2024-05-08T14:46:11.570Z

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Beim Spiel des FSV Wiesbaden 07 gegen Blau-Gelb Wiesbaden kam es zu dramatischen Ausschreitungen. Foto: Streubig
Beim Spiel des FSV Wiesbaden 07 gegen Blau-Gelb Wiesbaden kam es zu dramatischen Ausschreitungen. Foto: Streubig

Drakonische Strafen nach Angriff auf Schiedsrichter

Sportgericht belegt FSV Wiesbaden mit Spielverbot +++ Ausschreitungen und Diffamierungen in Facebook

Wiesbaden. Drastische Sanktionen gegen den Fußball-B-Ligisten FSV Wiesbaden 07: Die Spiele beim SC Kohlheck (So., 12.45 Uhr), beim FC Naurod II (22. Sept.), gegen den FC Nord (27. Sept.) und gegen Westend (30. Sept.) werden allesamt zugunsten der Gegner gewertet.

"Wir mussten ein Zeichen setzen"

Hintergrund des Spielverbots: Nach Zwischenfällen beim FSV-Spiel gegen Blau-Gelb (2:1 für die Gäste durch einen Treffer in der Nachspielzeit) am vergangenen Sonntag hatte der Wiesbadener Kreisfußballwart Dieter Elsenbast den Antrag gestellt, den FSV befristet aus dem Spielbetrieb zu verbannen. Sportgerichts-Chef Thorsten Nordholt entsprach dem Antrag nach eingehendem Studium des Sonderberichts, den der Referee nach den Ereignissen angefertigt hatte. Das Spielverbot ist deshalb bis zum 30. September terminiert, weil für diesen Tag die mündlich Verhandlung anberaumt ist. „Ich stehe voll und ganz hinter dem Antrag und hinter der Entscheidung von Thorsten Nordholt. Wir mussten ein Zeichen setzen. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass es sich beim FSV 07 um einen sogenannten Ausländerverein handelt. Wir hätten bei gleichen Vorkommnissen auch bei jedem deutschen Verein genauso verfahren“, sagt B-Liga-Klassenleiter Jürgen Brose, der auch als stellvertretender Wiesbadener Fußballwart fungiert.

Schiedsrichter "hatte Todesangst"

Brose spricht mit Blick auf den Bericht des jungen Spielleiters, der als Schiedsrichter-Talent gilt, von schweren Vergehen seitens des FSV, der beim Stand von 1:0 zwei Rote Karten kassiert hatte. Brose: „Praktisch jede seiner Entscheidungen wurde kritisiert. Er wurde bedroht und angefasst. Nach der berechtigten Nachspielzeit brach ein Sturm auf ihn los. Er wurde in die Enge getrieben, hatte Todesangst.“

Dem Bericht des Schiedsrichters, so der Liga-Chef weiter, sei auch zu entnehmen, dass Blau-Gelb-Keeper Oliver Schmidt versuchte, ihn zu schützen. Brose: „Dabei kam der Torhüter zu Fall. Daraufin sprangen FSV-Spieler auf ihn. Oliver Schmidt erhielt nach Beobachtungen des Schiedsrichters am Boden liegend Tritte gegen den Kopf. In der Klinik wurden Prellungen im Kiefer- und Schädelbereich diagnostiziert.“

"Einschüchtern lassen wir uns schon gar nicht"

Neutrale Zeugen, die auch den Krankenwagen riefen, könnten das Ausmaß der Vorfälle bestätigen, fügt Brose an. Fußballwart Dieter Elsenbast verweist darauf, dass der FSV 07 vorübergehend ein Bild des jungen Schiedsrichters via Internet verbreitet habe. „Dieses an den Pranger stellen hat mich letztlich bewogen, den Antrag zu stellen. Wir greifen in Wiesbaden rigoros durch“, betont Elsenbast. Empört zeigt er sich über Anschuldigungen der FSV-Verantwortlichen, die Ausländerfeindlichkeit unterstellen, sogar eine Demo aller Wiesbadener Vereine initiieren wollen. „Diesen Schuh ziehen wir uns nicht an und einschüchtern lassen wir uns schon gar nicht.“

„Wir werden eine Demonstration beantragen und auch rechtlich alle Möglichkeiten zum Widerspruch ausschöpfen“, kündigt Oktay Anadulo, Vorsitzender des FSV 07, an. „Leider werden sehr viele Lügen verbreitet. Der Gäste-Keeper hat zuerst provoziert, unseren Spieler geschlagen und wollte nicht den Schiedsrichter beschützen.“ Anadolu selbst habe schließlich den Torwart vor aufgebrachten Fans („Der Zuschauer, der gegen den Kopf getreten hat, kriegt natürlich bei uns Sportplatzverbot.“) beschützt. Der Schiedsrichter sei von den FSV-Ordnern ordnungsgemäß in die Kabine begleitet worden. Dafür gebe es viele Zeugen, auch neutrale Zuschauer von Schwarz-Weiß oder dem SC Munzur. Ein Foto des Referees bei Facebook einzustellen, sei ein Fehler gewesen, sagt Anadulo. „Damit wollten wir ihn nicht zur Zielscheibe machen, sondern nur zeigen, dass er viel zu jung ist für so ein wichtiges Spiel.“

Aufrufe: 018.9.2015, 12:00 Uhr
Stephan Neumann und Olaf StreubigAutor