2024-04-30T13:48:59.170Z

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Fußballprofi in einer Amateurmannschaft: Dominic Baumann (r.) möchte sich beim Club durchkämpfen. F.: Zink/DaMa
Fußballprofi in einer Amateurmannschaft: Dominic Baumann (r.) möchte sich beim Club durchkämpfen. F.: Zink/DaMa

Dominic Baumann: Ein Gerd Müller der Regionalliga

Torjäger kämpft in Nürnbergs U21 um seine Chance

Seit Juli 2015 ist Dominic Baumann bereits beim 1. FC Nürnberg, genauer beim 1. FC Nürnberg II. Dort soll er aufgebaut werden für höhere Aufgaben, für den Profifußball. „Natürlich kann er es packen“, glaubt sein Trainer Michael Köllner.

Dominic Baumann hatte die vorletzte Chance dieses Regionalliga-Spiels und auch die letzte, es war seine mit Abstand beste. „Ich wollte dem Torwart den Ball durch die Beine schießen“, verrät er später, der Torwart allerdings ließ zwischen seinen Beinen nicht genug Platz für den hart getretenen Ball.
Es blieb somit beim 2:2 zwischen dem 1. FC Nürnberg II und 1860 Rosenheim, einer unheimlich kräftigen Mannschaft. Die beiden Innenverteidiger sind mindestens einen Kopf größer als der ebenfalls sehr kräftige Baumann, als einzige Spitze hatte er, oft hoch angespielt, nicht viel zu bestellen gegen die beiden Schränke da hinten. Damit aber nicht genug. „Manchmal ließ sich auch noch der Sechser fallen“, erzählt Baumann. Um auf den Torjäger der Nürnberger mit aufzupassen, der hin und wieder sogar mit Marek Mintal übt.

„Riesenschritt gemacht“

Neunmal hatte Baumann schon jubeln dürfen bis zum Samstag und damit siebenmal öfter als in der ganzen vergangenen Saison, seiner ersten im neuen Club. Im Sommer 2014 bekundete Martin Bader erstmals Interesse am Nachwuchsstürmer von Dynamo Dresden, der in der U19- Bundesliga mit 16 Toren für Aufsehen gesorgt hatte. Mit dem angestrebten Wechsel sollte es erst ein Jahr später klappen; Baumann kam mit der Empfehlung von immerhin 18 Einsätzen in der Dritten Liga zum 1. FC Nürnberg, wo er trotz seines Profivertrags behutsam aufgebaut werden sollte für den Profikader.

„Natürlich kann er es packen“, sagt sein Trainer Michael Köllner, der ihn im Sommer zum Kapitän gemacht hat, um Baumann mehr in die Verantwortung zu nehmen. „Er geht jetzt voran, zieht die anderen mit, er ist ein Leader“, sagt Köllner, „Dominic hat einen Riesenschritt gemacht — aber die Reise ist noch nicht zu Ende.“

Bislang hat er beim neuen Verein allerdings bloß die U21 und die Regionalliga Bayern kennengelernt. Für einen, der sich auch schon eine Klasse darüber beweisen konnte, darf es natürlich gerne etwas mehr sein. Beziehungsweise werden.

„Ich werde versuchen, mich hier durchzukämpfen“, sagt Baumann, mittlerweile 21 Jahre alt. Ob er auch in der Zweiten Liga bestehen könnte, bleibt abzuwarten, vielleicht wird man es auch nie erfahren, zumindest nicht in Nürnberg. Mit Alois Schwartz hat es bislang keinen Kontakt gegeben, verrät Baumann. Aber was nicht war oder ist, kann ja noch werden.

Fakt ist aber auch, dass ihn der damalige Sportvorstand mit bis heute nicht oder nur zum Teil eingelösten Versprechen nach Nürnberg lockte. Dem kicker verriet Bader seinerzeit, dass Baumann ja „bei den Profis mittrainieren und Spielpraxis in der U21 sammeln könnte“. Die erste Mannschaft sieht er nur aus der Ferne; zumindest bei der offiziellen Saisoneröffnung im Juni 2015 durfte er sich oben mal kurz vorstellen. Wie jeder Zugang.

Mit 12 zu Dynamo

„Ich habe die Entwicklung vieler junger Spieler beim Club verfolgt, die in den vergangenen Jahren über die U 21 den Sprung in die Lizenzmannschaft geschafft haben“, sagte Baumann damals auf fcn.de, „das möchte ich auch schaffen.“

Wohl auch wegen der Vorgeschichte hatte er sich schon etwas mehr versprochen von seinem Wechsel. Sein großer Traum sollte endlich in Erfüllung gehen, für den er schon als Zwölfjähriger von Wermsdorf bei Leipzig auf ein Internat nach Dresden umzog, um sich bei Dynamo ausbilden zu lassen. Knapp 80 Kilometer einfach. Baumann musste früh lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, auch wenn ihn seine Eltern häufig besuchten.

Mittlerweile ist er erwachsen — und so etwas wie der Anführer in seiner U 21. Gegen Rosenheim tat sich Baumann lange schwer, holte aber immerhin den Elfmeter zum 1:1 heraus und hätte auch selbst noch treffen können. Zum zehnten und sogar zum elften Mal in dieser Saison. Seine Stärken hat er im Strafraum, als „Gerd-Müller-mäßig“ bezeichnet der Trainer Baumanns Spiel, „technisch müssen wir ihn noch verbessern“. Damit er den Sprung nach oben vielleicht doch noch packt. Eines Tages.

Aufrufe: 05.10.2016, 06:02 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor