2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Nicht nur Christoph Anton wird von anderen Clubs umworben. Ob es bei Flirts bleibt oder ob feste Wechsel resultieren, dürfte in diesen Tagen endgültig bekannt werden. Foto: Hans Krämer
Nicht nur Christoph Anton wird von anderen Clubs umworben. Ob es bei Flirts bleibt oder ob feste Wechsel resultieren, dürfte in diesen Tagen endgültig bekannt werden. Foto: Hans Krämer

Die (Schon-)Frist läuft ab

Eintracht Trier braucht Klarheit für die Kaderplanung - Ex-Sportchef Heiner Semar wehrt sich gegen Kritik.

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In diesen Tagen läuft die (Schon-)Frist ab. Spieler des aktuellen Kaders von Eintracht Trier, die der Verein gerne halten möchte, müssen sich positionieren. Pro SVE, oder aber (endgültig) dagegen. Rund um den 20. Juni will der künftige Cheftrainer Daniel Paulus die Vorbereitung auf die neue Saison aufnehmen, da müssen nun Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Einer der Ersten, der ein klares Bekenntnis zur Eintracht abgegeben hat, ist Abwehrspezialist Simon Maurer. Doch wie sieht es mit anderen Akteuren aus, mit denen der Verein gesprochen hat? Mit Christoph Anton, der vom luxemburgischen Meister und Pokalsieger Düdelingen mit Trainer Dino Toppmöller gejagt wird? Mit Robin Garnier, den die Stuttgarter Kickers umgarnen sollen? Mit dem (wechselwilligen) Mittelfeldregisseur Patrick Lienhard? Mit Christian Telch? "Wir brauchen jetzt Klarheit, um die Personalplanung in die eine oder andere Richtung zu forcieren", sagt Paulus.

Unterdessen läuft die Aufarbeitung der vergangenen Seuchen-Saison, die im Abstieg in die Oberliga gipfelte. Nach seinem Rückzug vor gut acht Monaten im Zuge der Demission von Trainer Peter Rubeck hat sich der ehemalige sportliche Leiter Heiner Semar erstmals zu Wort gemeldet. Er zeigt sich "riesig enttäuscht" über die Schuldzuweisungen an ihn wegen der in Teilen misslungenen Kaderzusammenstellung im vergangenen Sommer. Er kritisiert den SVE-Vorstand, gesteht aber auch eigene Fehler ein.

"Es war falsch, Spieler mit Drittliga-Erfahrung zu holen, die aber wenig Spielpraxis hatten. Das habe ich unterschätzt", sagt Semar und meint damit die Verpflichtungen von Lukas Billick (ging nach wenigen Wochen aus familiären Gründen nach Schweinfurt) und Sebastian Szimayer (absolvierte lediglich elf Startelfeinsätze). Voll im Saft stehende Regionalliga-Spieler wären als Alternativen auf dem Markt gewesen - beispielsweise Christian Sauter vom 1. FC Saarbrücken. Solch einen Akteur zu binden, hätte mehr Sinn gemacht, glaubt Semar.

Bei anderen getroffenen Personalentscheidungen wehrt er sich aber gegen Vorwürfe. Sie entzünden sich vor allem an den Abgängen von Benedikt Koep, Daniel Hammel, Christoph Buchner und Christopher Spang, die gerne in Trier geblieben wären.

"Wenn es nur nach Benedikts Charakter und dessen aufopfernder Spielweise gegangen wäre, hätte ich ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag gegeben. Doch wir brauchten einen Stürmer, der mehr Tore erzielt", sagt Semar. Dies sei mit der Verpflichtung von Muhamed Alawie gelungen: "Bei ihm war es eine enge Sache. Ein paar Stunden später, und er hätte beim TSV Steinbach unterschrieben."

Angesichts des knappen Eintracht-Budgets sei es unrealistisch gewesen, Koep einen neuen Vertrag zu geben und gleichzeitig Alawie zu verpflichten. "Wenn der verfügbare Etat um 200 000 Euro höher gewesen wäre, hätte ich neben Koep auch Buchner, Spang und Hammel halten können. So blieb nur die Chance, einen Kader aus 15 gestandenen Spielern und fünf Nachwuchskräften zu bilden", rechnet Semar vor.

Erst als durch das DFB-Pokal-Traumlos Borussia Dortmund unvorhergesehen noch mal Geld in die Kasse kam, habe neben dem als Stürmer Nummer zwei vorgesehenen Vincent Boesen mit Szimayer ein weiterer Angreifer hinzugekommen können.

Für die Dauerbaustelle auf der rechten Mittelfeldseite wurde spät Alexander Dartsch geholt - er bekam an der Mosel kein Bein auf den Boden. Semar: "Die Fans tragen eine Mitschuld daran, dass er früh kaputtgemacht wurde. Meine Schuld war, dass ich mit dessen Verpflichtung zu große Hoffnungen geschürt habe."

Als Rubeck Ende September 2016 gehen musste, packte auch Semar seine Koffer. Die Entlassung Rubecks empfindet er bis heute als Fehler. "Noch acht Tage zuvor wurde ihm vom Vorstand volles Vertrauen ausgesprochen. Dann ist der Vorstand doch eingeknickt", sagt Semar. Seiner Ansicht nach hätte zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch einiges korrigiert werden können. "In der Winterpause hat der neue Trainer Oscar Corrochano dann jedoch sechs Spieler geholt, unter denen mit Ausnahme von Jonathan Zinram keiner weitergeholfen hat", bemängelt Semar. Stattdessen sei viel Geld verbrannt worden - Semar spricht von 150 000 Euro. Dem widerspricht der Eintracht-Vorstand: "Wir haben im Winter auch einige Spieler abgegeben. Damit gab es beinahe eine Kompensation, der Mehrbetrag lag bei weniger als 20 Prozent der kolportierten Summe."

Semar wirft der Eintracht-Führungsriege mangelnde Standhaftigkeit und Weitsicht sowie fehlende Kompetenzverteilung vor. Er spricht von einem "Wirrwarr" im Zuge der Entlassung von Rubeck und der Ausleihe an den SC Hauenstein, als der SVE zwischenzeitlich entgegen der Fakten verkündet hatte, der Vertrag mit Rubeck sei aufgelöst worden. Dass der Vertrag mit Talent Boesen, der zum 1. FC Nürnberg wechselt, ungültig gewesen sei, da nicht dessen Vater, sondern dessen älterer Bruder unterschrieben habe, kommentiert die SVE-Führung wie folgt: "Der Vertrag von Vincent Boesen ist vom 1. FC Nürnberg im Rahmen unserer Verhandlungen anstandslos akzeptiert worden. Wir haben gute und faire Gespräche mit den Verantwortlichen geführt und eine für alle Beteiligten absolut zufriedenstellende Lösung gefunden."

Semar ist überzeugt: "Mit Peter Rubeck und mir wäre Trier nicht abgestiegen." Er sieht Chancen, dass der SVE die Rückkehr in die Regionalliga schafft. Doch auf Dauer werde fehlendes Geld ein Grundproblem bleiben.

Bei der Gelegenheit gibt Semar zu verstehen, dass er beim SVE viel mehr investiert hat als die von ihm selbst zum Amtsantritt kolportierten "200, 300 Euro, wenn daran eine Spielerverpflichtung hängt": "Ich habe nicht wenig gegeben", sagt Semar. Zu einer genauen Summe schweigt er jedoch.

Aufrufe: 06.6.2017, 21:41 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Mirko BlahakAutor