2024-04-25T14:35:39.956Z

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Michael Hutzler, hier mit Torwarttrainer Dirk Schrott (li.) und seinem Co. Christian Michl, geht in sein viertes Jahr beim Jahn (F: Müller)
Michael Hutzler, hier mit Torwarttrainer Dirk Schrott (li.) und seinem Co. Christian Michl, geht in sein viertes Jahr beim Jahn (F: Müller)

"Dürfen uns nicht an der letzten Saison messen"

Jahn-Trainer Michael Hutzler über den personellen Umbruch, die bisherige Vorbereitung und Ziele für 2013/2014

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Zwei Mal muss Michael Hutzler den Termin mit der Presse verschieben. Direkt von der Arbeit im Büro aus hetzt er zum abendlichen Training mit seinen Jahn-Fußballern. Es ist Vorbe­reitungszeit. Die NN bekamen den­noch ihr Interview und sprachen mit dem Forchheimer Coach über die bis­herigen Trainingseindrücke und die Aussichten in der neuen Saison.

Herr Hutzler, Hand aufs Herz, haben Sie im Moment überhaupt so etwas wie Freizeit?

Michael Hutzler: Ich kann die Stun­den an einer Hand abzählen, in denen ich nicht in der Arbeit oder auf dem Fußballplatz stehe. Wir üben in der Vorbereitung inklusive Testspielen bis zu sechs Mal die Woche. Das ist ein großer Aufwand, aber den nehmen wir bewusst auf uns, weil wir den Fuß­ballsport mit Herzblut betreiben. In den intensiven Anfangswochen leidet freilich das Privatleben etwas, da müs­sen Familie und Partner dahinterste­hen. Bei uns bekommen das — auch meine Frau macht das glücklicher­weise mit — denke ich alle geregelt.

Stichwort Herzblut. Wie änderte sich die Stimmung, als nach dem Spit­zenspiel im April gegen den späteren Meister Schweinfurt bekannt wurde, dass der Jahn die Regionalliga-Lizenz aus finanziellen Gründen nicht bean­tragen kann.

Michael Hutzler: Ich bin stolz darauf, wie professionell die Jungs mit dieser Situation umgegangen sind. Klar kann man den Druck nicht mehr so hochhalten, wenn du weißt, du kannst sowieso nicht aufsteigen. Aber die Reaktion gleich eine Woche später mit dem Auswärtssieg beim Spitzenteam in Amberg hat gezeigt, dass die Mannschaft Charakter hat. Verdient hat sie sich trotz einiger Ver­letzungen (Jäckel, List; Anm. d.Red.) noch die Vizemeisterschaft geholt. Überrascht bin ich nicht darüber, ich wusste ja vorher, was für Typen wir da zusammen haben.

Einige dieser Typen wie Klaus Grütze, René Finnemann oder Tor­jäger Tom Jäckel sind nun weg.

Michael Hutzler: Die Abgänge von Grütze und Finnemann sind privat bedingt und waren vor­her bekannt. Dass uns ein Tom Jäckel, ein Phi­lip Messingschlager und ein Thomas Roas, die wir alle aus der Landesliga geholt und die bei uns innerhalb eines Jahres einen großen Entwick­lungssprung gemacht haben, in Richtung Regio­nalliga verlassen, fasse ich als Bestätigung unse­rer Arbeit auf. Im höherklassigen Fußball ist es normal, dass du als Trai­ner dein Team immer wieder umbauen musst. Ich sehe es als spannende Herausforderung an, nun das Potenzial aus den neuen jungen Spie­lern herauszukitzeln.

Gemessen an der Zahl der Zu- und Abgänge im Sommer wurde der Kader vergrößert. Warum?

Michael Hutzler: An der Qualität hat es uns nicht gefehlt. Egal wer von der Bank oder auch mal aus der 2. Mann­schaft ausgeholfen hat, da war kein großes Leis­tungsgefälle da. Problematisch wurde es erst mit den vielen Verletzungen gegen Saisonende. Da fiel es schon ins Gewicht, dass mit Christoph Saffra und Heiko Schaup zwei ehemalige Stützen seit dem Winter nicht mehr dabei waren. Mein Co-Trainer Chris­tian Michl, der eigentlich seine Kar­riere beendet hat, musste plötzlich aushelfen. Mit den Transfers haben wir nun auch die nötige Kaderbreite.

Die Fans dürfen sich also auf ähn­lich erfolgreichen Fußball wie im letz­ten Jahr einstellen?

Michael Hutzler: Wir sollten nicht den Fehler machen, ständig den Vergleich mit der Vorsaison zu ziehen und erneut Platz 2 erwarten. Die Jungs müssen sich — das hat sich auch in den bisherigen Testspielen gezeigt — noch finden. Seit einer Woche haben wir mit den späten Neuzugän­gen erst alle Mann beieinander. Einige Spieler kommen zudem aus unteren Ligen und sind fünf Trainings­einheiten pro Woche nicht gewohnt, die sollen erstmal in Forchheim ankommen. Aber sie haben mein Ver­trauen. Wenn wir uns die Zeit geben, können wir wieder genauso erfolg­reich sein. Der Anspruch ist es ja schon der, wieder vorne dabei zu sein und attraktiven Fußball zu spielen.

Nach den Eindrücken der ersten Tage, hat der Trainer schon eine Start­elf im Kopf?

Michael Hutzler: Klar ist, dass die Platzhirsche der letzten Saison auf ihren Positionen einen kleinen Vorteil haben. Allerdings wäre ich ein schlechter Trainer, mich jetzt schon festzulegen. Im Training wird um jede Position gekämpft, mal sehen, wer sich in den restlichen Tests auf Wett­kampfebene aufdrängt. Die Startauf­stellung kann außerdem je nach Sys­tem — ob mit zwei defensiven Mittel­feldspielern oder zwei Zehnern — vari­ieren, das hängt vom Gegner ab. Wir wollen so flexibel sein, dass wir sowohl aus einer tiefstehenden Defen­sive heraus schnell kontern, als auch aggressives Pressing spielen können.

Wen erwarten Sie in dieser Bayern­liga- Saison ganz vorne?

Michael Hutzler: Die Qualität an der Spitze ist höher als letztes Jahr. Mit Eltersdorf und Frohnlach kom­men zwei Regionalliga-Absteiger, die sicher zu den Titelkandidaten zu zäh­len sind. Dazu investieren Vereine wie Bayreuth und Amberg massiv ins Per­sonal. Das macht es spannend.

Zum Abschluss schlagen wir den Bogen zurück zum Charakter ihrer Mannschaft. Setzen Sie zur schnellen Integration der Neuzugänge auf so­genannte „Teambuilding“-Maßnah­men?

Michael Hutzler: Spezielle Ausflüge in einen Hochseilgarten oder so machen wir nicht. Wir haben zum Abschluss unseres Trainingslagers in Ebermannstadt bei mir zu Hause im Garten gegrillt. Da war die Stimmung hervorragend und ich habe gespürt, dass sich die Jungs gut verstehen. Bei sechs gemeinsamen Einheiten die Woche braucht es auch nicht, wie viel­leicht in der Kreisklasse, zusätzliche Mannschaftsevents. Spaß haben wir außerdem auch beim Training, auf der Sportinsel spielen wir auch Basket­ball, Volleyball oder Football.

Aufrufe: 08.7.2013, 09:58 Uhr
Kevin Gudd (Nordb. Nachr.)Autor