2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
?In Buch ist man sehr wetterfühlig? hat Helmut Rah­ner im Knoblauchsland festgestellt. F: Zink
?In Buch ist man sehr wetterfühlig? hat Helmut Rah­ner im Knoblauchsland festgestellt. F: Zink

"Der TSV Buch ist ein Haifischbecken"

Völlig überraschend hat der Landesligist Trainer Helmut Rahner beurlaubt, der wundert sich weshalb

Zweieinhalb Jahre war Ex-Profi Helmut Rahner (44) Trainer der Landesliga-Mannschaft des TSV Buch. Er führte das Team zwei­mal auf Rang drei und klopfte ans Tor zur Bayernliga. Vier Tage vor Beginn der Restrunde hat ihn die Vorstandschaft überraschend vor die Tür gesetzt. Ein Telefonge­spräch nach Mallorca, wo Rahner gerade ein wenig Abstand sucht.

Herr Rahner, kam die Entlas­sung für Sie ebenso überraschend wie für den Rest des Amateurfuß­balls in der Region?
Helmut Rahner: Ich wurde vier Tage vor dem ersten Spiel zu einem Gespräch gebeten, da wuss­te ich in der Einleitung nach dem dritten Satz, worum es geht.

Also wussten Sie vor dem Ge­spräch nicht, dass Sie gleich Ihren Trainerjob los sein werden?
Rahner: Nein. Aber das kannst du in Buch sowieso nie wissen. Ich bin ja schon einmal entlassen worden, am 28. Spieltag der ver­gangenen Saison, das weiß nur kaum jemand. Kurz darauf wurde ich wieder eingestellt.

Wie kann so etwas sein?
Rahner: In Buch ist man sehr wetterfühlig, vielleicht war nichts los in der Landwirtschaft, viel­leicht war nichts zu tun, dann haben sich eben ein paar Entschei­dungsträger gesagt: Hauen wir doch mal den Trainer raus.

Kann man unter diesen Umstän­den professionell arbeiten?
Rahner: Ich dachte es auch nicht, aber es ist möglich. Es zeich­net sogar den TSV Buch aus, dass er gegen all diese Regeln des Fuß­balls verstößt, es aber trotzdem irgendwie geht mit dem Erfolg. Das ist der Kick, deshalb macht das so viel Spaß in Buch.

Was war denn der Grund für Ihre Entlassung?
Rahner: Das weiß ich nicht so genau.

Wie bitte?
Rahner:
In dieser Aussprache wurde gesagt, dass man zu 95 Pro­zent mit meiner Arbeit zufrieden ist. Die anderen fünf Prozent sind Dinge, die ich nicht ganz durchbli­cken kann. Manchmal sind es ein­zelne Spieler, die unzufrieden sind, weil sie nicht spielen. Denen ist das Training zu hart, sie wol­len anders spielen, länger spielen, überhaupt spielen.

Eine Revolte gegen Sie?
Rahner:
So haben mir es schon ein paar gesteckt, ja. Ich habe schon einmal einen Zettel durch­gehen lassen, da stand das Team mit 19 zu zwei Stimmen hinter mir. Angefangen haben die Proble­me in Buch eigentlich mit dem Abschied von Matthias Leibold, der mir immer den Rücken freige­halten hat. Hier wollen zehn Leu­te mitreden, jeder hat was zu sagen, Auswärtige möchte man nicht. Es ist ein Haifischbecken.

Also sind Sie froh, dass es vor­bei ist?
Rahner: Nein, so kann man das nicht sagen. Die Entwicklung seit vergangenem September in Buch ist schade, vorher war alles top, da haben alle an einem Strang gezogen und das Ziel war Bayern­liga. Ich weiß nicht, was im Win­ter dann passiert ist – plötzlich wollte der Verein das alles nicht mehr, wollte zurück dorthin, wie es vor fünf Jahren war. Ich habe den Eindruck, man möchte auch die Landesliga nicht mehr.

Aber Sie sind den neuen Weg doch mitgegangen, haben junge Spieler eingesetzt wie gefordert.
Rahner: Ja, deshalb kann ich es mir auch nicht so recht erklären, weshalb man vier Tage vor dem ersten Spiel den Trainer entlässt.

Können Sie sich noch identifi­zieren mit dem TSV Buch?
Rahner: Ich bereue das ganz und gar nicht, es ist eine Riesensa­che beim TSV Buch. Aber es ist natürlich schwierig, wenn Dinge, die versprochen wurden, nicht gehalten werden. Wenn wir nicht auf die Plätze können zum Trai­nieren, das Trainingslager gestri­chen wird und keiner weiß wieso. Dass keine Prämien gezahlt wer­den, das ist ja okay, wir haben auch gute Spieler auf anderem Weg bekommen, haben Jobs orga­nisiert. Das geht schon auch. Aber irgendwie wollen das ein paar nicht mehr mittragen und lieber zurück in vergangene Zeiten.

Sie sagen, nach Ihrer ersten Ent­lassung wurden Sie kurz darauf wieder eingestellt. Könnte das nun auch passieren?
Rahner: Das ist möglich, ja

Würden Sie dann noch einmal zur Verfügung stehen?
Rahner:
Warum nicht? Im Grun­de ist der TSV Buch großartig.

Aufrufe: 08.3.2016, 09:27 Uhr
Christoph Benesch (NN)Autor