auf Vaters Spuren wandelt. Doch es müs­se auch der Versuch unternommen werden, auf externe Jugendliche zuzu­gehen. Entscheidende Kooperations­partner seien hier die Schulen. Das Projekt „Junior Coach“ ziele beispiels­weise darauf ab, Schüler mit Sportbe­geisterung zunächst auszubilden, um in Begleitung Unterrichtsstunden zu halten. Später soll im Idealfall die Ver­mittlung als Jugendtrainer an einen umliegenden Verein gelingen. „Solche Angebote sind doch für jeden Teilneh­mer interessant, weil sie auch etwas fürs Leben lernen. Sie übernehmen Verantwortung, reifen als Persönlich­keit. Ohne meine Zeit im Ehrenamt könnte ich heute nie vor einem größe­ren Publikum reden“, erzählt Alexan­der Männlein.

Zwei Veranstaltungen (29. Juni und 26. Oktober speziell für inter­essierte Einsteiger zum Thema moderne Vereinsstrukturen) ste­hen in diesem Jahr noch an. Kon­takt zum Kreisehrenamtsbeauf­tragten per E-Mail an alexan­der.maennlein@freenet.de oder Telefon (01 71) 5 04 85 83.

Aufrufe: 02.4.2015, 10:37 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor