2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview

"Die Besonderheit in Eschach ist der Zusammenhalt"

Der alte und neue Trainer des TSV Eschach Jens Rädel im Interview

Drei Jahre ist es her, dass Jens Rädel beim TSV Eschach zuletzt auf der Trainerbank saß. Zuvor war er sechs Jahre lang verantwortlich dafür, dass der TSV aus dem Tabellenkeller der Kreisliga A in die Spitzengruppe der Bezirksliga aufstieg. 2012 trennten sich vorerst die Wege, doch nach Stationen beim FV Ravensburg II und der SG Baienfurt kehrte Rädel in diesem Sommer an seine alte Wirkungsstätte zurück. Ein Blick nach vorn mit Erinnerungen an damals.

TSV: Jens, nach drei Jahren "Abstinenz" bist du wieder nach Eschach zurückgekehrt. Wie fühlt es sich an, an alter Wirkungsstätte zu trainieren?

Jens Rädel: Es fühlt sich sehr gut an. Ich bin überrascht, wie vertraut alles auch nach drei Jahren Abwesenheit noch ist. Natürlich haben sich auch hier Dinge verändert, aber die Grundhaltung ist nach wie vor sehr positiv - egal ob Du Spieler, Funktionäre oder Zuschauer nimmst. Mit jedem Training kommt schrittweise die Begeisterung für den Trainerjob zurück. Vielleicht ist an der Sache mit dem "Töpfchen und seinem Deckelchen" doch was dran (lacht)...

TSV: Vor neun Jahren bist zu erstmals nach Eschach als Trainer gewechselt. Damals in die Kreisliga A. Jetzt steht die schon sechste Bezirksliga-Saison in Folge vor der Tür. Welche Voraussetzungen sind ansonsten anders als damals?

Rädel: Damals hatten wir Rückenwind, jedes Jahr wurden wir erfolgreicher. Heute pflastern drei Jahre Abstiegskampf unseren Weg in die neue Saison. Die größte Herausforderung liegt somit in der Mannschaft selbst. Ziehen uns Niederlagen gleich wieder in ein altes, bekanntes Fahrwasser oder bauen wir uns an erreichten Teilerfolgen auf? Damals traf ich auf ein Team, das vereint das Ziel verfolgte, etwas zu verändern und damit etwas zu bewirken - für sich und den Verein. Das Team und der gemeinsame Erfolg stand über allem. Schritt für Schritt haben wir uns geduldig entwickelt und so mit unseren Auftritten begeistert und schnell Anerkennung in der Region gefunden. Ich bin sehr gespannt, ob die Mannschaft heute auch noch diese Eigenschaften in sich trägt. Auch sind die Spieler heute etwas kritischer und schwerer zu überzeugen, weil man gerne für jede Aktion gleich den Erfolg ernten möchte - da fehlt ein wenig der Weitblick. Ich hoffe, dass wir alle die notwendige Geduld aufbringen, einen Weg einzuschlagen und diesen auch konsequent zu verfolgen - eben wir vor neun Jahren.

TSV: Ihr seid in der Vorbereitung zur neuen Runde. Welchen Eindruck hast du von der Mannschaft? Es sind ja auch ein paar Neuzugänge dabei.

Rädel: Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft insgesamt sehr motiviert ist. Die Neuzugänge passen alle menschlich sehr gut nach Eschach und sportlich erzeugen sie Druck auf den bestehenden Kader. Ich denke, dass sich dies positiv auf die Gesamtleistung des Teams auswirken wird. Ich hoffe, dass der verschärfte Konkurrenzkampf die Spieler dazu motiviert, sich in jedem Training und in jedem Spiel erneut zu beweisen. Das Ziel ist erreicht, wenn es mir zusammen mit Karlheinz Ibele jedes Mal schwer fällt, die Startelf zu benennen.

TSV: In den vergangenen drei Jahren schaffte der TSV den Klassenerhalt am letzten Spieltag bzw. erst in der Relegation. Wie lauten deine Ziele in diesem Jahr?

Rädel: An einer Platzierung will ich das nicht festmachen. Ich würde mich freuen, wenn wir eine sorgenfreie Saison spielen und uns aus dem Abstiegskampf raushalten könnten. Auch müssen unsere Ziele sein, dass Automatismen beginnen zu greifen, mit denen wir uns im Spiel leichter tun. In jedem Spiel muss eine Entwicklung erkennbar sein. Die Spieler sollen weiterhin trainieren, weil sie den Nutzen erkennen und Spaß daran haben.

TSV: Beschreibe Stärken und Verbesserungspotential des Teams.

Rädel: Eine Besonderheit in Eschach ist generell der Zusammenhalt. Das Team selbst ist sozial mehr als nur intakt. Sportlich sehe ich eine Stärke in der Offensive, insbesondere, weil wir uns in diesem Bereich bereits in der Winterpause mit Tobias Weiß und jetzt im Sommer mit Julius Igel und Umut Yertürk richtig verstärken konnten. Zum Einen werden sich die Stürmer gegenseitig hochtreiben und zum Anderen wird sich ein Wechsel in der Offensive immer belebend auf das Spiel auswirken. Zudem ist die Grundhaltung des Teams generell auf Angriff eingestellt. Potenzial sehe ich darin, dass man sich immer wieder selbstkritisch hinterfragt. War die Passqualität in Ordnung? Bin ich mit dieser Aktion selbst zufrieden gewesen? Wie kann ich meinem Team noch mehr helfen? In Ballbesitz- und Umschaltspielen erkenne ich, dass sich die Mannschaft ebenso noch entwickeln kann, wie im taktischen Bereich. Hier lag in den letzten Jahren der Schwerpunkt vermutlich anderswo.

TSV: Das Auftaktprogramm lautet Heimenkirch, Argental, Amtzell und Baindt. Wie beurteilst du den Auftakt?

Rädel: Heimenkirch hat letzte Saison lange um den Titel gespielt und wird gleich zu Beginn eine echte Standortbestimmung für uns. Mit Argental, Amtzell und Baindt sehe ich uns auf Augenhöhe. Hier wird der Wille, die Tagesform und die Umsetzung der in der Vorbereitung gesetzten Schwerpunkte den Ausschlag geben. Wenn mir alle Spieler zur Verfügung stehen, dann bin ich optimistisch, einen guten Start hinzulegen.

TSV: Was soll das Spiel des TSV in der Zukunft prägen? Was ist dir wichtig auf dem Platz?

Rädel: Ich möchte Tempo in unser Spiel bringen - sowohl bei eigenem als auch bei gegnerischem Ballbesitz. Eine hohe Ballzirkulation, automatisierte Pass- und Laufwege und eine kompakte Defensive sollen neben Spielfreude und Leistungsbereitschaft unser Spiel auszeichnen. Ich wünsche mir sehr, dass sich die Mannschaft geduldig auf mich bzw. auf mein Spiel einlässt und sich so der Erfolg schnellstmöglich einstellt.

TSV: Wie beurteilst du die Bezirksliga? Wer sind deine Favoriten?

Rädel: Wir haben keinen Absteiger aus der Landesliga bekommen, so dass ein echter Favorit aus dem Teilnehmerfeld der letzten Saison kommen müsste. Allerdings hat mich beeindruckt, wie souverän der SV Beuren in die Bezirksliga aufgestiegen ist und sich insbesondere mit Christian Karrer deutlich verstärken konnte. Den Club habe ich schon auf der Rechnung. Ansonsten halte ich die Liga für relativ ausgeglichen mit vielen Teams auf Augenhöhe.

TSV: Zum Schluss hast du noch einen Wunsch frei: Welche Schlagzeile soll am Ende der Saison über den TSV in der Zeitung stehen?

Rädel: TSV Eschach zeigt, wie es geht: Innerhalb eines Jahres von der Abstiegs- zur Aufstiegsrelegation!

Das Team von Fupa Oberschwaben bedankt sich rechtherzlich beim TSV Eschach für die Bereitstellung dieses Interviews.

Quelle: TSV Eschach

Aufrufe: 031.7.2015, 14:08 Uhr
Thomas FrickAutor