2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Lars Holtmann begibt sich auf neues Terrain                              (F. Robert Kegler)
Lars Holtmann begibt sich auf neues Terrain (F. Robert Kegler)

"Die Siege gegen die Lok bleiben hängen"

Lars Holtmann spricht auf hoher See über seine Zeit als Trainer beim VfL Halle 96

Nach fünf Jahren beendet Lars Holtmann sein Engagement als Trainer beim Oberligisten VfL Halle 96 und lässt mit FuPa die Zeit in Halle noch einmal Revue passieren. Dazu begaben sich Trainer und Redakteur auf ungewohntes Terrain und plauderten über die persönlichen Highlights des Übungsleiters beim VfL, die neue Freizeitgestaltung im Hause Holtmann sowie die Fußball-Europameisterschaft.

Sein bereits etwas in die Jahre gekommene Trainerkollege Hans Meyer wurde einmal gefragt, welchem Hobby er nach seiner Tätigkeit als Übungsleiter nachgehen wolle. So entstand die unwirklich amüsante Anekdote des thüringischen Rosenzüchters. Lars Holtmann scheint sein Hobby bereits mit Anfang 30 gefunden zu haben:

FuPa: Herr Holtmann, so verbringen Sie also Ihre freie Zeit abseits des Fußballplatzes?
Lars Holtmann: Ein Sportpsychologe hatte vor geraumer Zeit auf einem Trainerseminar mal darüber referiert, welche Bedeutung die Freizeit haben sollte. Der Grundtenor des Vortrags war, dass man in der Zeit, in der man nicht arbeitet, nur genau das unternehmen soll, was man auch wirklich machen möchte. Damals habe ich mir direkt nach dem Seminar eine Playstation zur Freude meiner Freundin gekauft. Jetzt habe ich das Angeln für mich entdeckt.

So werden also in Zukunft all Ihre Wochenenden aussehen, wenn es Sie nach Köln verschlägt? Oder geht es alle vierzehn Tage zum FC ins Müngersdorfer Stadion?
Natürlich nicht. Der Rhein und seine Fische warten schon auf mich. Nein ernsthaft, wenn Ihre Frage darauf abzielt, wie meine Pläne für die Zukunft aussehen, kann ich noch nichts Konkretes sagen. Fakt ist, dass meine Familie und ich in unsere Heimat zurückkehren werden. Was sich dann ergibt, ist noch offen.

Aber eine Rückkehr auf den Trainerstuhl ist so schnell nicht in Sicht?
Es gab ein paar lose Anfragen von Vereinen aus der Region. Aber wir werden uns erstmal in Nordrhein-Westfalen umsehen und wenn ein spannendes Angebot dabei ist, kann man sicherlich überlegen. Aber auf Teufel komm raus jetzt nach einem Cheftrainerposten zu suchen, ist nicht unser Plan.

Was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Zeit hier beim VfL Halle 96 mit?
Es war für mich schon eine sehr angenehme Zeit. Ich kam mit allen Personen, die in die tägliche Arbeit eingebunden waren, sehr gut zurecht. Es ist und dies wurde mir auch immer von Außenstehenden herangetragen ein familiärer Verein. Es sind viele Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte. In den Jahren zuvor war das Verhältnis zu den Spielern noch inniger, aber so das nun mal im Fußballgeschäft. Kritisch muss ich ganz deutlich die Vereinsführung und ihre Arbeit betrachten. Hätten sie nicht Versprechungen getätigt, die sich am Ende nicht realisieren ließen, wäre uns hier viel Ärger erspart geblieben.

Man trennt sich also nicht im Guten?
Zurückblickend war es vielleicht ein großer Fehler, den Vertrag im letzten Sommer nochmals um ein Jahr zu verlängern. Wenn der Vorstand nur das Geld eingesetzt und Verträge mit Spielern aufgesetzt hätte, was dem Verein zur Verfügung stand, hätten Trainer und Mannschaft sicherlich bedeutend entspannter arbeiten können. Die mangelnde Zahlungsmoral war äußerst demotivierend für die Truppe und mich.



Das Pokalfinale gegen den HFC im Sommer 2015 war einer der Höhepunkte. F: Rinke

In den vergangenen Jahren belegte der VfL immer einen einstelligen Tabellenplatz und schaffte im der Saison 2014/15 den Einzug ins Landespokalfinale, wo man dem Lokalrivalen des HFC deutlich unterlegen war. Ein Highlight in Ihrer Trainerlaufbahn?
Wenn Sie mir diese Frage vor dem Endspiel gestellt hätten, ich hätte sie absolut mit ja beantwortet. Nach dem Spiel muss ich leider sagen, dass es doch äußerst deprimierend für uns verlaufen war. Meine persönlichen Höhepunkte waren eher die beiden Auswärtssiege bei Lok Leipzig, wo wir jeweils kurz vor dem Ende den Siegtreffer erzielen konnten. (In der Saison 2011/12 siegte der VfL mit 2:1 und wiederholte den Auswärtscoup im Bruno-Plache-Stadion 2014/15 durch einen 1:0-Erfolg, d.Red.). Die Siege gegen die Lok bleiben definitiv hängen. Auch das knappe Ausscheiden im Landespokal in der Saison 2013/14 gegen den HFC, wo wir bis zur 119. Minute ein großes Spiel geboten haben, zählt zu meinen Highlights.

Werden Ihnen solche Momente nicht fehlen?
Ganz klar. Auch das sagenumwobene Kabinenleben sowie das Zusammenspiel mit den Jungs war schon sehr angenehm. Ein Tag am Wochenende für den Fußball, das war schon nicht zu verachten. Und unter anderen Voraussetzungen hätte ich wohl auch weitergemacht.

Bevor es wieder an Land geht muss ich aus aktuellem Anlass noch die Frage stellen, welches Team den Titel in Frankreich gewinnt?
Der Gastgeber besitzt sicherlich gute Chancen. Auch die deutsche Mannschaft zählt natürlich zum Favoritenkreis. Obwohl ich mit einigen Spielern wenig anfangen kann. Leute wie Draxler oder Schürle haben in den engen Spielen nie unter Beweis gestellt, dass sie Topformat haben. Lassen wir uns überraschen.

Im Übrigen endete der Angelausflug doch eher ernüchternd. Trotz favorisiertem Köder präsentierten sich die Fische an diesem Morgen äußerst träge. Aber bekanntlich schießt ein Jäger auch nicht bei jeder Jagd ein Schwein ...

Aufrufe: 016.6.2016, 14:14 Uhr
Robert KeglerAutor