Herr Rahner, kam die Entlassung für Sie ebenso überraschend wie für den Rest des Amateurfußballs in der Region?
Helmut Rahner: Ich wurde vier Tage vor dem ersten Spiel zu einem Gespräch gebeten, da wusste ich in der Einleitung nach dem dritten Satz, worum es geht.
Also wussten Sie vor dem Gespräch nicht, dass Sie gleich Ihren Trainerjob los sein werden?
Rahner: Nein. Aber das kannst du in Buch sowieso nie wissen. Ich bin ja schon einmal entlassen worden, am 28. Spieltag der vergangenen Saison, das weiß nur kaum jemand. Kurz darauf wurde ich wieder eingestellt.
Wie kann so etwas sein?
Rahner: In Buch ist man sehr wetterfühlig, vielleicht war nichts los in der Landwirtschaft, vielleicht war nichts zu tun, dann haben sich eben ein paar Entscheidungsträger gesagt: Hauen wir doch mal den Trainer raus.
Kann man unter diesen Umständen professionell arbeiten?
Rahner: Ich dachte es auch nicht, aber es ist möglich. Es zeichnet sogar den TSV Buch aus, dass er gegen all diese Regeln des Fußballs verstößt, es aber trotzdem irgendwie geht mit dem Erfolg. Das ist der Kick, deshalb macht das so viel Spaß in Buch.
Was war denn der Grund für Ihre Entlassung?
Rahner: Das weiß ich nicht so genau.
Wie bitte?
Rahner: In dieser Aussprache wurde gesagt, dass man zu 95 Prozent mit meiner Arbeit zufrieden ist. Die anderen fünf Prozent sind Dinge, die ich nicht ganz durchblicken kann. Manchmal sind es einzelne Spieler, die unzufrieden sind, weil sie nicht spielen. Denen ist das Training zu hart, sie wollen anders spielen, länger spielen, überhaupt spielen.
Eine Revolte gegen Sie?
Rahner: So haben mir es schon ein paar gesteckt, ja. Ich habe schon einmal einen Zettel durchgehen lassen, da stand das Team mit 19 zu zwei Stimmen hinter mir. Angefangen haben die Probleme in Buch eigentlich mit dem Abschied von Matthias Leibold, der mir immer den Rücken freigehalten hat. Hier wollen zehn Leute mitreden, jeder hat was zu sagen, Auswärtige möchte man nicht. Es ist ein Haifischbecken.
Also sind Sie froh, dass es vorbei ist?
Rahner: Nein, so kann man das nicht sagen. Die Entwicklung seit vergangenem September in Buch ist schade, vorher war alles top, da haben alle an einem Strang gezogen und das Ziel war Bayernliga. Ich weiß nicht, was im Winter dann passiert ist – plötzlich wollte der Verein das alles nicht mehr, wollte zurück dorthin, wie es vor fünf Jahren war. Ich habe den Eindruck, man möchte auch die Landesliga nicht mehr.
Aber Sie sind den neuen Weg doch mitgegangen, haben junge Spieler eingesetzt wie gefordert.
Rahner: Ja, deshalb kann ich es mir auch nicht so recht erklären, weshalb man vier Tage vor dem ersten Spiel den Trainer entlässt.
Können Sie sich noch identifizieren mit dem TSV Buch?
Rahner: Ich bereue das ganz und gar nicht, es ist eine Riesensache beim TSV Buch. Aber es ist natürlich schwierig, wenn Dinge, die versprochen wurden, nicht gehalten werden. Wenn wir nicht auf die Plätze können zum Trainieren, das Trainingslager gestrichen wird und keiner weiß wieso. Dass keine Prämien gezahlt werden, das ist ja okay, wir haben auch gute Spieler auf anderem Weg bekommen, haben Jobs organisiert. Das geht schon auch. Aber irgendwie wollen das ein paar nicht mehr mittragen und lieber zurück in vergangene Zeiten.
Sie sagen, nach Ihrer ersten Entlassung wurden Sie kurz darauf wieder eingestellt. Könnte das nun auch passieren?
Rahner: Das ist möglich, ja
Würden Sie dann noch einmal zur Verfügung stehen?
Rahner: Warum nicht? Im Grunde ist der TSV Buch großartig.