Dass es in der laufenden Saison in der Familie Herrmann wahrscheinlich zum einem Bruderduell kommen würde, war in dem Moment klar, als auch Sean in der Winterpause durch seine Zusage in Viersen vom Bezirksligisten VfL Tönisberg in die Landesliga wechselte. Schon im Sommer hatte sich sein Zwillingsbruder den Nettetalern angeschlossen. Und tatsächlich standen die beiden 20-Jährigen am Sonntag auch in der jeweiligen Startformation ihrer Teams und liefen sich auch noch ständig über den Weg. Denn während Sean für Viersen auf der rechten Seite stürmte, tat Dustin das für die Gäste auf der Links. Zu harten Zweikämpfen zwischen den beiden kam es aber bis auf eine Ausnahme in der zweiten Hälfte nicht, dafür waren dann eher die jeweiligen Außenverteidiger zuständig. Außerdem legten beide eine auffällige Gleichgültigkeit an den Tag, wenn sie sich mal näher kamen. Das kam bei ihren Trainern offenbar nicht so gut an, denn sie mussten sich etliche Zurechtweisungen von der Außenlinie anhören. Wobei es bei den verbalen Einwürfen von Nettetals Chiquinho eher darum ging, Dustin Herrmann in seinem Temperament zu zügeln. Viersens Willi Kehrberg musste Sean Herrmann dagegen, als er nach der Pause auf der von ihm entfernten Seite des Feldes agierte, des Öfteren an seine Defensivaufgaben erinnern. "Sean ist ein sehr junger Spieler, der noch ein gewisses Coaching benötigt", sagte Willi Kehrberg. Am Ende gingen die Brüder in der Gewissheit vom Platz, keine schlechte Partie gemacht zu haben, es aber auch noch viel besser zu können.
Dagegen mussten sich André Kobe und Oguzhan Bonsen keine Vorwürfe machen lassen, den Charaktertest im Duell mit ihrem künftigen Team nicht bestanden zu haben. Beide agierten mit hohem Aufwand und setzten Akzente. "Aus meiner Sicht haben die beiden überzeugt. So muss das auch sein, bis zum Schluss alles für die eigene Mannschaft geben. Ich denke, wir können uns auf die beiden freuen", sagte Chiquinho nach der Partie. Bonsen spielte als Linksverteidiger auf einer Seite mit Kobe und schaltete sich auch des Öfteren ins Offensivspiel der Viersener ein. Nach einer knappen halben Stunde hatte er sogar die Führung auf dem Fuß, als er am Strafraumeck einen Haken schlug und den Ball von dort Richtung Tor zirkelte. Nur eine Glanzparade von Union-Keeper Till Kohnen konnte verhindern, dass der Ball im Winkel einschlug. André Kobe hätte gleich mehrere Tore machen können, weil er sich mit seiner enormen Schnelligkeit und seinem Durchsetzungsvermögen immer wieder in aussichtreiche Situationen brachte. Doch wenn es darauf ankam, traf er am Sonntag in der Nähe des Nettetaler Tores immer die falsche Entscheidung. "Die Szenen, in denen André Zug zum Tor entwickelt und in denen dann auch etwas dabei herauskommt, stehen in keinem guten Verhältnis. Daran muss er noch arbeiten", sagte Viersens Trainer Willi Kehrberg.