2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
m sportlich den Klassenerhalt zu schaffen, müsste Aias Aosman und Co. (links, im Spiel gegen Dresden) schon ein mittelgroßes Fußballwunder gelingen.  Foto: Nickl
m sportlich den Klassenerhalt zu schaffen, müsste Aias Aosman und Co. (links, im Spiel gegen Dresden) schon ein mittelgroßes Fußballwunder gelingen. Foto: Nickl

Das letzte Fünkchen Jahn-Hoffnung

Die Regensburger steuern scheinbar unaufhaltsam auf den Abstieg zu - außer bei anderen Drittligisten gehen die Lichter aus

Verlinkte Inhalte

Illusionen macht sich beim SSV Jahn Regensburg niemand mehr. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt stirbt zwar bekanntlich ganz zuletzt, acht Spieltage vor Schluss trennen den Fußball-Drittligisten in der Tabelle aber neun Punkte vom rettenden Ufer. Es müsste schon eine furiose Siegesserie her, um diese Lücke noch zu schließen. Das wäre ein mittelgroßes Fußball-Wunder, wie Spieler und Funktionäre des Jahn offen einräumen. Deswegen tun diese gut dran, auch andere Möglichkeiten, wie die Liga gehalten werden kann, im Blick zu haben. Etwa die Frage, ob alle Klubs die Lizenz für die kommende Saison erhalten. Wenn nicht, würde der Jahn in der Abschlusstabelle kampflos nach oben rutschen - vielleicht sogar auf einen Nichtabstiegslatz.

Zunächst einmal steht der Jahn aber selbst in der Pflicht. Basis aller Gedankenspiele ist, dass die Regensburger die Rote Laterne bis Saisonende noch abgeben und zumindest auf den drittletzten Platz hochklettern. Dies ist bei aktuell sieben Punkten Rückstand auf den aktuellen Tabellenachtzehnten FSV Mainz 05 II schwer genug. Dass gleich zwei oder mehr Klubs die Lizenz verweigert wird und somit auch einer der ganz hinteren Ränge zum Nichtabstieg reichen, ist indes mehr als unwahrscheinlich.

Die Gerüchteküche brodelt

Bis zur ersten März-Woche mussten die Drittliga-Vereine ihre Lizenzierungsunterlagen beim Deutschen-Fußballbund einreichen. Anfang Juni wird der Verband das Ergebnis seiner Prüfung bekannt geben. Hier brodelt wie jedes Jahr die Gerüchteküche. Manchen Klubs werden fast traditionell Finanzprobleme nachgesagt. So etwa dem VfL Osnabrück.

VfL-Sprecher Sebastian Rüther sagt der MZ/FuPa, dass der Klub die Lizenz für kommende Saison fristgerecht beantragt habe. Nun warte man auf die Entscheidung des Verbands, ob es Auflagen gibt. Diese wären eigentlich keine große Überraschung. In den vergangenen Jahren mussten die Osnabrücker fast immer nachlegen - erhielten am Ende aber auch stets die Lizenz.

Der VfL Osnabrück ist das Paradebeispiel eines Traditionsklubs, der in der 3. Liga auf Dauer finanzielle Probleme bekommt. Wer, wie die Osnabrücker, Eigentümer des Stadions ist, hat in der niedrigsten Profiliga alleine an den Betriebskosten der Arena schwer zu knabbern. Noch härter trifft es da den MSV Duisburg. Zwar haben die Zebras auch in der 3. Liga noch viele Fans, um das mit 31 500 Plätzen vergleichsweise riesige Stadion und den gesamten Klubbetrieb zu unterhalten, ist der MSV über kurz oder lang aber auf Gedeih und Verderb auf einen Aufstieg angewiesen. Derzeit spielen die Duisburger auch oben mit. Ob es wirklich klappt, in die 2. Liga zu kommen, kann aber niemand mit Sicherheit sagen. Der Klub hat deswegen auch für ein weiteres Jahr 3. Liga geplant. Die Lizenzunterlagen seien eingereicht worden, erzählt MSV-Sprecher Martin Haltermann. Und die Vorstandschaft verkündete bereits öffentlich, dass der Klub ein weiteres Jahr in der 3. Liga auf jeden Fall überstehen werde.

Im vergangenen Sommer bekamen sechs Vereine der 3. Liga bei der Lizenzierung Probleme. Neben Duisburg und Osnabrück waren das auch noch Rostock, Dresden, Bielefeld und Unterhaching. Ob dieses Sextett heuer wieder einen oder mehrere Wackelkandidaten stellt, ist offen. Weitaus drängender scheinen ohnehin die Sorgen bei der SpVgg Unterhaching. Dem Mitkonkurrenten des Jahn im Abstiegskampf soll vom DFB eine Strafe bis hin zu einem Punktabzug in der laufenden Saison drohen. Grund sind angeblich die noch zu erfüllenden Auflagen im Rahmen der Nachlizenzierung. ,,Das Ergebnis darüber ist noch nicht da", sagt SpVgg-Präsident Manni Schwabl. Er gehe aber davon aus, dass alles normal gelaufen sei, meint er. Dass sein Klub finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, verhehlt er nicht: ,,Es ist nie etwas ausgeschlossen. Mit unserem Minibudget kämpfen wir jedes Jahr ums Überleben."

Ein anderes Szenario, dass den Jahn in der Tabelle aufrücken lassen würde, wäre ein Rückzug der U23 eines Bundesligisten. Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt meldeten ihre zweiten Mannschaften vergangenes Jahr ab. Beide Vereine setzen nun auf einen direkten Sprung der eigenen Talente aus der Jugend in den Profikader - ohne kostspielige Zwischenstation.

Bundesliga-Reserven bleiben wohl

Dass der Jahn heuer von einem ähnlichen Fall profitieren könnte, scheint unwahrscheinlich. Die U23-Teams von Borussia Dortmund, dem VfB Stuttgart oder des FSV Mainz 05 spielen in der 3. Liga. Gerüchte gibt es auch hier viele. Etwa, dass die Stuttgarter bei einem Abstieg aus der Bundesliga ihre Reserve abmelden würden oder dass den Mainzern der Betrieb der U23 zu aufwendig sei. Daniel Haas, Sprecher der Mainzer, dementiert das für seinen Klub energisch: ,,Das höre ich zum ersten Mal. Da ist nichts dran."

Klarheit wird der SSV Jahn erst im Sommer haben. Dass man im Fußball besser aber nichts ausschließen soll, wissen die Regensburger aus eigener Erfahrung. 2013 stieg der Klub als Letzter aus der 2. Liga ab. Dabei hätte damals der vorletzte Rang gereicht, da Duisburg die Lizenz entzogen wurde und der Drittletzte Dresden in der Relegation bereits den Klassenerhalt geschafft hatte. Jahn-Sportchef Christian Keller will aber nicht spekulieren: ,,Wir sind gut beraten, wenn wir nur an uns selber denken", meint er.

Übrigens: Ganz nebenbei droht die 3. Liga zur bayernfreien Zone zu werden, sind doch schließlich die einzigen zwei Klubs aus dem Freistaat - Unterhaching und Regensburg - stark abstiegsgefährdet. Haching-Boss Schwabl wünscht deswegen nicht nur dem eigenen Klub sondern auch dem SSV Jahn die Rettung: ,,Wir fahren lieber nach Regensburg in ein neues Stadion als in den Norden."

Aufrufe: 024.3.2015, 15:36 Uhr
J. Scharf/H. ReichenwallnerAutor