Wie linear doch manche Biografien, im privaten wie beruflichen Umfeld, noch vor ein oder zwei Jahrzehnten verlaufen sind, zeigt auch der Werdegang von Alexander Männlein. „Seit meinem 15. Lebensjahr war ich fast durchgehend in irgendeiner Form ehrenamtlich im Sportverein tätig. Ich bin ein Helfer-Typ, habe mich gefreut, anderen etwas ermöglichen zu können und dafür gerne auch Verantwortung übernommen“, sagt der heute 46-Jährige. Zunächst als aktiver Fußballer und Schiedsrichter bei seinem Heimatklub Dürrbrunn, mit 18 Jahren und dem Übungsleiterschein in der Hand auch als Jugend-Trainer.
Nach zehn Jahren Engagement beim TSV Ebermannstadt kehrte Männlein zurück, betreute den Tischtennis- Nachwuchs und gehörte von 2005 bis 2011 der Vorstandschaft an. Seit März 2013 ist das Dürrbrunner Eigengewächs als Repräsentant in einem übergeordneten Amt unterwegs. „Der Fußballverband hat die Auswirkungen des demografischen Wandels natürlich auch erkannt. Die freiwilligen Helfer in den Vereinen werden weniger“, sagt Männlein. Notiz von einer Initiative aus München, das bedrohte Ehrenamt zu fördern, nahm er persönlich erstmals im Jahr 2009. Als einer von 24 Kreissiegern erhielt er eine Sonderehrung für sein besonderes Engagement. Der Gastredner machte die Veranstaltung zu einem Schlüsselerlebnis: „Franz Beckenbauer hat wirklich die richtigen Worte gefunden. Ich habe danach keinen Ehrenamtstreff verpasst.“
Mittlerweile versucht Männlein seine eigene Botschaft zu vermitteln: „Jammern ist vergeudete Zeit. Die Vereine können und sollen ihre Probleme angehen.“ Seine Wochenenden verbringt der Dürrbrunner „auf den Sportplätzen zwischen Troschenreuth und Uehlfeld“ und hat festgestellt: „Die Ehrenamtlichen fehlen verstreut auf alle Teile der früheren Altkreise.“ Der Mangel könne also nicht nur mit dem Argument, eine Gegend sei eben bevölkerungs- oder strukturschwach, erklärt werden. „Es gibt zum Beispiel Vereine in der Fränkischen Schweiz, die kaum Probleme haben“, betont Männlein. Deren Lösungen könnten daher sicher auch andernorts Schule machen. Eine enorme Zusatzbelastung sei es freilich, wenn ein Sportheim selbst bewirtschaftet werden muss: „Aber das Thema Ehrenamt ist so vielschichtig. Wer eine laufende Gaststätte mit Pächter hat, den plagen dann andere Sorgen, weil er händeringend einen Jugendleiter oder Platzwart sucht.“
Der Kreisehrenamtsbeauftragte begreift seine Tätigkeit nicht als Kummerkasten, sondern will in Workshops konkrete Hilfestellungen geben beziehungsweise mit Vereinsvertretern erarbeiten. Bei den vergangenen Veranstaltungen kristallisierten sich vier zentrale Aspekte heraus.
1. Organisationsstruktur: „Der Internetauftritt eines Vereins gibt mir häufig schon schnell Aufschluss, wo es haken könnte“, erklärt Alexander Männlein. Oft findet sich — wenn überhaupt — ein Organigramm mit klassischer Führungshierarchie. Hauptlast und Hauptverantwortung werden von zwei oder drei Vorsitzenden getragen. „Hilfreich wäre es allein schon, mal eine detaillierte Aufstellung aller Aufgaben vorzunehmen“, findet Männlein. Ein zweiter Schritt wäre die Überlegung, diese Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Denn: „Manche Klubs freuen sich über zwar das große Engagement einiger Leistungsträger, die gleich mehrere Positionen übernehmen. Fällt dieser Eine aber mal weg oder scheidet aus Altersgründen aus, droht das Chaos.“
Wenn neben der Arbeit auch Entscheidungsbefugnisse zu sehr bei einer Person gebündelt sind, wirke das zudem abschreckend auf potenzielle Helfer, weil diese fürchten, sich nicht einbringen zu können. „Gerade weil es immer schwerer wird, Familie, Berufliches und Freizeit miteinander zu verbinden, wäre es sinnvoll, wenn jeder etwas weniger macht, aber dafür das was er kann.“ Mehrere Vereine haben bereits ein auf derlei Überlegungen basierendes Modell mit sogenannten „Gremien“ eingeführt. Innerhalb einer solchen Neuausrichtung sei die Rolle eines Ehrenamtsbeauftragten, den es nicht in allen Vereinen gibt, weiterhin zentral. „Er ist für die Pflege der vorhandenen und Gewinnung neuer Kräfte zuständig. In einem Unternehmen hieße dieser wichtige Posten ,Personalmanager‘“, weiß Männlein.
2. Anerkennungskultur: Wenngleich ein zu erwartendes Lob nicht eine gewisse altruistische Antriebskraft ersetzen soll, dürfe die Wirkung eines „Dankeschöns“ auf keinen Fall unterschätzt werden, findet Alexander Männlein. Weihnachtsfeiern, Jahresversammlungen und spezielle Ehrungsabende bieten im formellen Rahmen die Gelegenheit, langjährige Funktionäre und Mitglieder auszuzeichnen. „Da ein Danke nie etwas kostet sollte, es viel häufiger gebraucht werden. Meine Regel ist: Verlasse nie einen Sportplatz, ohne dich bei jemand für etwas bedankt zu haben“, so Männlein.
3. Informationskultur: In einem Pilotprojekt mit zehn Vereinen aus dem Raum Erlangen-Pegnitzgrund, denen ein formelles Anschreiben vom Verband zur Verfügung gestellt wurde, kam heraus: In den Reihen der eigenen Mitglieder schlummern im Durchschnitt „sieben bis acht Prozent“ (Männlein) Bereitwilliger, um ein Ehrenamt auszufüllen. „Die wurden nur nie erreicht, weil sie schlicht und einfach nie gefragt wurden“, berichtet Männlein. Ausbaufähig sei die Informationspolitik auch beim Thema, die eigenen Funktionäre auf Fort- und Weiterbildungsangebote des BFV hinzuweisen.
4. Nachwuchs: Früh übt sich. Wer seine aktiven Jugendlichen nicht mit kleinen Tätigkeiten einbindet, hat auch keine Chance, später das eine oder andere Eigengewächs in Vereinsämter einzubauen. „Mir ist der Heimatbezug und die Identifizierung mit einem Verein wichtig“, betont Männlein, dessen Sohnemann in Dürrbrunn schon auf Vaters Spuren wandelt. Doch es müsse auch der Versuch unternommen werden, auf externe Jugendliche zuzugehen. Entscheidende Kooperationspartner seien hier die Schulen. Das Projekt „Junior Coach“ ziele beispielsweise darauf ab, Schüler mit Sportbegeisterung zunächst auszubilden, um in Begleitung Unterrichtsstunden zu halten. Später soll im Idealfall die Vermittlung als Jugendtrainer an einen umliegenden Verein gelingen. „Solche Angebote sind doch für jeden Teilnehmer interessant, weil sie auch etwas fürs Leben lernen. Sie übernehmen Verantwortung, reifen als Persönlichkeit. Ohne meine Zeit im Ehrenamt könnte ich heute nie vor einem größeren Publikum reden“, erzählt Alexander Männlein.
Zwei Veranstaltungen (29. Juni und 26. Oktober speziell für interessierte Einsteiger zum Thema moderne Vereinsstrukturen) stehen in diesem Jahr noch an. Kontakt zum Kreisehrenamtsbeauftragten per E-Mail an alexander.maennlein@freenet.de oder Telefon (01 71) 5 04 85 83.