2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Nicht immer, aber immer öfter wird in Deutschland Fußball auf Rasen gespielt. Im Landkreis Cham trainieren die Cracks des ASV Cham und der DJK Vilzing auf Kunststoff-Teppich. In Bad Kötzting soll nun ebenfalls ein neuer Anlauf für eine ganzjährig nutzbaren Spielbasis gemacht werden.  Foto: dpa
Nicht immer, aber immer öfter wird in Deutschland Fußball auf Rasen gespielt. Im Landkreis Cham trainieren die Cracks des ASV Cham und der DJK Vilzing auf Kunststoff-Teppich. In Bad Kötzting soll nun ebenfalls ein neuer Anlauf für eine ganzjährig nutzbaren Spielbasis gemacht werden. Foto: dpa

Dribbling um den Kunstrasenplatz

Der FC Bad Kötzting wünscht sich einen Kunstrasenplatz +++ Nun gibt es ein Angebot - nur die Stadt verfolgt andere Ziele.

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Er nur knapp 40 Millimeter hoch, aber für Fußballer ist er das größte: Kunstrasen hat in den vergangenen Jahren einen Siegeszug in der Sportlandschaft angetreten, der dem des FC Bayern in der Bundesliga ähnelt. Die Zahl der Plätze geht mittlerweile in die Tausende, Tendenz gerade in den Städten: stark steigend.

Denn dort ist die Nachfrage für einen robusten Untergrund für Dribbling und Doppelpass am größten, kann der Kunststoffteppich seine größte Stärke ausspielen: Er ist robust in der Abwehr sämtlicher Attacken, die der Sport so mit sich bringt. Ob Schießen, Drehen oder Grätschen - die neuesten Generationen der Beläge aus Polypropylen, Polyethylen oder Polyamid können das problemlos ab. Sind Grasplätze im Schnitt rund 200 - 300 Stunden pro Saison bespielbar, kommt der Kunststoff-Kollege auf das Fünffache - auf ihm kann quasi ganzjährig gebolzt werden. Die lange Liste der Annehmlichkeiten eines solchen Belags sind für Hans Kuchler nichts neues. Der FC-Boss befindet sich nach eigenen Angaben seit Jahren auf der Suche nach einem passenden Gelände und Partnern für die finanzielle Realisierung. ,,Mittlerweile haben wir höchsten Bedarf," sagt Kuchler. Nicht nur, weil in den sportlichen Höhen, in denen die erste Mannschaft des FC mitmischt, solche Plätze zunehmend Standard sind, auch der Nachwuchs drängt auf die strapazierten Naturrasen: ,,Wir haben rund 120 bis 130 Kinder und Jugendliche, die trainieren wollen."

,,Wir hätten einen Sponsor"

Warum seine Bemühungen jahrelang nicht fruchteten, beschreibt Kuchler kurz: ,,Wir haben kein passendes Grundstück gefunden, auf dem ein solches Projekt bezahlbar zu realisieren gewesen wäre." Denn mit dem Platz allein sei es nicht getan, sagt Kuchler: Hinzu kommen weitere Investitionen wie Kabinen, Flutlicht, Maschinen, eventuell Heizung...

,,700 000 Euro" steht schwarz auf weiß in der Kalkulation, die die Betreiber des JST-Zentrums in der alten Kaserne für einen Kunstrasenplatz kalkuliert haben. Thomas Held und Herbert Sobotta wollen ihr Angebot für Feriengruppen sukzessive ausweiten, als großer Schritt stünde der Ausbau des Sportangebots an: ,,Wir stellen uns einen Kunstrasenplatz mit benachbarten Ballsportfeld vor," so Thomas Held. Ort des Geschehens wäre der alte Trainingsplatz neben der Turnhalle des Begegnungszentrums. Das JST will ein Sportzentrum und natürlich auch Raum für Kinder, wenn der Spielplatz dem Dauerrasen weichen würde.

Der Grund für die Investitionsbereitschaft der Unternehmer ist einleuchtend: ,,Es gibt von Seiten unserer Gäste eine große Nachfrage nach solchen Trainings-Möglichkeiten," weiß Held. Aktuell buchen zehn bis 15 Sportgruppen jährlich in der ehemaligen Kaserne ein. ,,Mit einer solchen Anlage könnten es 60 oder 70 werden." Wobei Held ergänzt, dass die Gruppen der ganzen Stadt zugute kämen, schließlich beschränke sich deren Aufenthalt nicht nur auf Training und Übernachtung. Und für Kötztings klamme Stadtkasse hat Held auch ein Balsam: ,,Wir hätten einen Sponsor, der sich engagieren würde." Für den Sport-Beauftragten des Landkreises, Karl-Heinz Sölch, sind die JST-Pläne durchaus nachvollziehbar: ,,Auch wenn allgemein die Zahl solcher Plätze steigt - die Nachfrage danach ist nach wie vor höher." Fußball-Touristen seien eine feste Größe unter den Sportreisen, so Sölch, vor allem in den Ballungszentren seien Trainingsplätze häufig Mangelware.

Bürgermeister Hofmann ist reserviert

Bürgermeister Markus Hofmann ist dagegen gegenüber dem JST-Projekt reserviert. Nicht, weil er gegenüber dem Projekt abgeneigt wäre, sondern weil er andere Prioritäten hat. ,,Für mich steht die Modernisierung der Sportanlage am Schulzentrum im Vordergrund," sagt Hofmann. Dort gehörten Rasenplatz und Tartanbahn erneuert, um unter anderem für die Schüler angemessene Trainingsbedingungen zu schaffen. Die zu schaffen sei Aufgabe der Sachaufwandsträger der Schulen, also Stadt (Grundschule), Schulverband (Mittelschule) und Landkreis (Förderschule, Realschule, Gymnasium). FC-Chef Kuchler tickt da ähnlich wie das Stadtoberhaupt. ,,Ich glaube, die Chance einen solchen Platz in der Stadt zu realisieren ist an den Schulen besser und billiger zu realisieren." Wenn im Sinne einer öffentlichen Förderung der Verein als treibende Kraft im Zentrum stehen müsste, werde man sich dem nicht verschließen. ,,Wir werden personell und finanziell leisten, was uns möglich ist."

Und ein weiterer Vorteil des Kunstrasens, seine Flexibilität, ist ohnehin ortsunabhängig: Man kann darauf ein Eishockeyfeld, eine Open-Air-Konzerte oder eine Moto-Cross-Rennstecke aufbauen, ohne dem Untergrund zu schaden. Oder eben einen Naturrasen darauf ausrollen, wenn beispielsweise mal die Bayern nach Bad Kötzting kämen. Aber eigentlich wird auch nicht nötig sein: Die Bayern trainieren an der Säbener Straße häufig auf einem ihrer beiden dortigen Kunstrasenplätze - sogar in der Allianz-Arena ist das Grün zum Teil aus Kunststoff. Für die wirklich wichtigen Spiele.

Aufrufe: 07.5.2015, 19:00 Uhr
Roman HiendlmaierAutor