2024-05-08T14:46:11.570Z

Kommentar

Der Unterschied zwischen Recht & Gerechtigkeit

Das "Phantomtor" hat keinen Einfluss auf die Spielwertung +++ DFB, DFL sowie Bayer Leverkusen und auch Stefan Kießling haben eine historische Chance vertan

Die FuPa-Grätsche haut dort dazwischen, wo es nötig ist. Dabei agiert sie fair und will auf Dinge hinweisen, die Deutschlands Fußball-Volk beschäftigt und auf den regionalen Sportplätzen Gegenstand emotionaler Diskussionen sind.

Es ist DAS Thema der Bundesliga-Saison 2013/14. Bis zur 70. Minute des Spiels 1899 Hoffenheim gegen Bayer Leverkusen ist nichts Außergewöhnliches passiert. Doch dann ist der Ball von außen ins Tor gefallen. Und das alles nur wegen eines Risses in einer rund vier Millimeter dicken Schnur aus Polyethylen.

Die folgenden zehn Sekunden drücken mehr aus als tausend Worte. Simon Rolfes und Stefan Reinartz realisieren umgehend was passiert ist und recken geistesgegenwärtig die Arme in die Höhe. Sie bejubeln ein Tor, das gar keines war. Eine perverse Reaktion. Selbst wenig begabte Lippenleser erkennen beim folgenden Jubel, wie Reinartz dem sichtlich verwirrten Kießling übermittelt, ´der war nicht drin´. Schiedsrichter Felix Brych ist von der gesamten Situation überfordert – der FIFA-Schiedsrichter entscheidet auf Tor, obwohl er sich nicht sicher ist.

Wieso protestieren die Hoffenheimer nicht?

Bei aller Kritik an dem Verhalten der Leverkusener und des Schiedsrichter bleibt die Frage, wieso die Hoffenheimer nicht wirklich gegen den Treffer protestiert haben? Ist es fehlende Cleverness oder schlichtweg Unsicherheit? Während Reinartz und Rolfes sofort erkannten, was passiert war, nahm die Hoffenheimer Hintermannschaft samt Torhüter Koen Casteels das Tor einfach so hin. Erst einige Minuten später registrierten die Auswechselspieler das Loch im Netz. Da war es freilich schon zu spät. Denn mit Wiederanpfiff war laut Regelauslegung der Deckel drauf. Passend zu dem unrühmlichen Schauspiel zögerte Brych eben vor diesem Pfiff und fragte nochmals bei Kießling nach. Wer glaubt der Leverkusener Stürmer wusste zu diesem Zeitpunkt nicht Bescheid, der glaubt auch, dass Integrität die wichtigste Charaktereigenschaft eines FIFA-Funktionärs ist.

Der Ausgang ist bekannt. Nachdem die Hoffenheimer Auswechselspieler dem Unparteiischen das Loch im Netz zeigten und dieser knapp eine Viertelstunde vor Spielschluss den dicksten Bock seiner Laufbahn realisierte, versuchte Brych noch alles, um dem Spiel eine Wendung zu geben. Doch an dem 1:2-Endstand änderte auch der geschenkte und letztlich verschossene Elfmeter für die TSG nichts.

Kießlings Einladung vom DFB

Heute Morgen kam Stefan Kießling endlich dem nach, was er seit drei Jahren nicht mehr tun durfte – eine Einladung des DFB anzunehmen. Dort sagte er brav seine bis ins kleinste Detail erarbeitete Aussage auf und trug seinen Teil dazu bei, dass die drei Punkte in Leverkusen und das Fair Play auf der Strecke bleiben.
Aufrufe: 028.10.2013, 15:00 Uhr
bz/mczAutor