2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Der \\\"Mister Zuverlässig\\\" des SSV Jahn: Sebastian Nachreiner (rechts) Foto: Eibner
Der \\\"Mister Zuverlässig\\\" des SSV Jahn: Sebastian Nachreiner (rechts) Foto: Eibner

Der Dauerbrenner des SSV Jahn

Sebastian Nachreiner stand in allen Partien der Regensburger in der laufenden Drittligasaison auf dem Platz +++ Er hat es seinen Kritikern gezeigt

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Ein halbes Jahr kann im Fußball eine Ewigkeit sein. Vor einem halben Jahr, da schlichen die Spieler des SSV Jahn meist mit bedröppelter Miene auf dem Platz herum. In der Zweitligasaison der Regensburger stimmte es im Team am Ende hinten und vorne nicht mehr. Heute, da gibt es sogar nach einem Unentschieden wie am vergangenen Samstag lächelnde Gesichter. Jeder kämpft für jeden. Der Spaß ist zurückgekehrt. Und einer, der das genau registriert hat, ist Sebastian Nachreiner. Der ist nicht nur Kapitän der Mannschaft, er stand auch in allen 20 bisher gespielten Liga-Partien auf dem Platz. Der Mann konnte sich also ein genaues Bild machen.

Herrscht beim Jahn wieder ein guter Geist? ,,Der Eindruck täuscht tatsächlich nicht", sagt Nachreiner. Es gebe dafür auch Gründe. Gut für das Klima sei etwa, dass das Trainerteam eine ,,durchweg positive Denkweise" habe. Den Spielern mache es Spaß, zum Training zu kommen, glaubt er. Über kurz oder lang soll sich das auch im Wettkampf auszahlen: ,,Leider haben wir noch nicht so viele Punkte wie erhofft, da sind sich alle einig, ebenso in dem Bestreben, daran was zu ändern."

Winterpause kommt ihm sogar etwas ungelegen

20 Ligaspiele am Stück - das haben in dieser Saison beim Jahn nur Jim-Patrick Müller und eben Nachreiner geschafft. Ausgebrannt ist der 25-jährige Kapitän aber noch lange nicht: ,,Müde fühle ich mich trotz der vielen Spiele eigentlich nicht. Zunächst einmal ist es doch großes Glück, von Verletzungen verschont zu bleiben, um überhaupt so viele Spiele machen zu können." Nachreiner glaubt nicht zuletzt an den Trainingseffekt des Wettkampfs: ,,Erst dadurch kommen die letzten paar Prozent Fitness und die nötige Konstanz." Insofern komme ihm die Winterpause zum jetzigen Zeitpunkt sogar etwas ungelegen - er hätte durchaus gerne weiter gespielt, weiter an seinem Spiel gefeilt.

Nachreiner ist kein Edeltechniker, er ist keiner, der das Spiel von der Abwehr aus mit Zuckerpässen eröffnet. Dafür hat er etwas anderes, das für einen Verteidiger im Fußball noch viel wichtiger ist: Zuverlässigkeit. Athletisch konnte er sowieso schon immer mithalten. Nun hat der Wastl, wie sie ihn in der Mannschaft nennen, sein Tackling und Kopfballspiel noch verbessert und seine Fehlerquote auf ein Minimum reduziert. Das dürfte seinem Trainer Thomas Stratos sehr gut gefallen. Als Abwehrchef braucht er jemanden, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlt - Nachreiner tut dies.

Der Niederbayer, so scheint es, ist endgültig beim Jahn angekommen. Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte er beim FC Gottfrieding. Von dort ging es zum FC Dingolfing, für den er vor drei Jahren noch in der Landesliga kickte. Dann wechselte er nach Regensburg. Dort hatten ihn seitdem eigentlich vor jeder Saison nicht alle auf dem Zettel. Die Stammplätze schienen an andere vergeben - am Ende spielte aber fast immer Nachreiner.Er hat es allen gezeigt, möchte man meinen. Triumphgeheul gibt es von ihm aber nicht. Er blickt schon wieder nach vorne: ,,Anerkennung musst du dir immer erst verdienen und dich immer wieder unter Beweis stellen. Von guten Leistungen in der Vergangenheit kann sich keiner was kaufen." Zufrieden ist er aber schon: ,,Unter jedem Trainer konnte ich mir einen Stammplatz erkämpfen, sowohl unter Markus Weinzierl, als auch unter allen drei Trainern letztes Jahr in der zweiten Liga. Letztlich wird das schon an guten Leistungen liegen." Dass er heuer zudem Kapitän wurde, sieht er als ,,Bestätigung und Belohnung", auch wenn er wisse, dass ,,es immer Kritiker gibt, die das gerne anders sehen dürfen, damit kann ich umgehen".

Jura-Studium als zweites Standbein

Nachreiner hat übrigens noch ein zweites Standbein neben dem Profi-Fußball. Er studiert im neunten Semester Jura an der Universität Regensburg. Mit etwas Willen, erzählt Nachreiner, lasse sich das ganz gut kombinieren. Zwar hinke er Kommilitonen, mit denen er das Studium einst begonnen habe, etwas hinterher, ,,aber in ein bis zwei Jahren möchte ich schon das erste Staatsexamen ablegen". Er kann es sich übrigens durchaus vorstellen, später beides zu kombinieren und sich etwa auf Sportrecht zu spezialisieren: ,,Aber da habe ich mich noch nicht endgültig entschieden."

Seinem Vater dürfte er somit doppelt Freude mache. Papa Anton ,,Toni" Nachreiner ist nicht nur ehemaliger Bundesliga-Spieler des TSV 1860 München, er ist auch promovierter Jurist und inzwischen Direktor des Amtsgerichts Deggendorf. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses. Frotzeleien vom Vater, dass der Sohn es bislang nicht ebenfalls in die erste Liga geschafft hat, gibt es im Hause Nachreiner aber nicht: ,,Ach, da ist er nicht so der Typ, der da ständig darauf herumreitet. Und ein bisschen stolz ist er glaube ich dennoch", erzählt der Sohn.

Aufrufe: 018.12.2013, 16:09 Uhr
Jürgen ScharfAutor