2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nicht wirklich zufrieden: Trainer Eugen Beck und Sohn Daniel Spiegelhalter. | Foto: Daniel Thoma
Nicht wirklich zufrieden: Trainer Eugen Beck und Sohn Daniel Spiegelhalter. | Foto: Daniel Thoma
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Das neue Gefühl der Niederlage

Vier Gründe für den Fall des erfolgsverwöhnten Aufsteigers FC Freiburg-St. Georgen auf den letzten Tabellenplatz der Verbandsliga

Die Verbandsliga ist für den FC Freiburg-St. Georgen absolutes Neuland. Der Aufstieg im Sommer war der größte Erfolg in der 93-jährigen Vereinsgeschichte. Zwei Jahre lang surfte die Mannschaft auf einer Welle des Erfolgs, noch in der Saison 2010/11 spielte sie in der Kreisliga A. In der laufenden Runde scheint das aktuelle Tabellenschlusslicht, das am Sonntag den SV Endingen erwartet, seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Wo liegen die Probleme bei den Grün-Weißen?
Personalsorgen
Der Start in die Verbandsliga war nicht mal schlecht: Das Auftaktspiel gegen den SV Waldkirch gewannen die St. Georgener, es folgten Unentschieden gegen den FC Bad Dürrheim und den FC Singen, alles etablierte Verbandsligisten. Seitdem verlor der Neuling allerdings fünf Spiele in Folge. Einen Grund hat Trainer und Vereinspräsident Eugen Beck dafür gleich parat: „Urlaubsbedingt und auch durch Verletzungen kam es zu einem personellen Engpass.“ Allein bei der 1:4-Niederlage beim Offenburger FV fehlten Beck sieben Mann. Vor allem der Ausfall von Defensivstratege Tobias Barth schwächt das Team. Erst verpasste er die Vorbereitung, dann riss er sich das Außenband.
Zudem müssen sich seine Spieler erst an die höhere Spielklasse gewöhnen: „Da kann ich nicht erwarten, dass sie sofort die ganze Verbandsliga rumreißen. Hier ist ja alles viel schneller“, sagt Beck. Auch Kapitän Tobias Rauber, mit 28 Jahren einer der Erfahrenen in der Mannschaft, kommt auf die Personalproblematik zu sprechen: „Die letzten Jahre hatten wir einen riesigen Konkurrenzkampf im Training, Jeder wollte unbedingt spielen, das hat uns ausgezeichnet. Der fehlt durch die Verletzten derzeit etwas.“ Für Rauber ist dies der Hauptgrund der Misere.

Kopfsache
Die letzten Jahre schwamm die Mannschaft auf einer Welle der Euphorie. Das Gefühl, mal zwei Spiele am Stück zu verlieren, kannte sie nicht. Der aktuelle Negativlauf ist für die meisten Spieler Becks eine völlig neue Erfahrung. „Verlieren müssen wir erst wieder lernen, aber meine Spieler können das sehr gut einordnen.“ Sie sind sich bewusst, dass die neue Liga ein viel höheres Niveau besitzt. Auch Rauber schließt sich seinem Trainer an: „Ich kenne noch Niederlagenserien aus meiner Kreisliga-Zeit, aber viele Jüngere bei uns verlieren jetzt zum ersten Mal in ihrer Aktivenzeit.“ Sich bei Rückständen aufzubäumen und Spiele noch zu drehen, war eine der Stärken des FC in den vergangenen Jahren. „Derzeit gelingt es uns nicht dagegenzuhalten, wenn wir hinten liegen“, hat der Coach hier ein mentales Problem erkannt.

Konzept Dorfverein
Die meisten Spieler stammen aus dem Verein, Gelder fließen nicht, wie Beck betont. Anders als die Konkurrenz, konnten so auch keine namhaften und ligaerfahrenen Neuzugänge akquiriert werden. In St. Georgen wird auf die eigene Jugend gesetzt. Viele Spieler sind seit der Kreisliga dabei. So soll es auch bleiben. Geld für Neuzugänge im Winter soll nicht in die Hand genommen werden, stellt Beck klar: „Wir werden keine finanziellen Experimente unternehmen, eher schlagen wir den bitteren Weg ein und gehen wieder runter in die Landesliga.“ Ein Konzept, das auch Rauber stützt: „Ich finde es gut, dass der Verein keine Spieler dazugekauft hat, einerseits, weil er es sich finanziell nicht hätte leisten können, andererseits, weil jedem im Verein bewusst ist, dass die Verbandsliga wohl eher die Ausnahme ist.“ Rauber betont aber zugleich, dass er und die Mannschaft den Glauben an den Klassenerhalt längst nicht aufgegeben haben.

Hohe Fehlerquote
„Fehler werden in der Verbandsliga konsequent bestraft, diese Erfahrung erleben wir gerade“, zählt Beck einen weiteren Grund für den Negativlauf auf. In der Landesliga stellte St. Georgen noch die beste Defensive, kassierte nur 22 Gegentore mit seiner Dreierkette. Eine Klasse höher sind es nach acht Spieltagen bereits 21. Auch können Einzelne mit ihrer individuellen Klasse ein Spiel nicht mehr wie im Vorjahr rumreißen. „Letztes Jahr konnte einer noch durchdribbeln und abschließen, das funktioniert in der Verbandsliga nicht mehr“, erklärt Rauber. Erschwerend kommt hinzu: Eigene Chancen werden in schöner Regelmäßigkeit vergeben. „In Rielasingen hätten wir auch 2:0 führen können“, so Rauber. Am Ende stand es 1:5.

Die Prognose
Einfacher wird es für den FC Freiburg-St. Georgen nicht. Der Verein macht derzeit die Erfahrung, dass die Verbandsliga ein ganz neues Kaliber darstellt. Ein Vorteil ist, dass die Mannschaft absolut intakt ist und sich seit langem kennt. Sollten sich die Personalsorgen wieder entkrampfen und bald wieder ein Erfolgserlebnis eingefahren werden, liegt das Ziel Klassenerhalt nicht in unerreichbarer Ferne. Allerdings weiß jeder im Freiburger Stadtteil: Der Ligaverbleib wird eine Herkulesaufgabe. Und ein Scheitern wäre für einen Klub wie St. Georgen (oder den SC Wyhl im Vorjahr) der Normalfall.
Aufrufe: 01.10.2014, 18:00 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor