2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Für Esad Kahric war das Allgäuer Derby in der Bayernliga zwischen Sonthofen und Kottern das erste Lokalduell als Trainer des 1.  FC Sonthofen. »Es ist wichtig, dass wir solche Spiele in dieser Region haben. Dafür kommen unsere Zuschauer ins Stadion«, sagt der 56-Jährige.  Foto: Günter Jansen
Für Esad Kahric war das Allgäuer Derby in der Bayernliga zwischen Sonthofen und Kottern das erste Lokalduell als Trainer des 1. FC Sonthofen. »Es ist wichtig, dass wir solche Spiele in dieser Region haben. Dafür kommen unsere Zuschauer ins Stadion«, sagt der 56-Jährige. Foto: Günter Jansen

»Dieses Team kann Großes leisten«

Nach dem spektakulären 4:3-Heimsieg im Allgäuer Bayernliga-Derby verneigt sich Sonthofens Trainer Esad Kahric vor der Mannschaft +++ Im Interview gewährt der 56-jährige Taktikfuchs Einblicke in seine Gedankenspiele

Als die Bayernliga-Kicker vom 1. FC Sonthofen in der Kabine die Musik aufdrehten, kam Esad Kahric erstmals zur Ruhe. Wenige Minuten zuvor hatten seine Schützlinge im bisher spektakulärsten Derby der beiden Klubs den TSV Kottern mit 4:3 besiegt. Während die Spieler ihren Triumph verdient ausgelassen bejubelten, genoss der Architekt Kahric den Moment. Der 56-Jährige wirkte zufrieden wie selten – in sich ruhend. Durch den zweiten Sieg im zweiten Spiel klettert der 1. FC Sonthofen in der noch jungen Bayernliga-Saison auf den zweiten Tabellenrang. Im Interview mit der Allgäuer Zeitung spricht der FCS-Coach über das Formhoch seines Teams, erklärt taktische Feinheiten und gibt einen Ausblick auf die nächsten Wochen.

Herr Kahric, ärgert es Sie als Taktikfuchs, wenn Sie bei einem Spiel sieben Tore sehen oder freuen Sie sich auch über so ein Feuerwerk?

Esad Kahric: Es ärgert mich überhaupt nicht. Wir haben über 95 Minuten ein hochspannendes Derby zwischen zwei starken Mannschaften gesehen. Das Spiel stand immer auf der Kippe.

Wann haben Sie am meisten um die drei Punkte gezittert?

Kahric: Ich habe nach dem frühen Rückstand befürchtet, dass wir große Schwierigkeiten bekommen. Aber die Mannschaft hat sehr fokussiert und vernünftig weitergespielt.

Sie sind also zufrieden mit der Leistung Ihrer Schützlinge – trotz dreier Gegentore?

Kahric: Insgesamt bin ich sehr zufrieden, ja. In der ersten Halbzeit haben wir sehr stark kombiniert und hinten haben wir nur ein paar kleine Wackler gehabt. Aber es war ein starkes Spiel von den Jungs und sie haben das umgesetzt, was wir in den vergangenen sechs Wochen seit dem Start der Vorbereitung im Plan hatten. Ich muss der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen.

Trotzdem wurde es noch einmal brenzlig, als die Gäste aus Kottern das 1:3 noch zum 3:3 ausglichen...

Kahric: Ja, aber es hat nicht gereicht. Nach der Halbzeitpause wollten wir genau diesen Plan weiterverfolgen. Kottern kam aber besser ins Spiel und meine Mannschaft hat den Mut nicht gehabt, in die Räume zu gehen, die immer da waren. Darum sind einige Fehler passiert und so haben wir Schwierigkeiten bekommen.

Haben Sie noch andere Schwächen im Spiel ausgemacht?

Kahric: Ja, unsere Chancenverwertung. Hätten wir nicht so viele große Chancen ausgelassen, hätten wir sie mit drei Toren abgeschossen.

Allein Neuzugang Sezer Yazir (kam vor der Saison aus Kottern) hat einige gute Gelegenheiten liegen gelassen. Trotzdem war er der beste Mann auf dem Platz. Sehen Sie das auch so?

Karic: Er war einer der Besten, ja. Sie haben Sezer überhaupt nicht in den Griff bekommen. Er war einfach klasse.

Haben Sie eine Erklärung für die Schwächephase Ihrer Mannschaft in der zweiten Halbzeit?

Kahric: Man braucht nicht unbedingt eine Erklärung, denn das ist normal. Es gibt auch Schwächephasen bei den stärksten Teams der Welt. Diese Situationen kommen, wenn man leichtsinnige Fehler macht. Dann ist die Psyche nicht so stark, dass man das auffangen kann.

Wie wirken Sie als Coach in diesen Situationen auf die Mannschaft ein?

Kahric: Das Problem ist, dass diese mentale Schwächephase im Spiel immer sehr schnell vom Kopf auf die Beine übergeht. Denn ansonsten könnte man läuferisch noch viel mehr nachlegen. Wir haben natürlich schon vor dem Spiel einen Plan B für solche Situationen gehabt. Deshalb haben wir umgestellt, um mehr Sicherheit ins Team zu bekommen.

Zum Beispiel?

Kahric: Ich habe Manuel Schäffler als kopfballstarken Verteidiger gebracht, um der Abwehr mehr Sicherheit bei den langen Kotterner Bällen zu geben.

Nun hatten die Sonthofer Zuschauer endlich wieder ihr großes Derby gegen Kottern. Wie haben Sie die Atmosphäre im Stadion erlebt?

Kahric: Sehr positiv. Für die Zuschauer war es schade, dass das Gewitter genau zum Spielbeginn angefangen hat. Aber sieben Tore sind sicher ein guter Trost für alle. Das Spiel war sicher gute Unterhaltung.

Mit zwei Siegen nach zwei Partien liegen Sie mit dem FCS auf Rang zwei. Wo steht das Team?

Kahric: Es ist früh in der Saison und wir müssen in kleinen Etappen denken. Denn ab jetzt kommen die richtig großen Namen wie Dachau und Garching. Außerdem haben wir ein paar personelle Probleme, aber ich weiß, dass das Team das kompensieren wird.

Sind Sie bisher zufrieden mit dem Auftreten der Mannschaft?

Kahric: Absolut. Nicht nur gegen Kottern. Auch im Training merke ich jeden Tag, wie gut das Team harmoniert. Es ist, als ob sie wie kleine Kinder auf dem Platz stehen. Es macht Riesenspaß mit ihnen zu arbeiten. Dieses Team kann Großes leisten, aber wir sind noch nicht so weit, wie wir sein könnten.

Aufrufe: 024.7.2015, 15:29 Uhr
Allgäuer Zeitung / Ronald MaiorAutor